Maximal 14 Millionen Euro für Tim Höttges

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Viel Lob ist Timotheus Höttges, dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Telekom , auf dem Aktionärstreffen in Bonn zugeflossen. Schließlich sind die Anteilseigner erfolgsverwöhnt, ist die Aktie des größten europäischen Telekommunikationskonzerns im Jahr 2024 doch um 37,8 Prozent inklusive der Dividende gestiegen – und hat damit sämtliche Vergleichswerte deutlich übertroffen. Mit einem Anstieg von 17 Prozent auf 90 Cent je Aktie wird zudem die höchste Dividende der Unternehmensgeschichte ausgeschüttet. Die Telekom habe sich vom „negativen Image der Vergangenheit befreit und sich als Marktführer etabliert, der für höchste Qualität und Innovation steht“, sagte etwa Linus Vogel, Nachhaltigkeitsspezialist von der Fondsgesellschaft Deka.

Ein Detail aus der Einladung zur Hauptversammlung sorgte jedoch in der fast bis auf den letzten Platz gefüllten Halle im World Conference Center in Bonn für einige Diskussionen: Für seine letzte Amtsperiode als Telekom-Chef soll die Maximalvergütung für Höttges auf 14 Millionen Euro steigen. „Mit dieser Maßnahme soll dem Umstand Rechnung getragen werden, dass der derzeitige Vorstandsvorsitzende bereit war, sein Mandat ein weiteres Mal vorzeitig zu verlängern, um den erfolgreichen Weg der Deutschen Telekom fortzuführen“, heißt es im aktualisierten Vergütungssystem für 2025. Maximalvergütung heißt freilich nicht, dass der Betrag auch erreicht wird: Dem Vergütungsteil des Geschäftsberichts zufolge hat Höttges 9,1 Millionen Euro im Jahr 2024 verdient.

Kritik an der „Lex Höttges“

„Wir werden den Aufsichtsrat an seine Zusage erinnern, die Maximalvergütung nach Beendigung des Mandats von Herrn Höttges wieder auf 11 Millionen Euro absinken zu lassen“, sagte Hendrik Schmidt, Experte für gute Unternehmensführung (Corporate Governance) bei der Fondsgesellschaft DWS. Zwar habe Höttges „brillante Arbeit geleistet“, die angemessen entlohnt werden sollte, wie Henrik Pontzen sagte, der bei Union Investment für Nachhaltigkeit zuständig ist.

Jedoch werfe die Anpassung des Vergütungssystems Fragen auf. „Denn ein System wird nicht für einen konkreten Einzelfall gemacht, sondern soll Regeln etablieren, die allgemeingültig sind und dadurch Orientierung stiften“, sagte Pontzen. Es könne nicht sein, dass Vorstandsvorsitzende nur bleiben, wenn „eine Art Halteprämie“ ausgelobt werde oder Obergrenzen „willkürlich erweitert“ würden. Frederik Beckendorff von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) bezeichnete es als eine „Lex Höttges“. Christian Strenger, Direktor für gute Unternehmensführung an der Frankfurt School of Finance, nannte die Vergütung für Höttges hingegen „völlig okay“ und warnte davor, sich schon jetzt darauf festzulegen, einem künftigen Vorstandsvorsitzenden eine geringere Maximalvergütung anzubieten.

Diversitätsspagat zwischen Europa und Amerika

Als heißer Kandidat für die Nachfolge galt zuletzt der ehemalige Deutschlandchef Srini Gopalan. Er ist kürzlich in die amerikanische Tochtergesellschaft T-Mobile US gewechselt. Dort verdient der Manager übrigens viel mehr als der Telekom-Vorstandsvorsitzende. Durch Boni und Aktienpakete kommt Gopalan in seinem ersten Jahr auf eine Vergütung von 16,5 Millionen Dollar, was mehr als einer Vervierfachung seines vorigen Gehalts entspricht.

Amerika ist der wichtigste Markt für die Deutsche Telekom , die Tochtergesellschaft trägt den Großteil zu Umsatz und Gewinn bei. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat die Telekom 115,8 Milliarden Euro umgesetzt und einen Konzernüberschuss von 9,4 Milliarden Euro erzielt. Rund 10 Milliarden Dollar will T-Mobile in diesem Jahr für drei Übernahmen ausgeben, eine davon ist kürzlich schon genehmigt worden.

Kurz vorher hatte sich die Tochtergesellschaft gegenüber der amerikanischen Telekom-Regulierungsbehörde FCC dazu verpflichtet, seine Initiativen für Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion (DEI) weitgehend aufzugeben. Auch viele andere US-Konzerne haben solche Programme zuletzt eingestampft. Christian Strenger fragte Höttges danach, wie die Telekom diesen „Spagat“ zwischen den Grundsätzen in Europa und Amerika hinbekommen wolle. Der Telekom-Vorstandsvorsitzende verwies darauf, dass die aktuelle politische Lage „extrem komplex“ sei. „Uns fällt es nicht leicht, den richtigen Weg zu finden. Gerade wenn sich rechtliche Vorgaben ändern, miteinander im Konflikt stehen und Dilemma auslösen“, sagte Höttges.

In Europa gebe es etwa fest verankerte Ziele zur Geschlechtergerechtigkeit, in Amerika müsse sich T-Mobile als börsennotiertes Unternehmen an die Regeln halten. Dabei bleibe die Telekom ihrem Wertekompass aber treu, sagte Telekom. „Unterschiedliche Perspektiven bereichern unser Unternehmen und machen uns besser“, sagte Höttges. „Das bleibt unabhängig von kurzfristigen Trends und politischen Veränderungen bestehen.“.

In seiner Rede vor den Aktionären verwies Höttges auch darauf, dass die Telekom „auf beiden Seiten des Atlantiks“ stark sei. „Wir sind nicht abhängig von einem einzelnen Markt“, sagte der Telekom-Vorstandsvorsitzende. Als globales Unternehmen, das immer global produziere, sei die Telekom von Zöllen weniger betroffen. Höttges forderte zudem, dass es in Europa wieder eine „Leistungskultur“ geben müsse. „Wir haben es uns zu bequem gemacht. Vieles läuft eben nicht mehr, daher müssen wir uns verändern.“ Auf der Mobilfunkmesse in Barcelona hatte sich Höttges für die Gründung eines DOGE ausgesprochen, also einer Regierungsabteilung für staatliche Effizienz nach dem Vorbild Amerikas. Der DSW-Vertreter Beckendorff fragte angesichts des „bisher eher mäßigen Erfolgs“ des DOGE-Verantwortlichen Elon Musk nach der Aussage. Höttges wies von sich, als „Musk-Sympathisant“ zu gelten, sprach sich angesichts einer überbordenden Regulierung gleichwohl dafür aus, Behörden zu verkleinern.