Die von US-Präsident Donald Trump angekündigte Zollpause hat die Aktienmärkte weltweit nach oben katapultiert. Trump hatte am Mitwoch bestimmte, gerade in Kraft getretene Zölle für 90 Tage ausgesetzt. Während der Pause solle ein universeller Zollsatz in Höhe von 10 Prozent gelten. Für China gilt das aber nicht: Auf chinesische Einfuhren erhöhte Trump die Zölle mit sofortiger Wirkung auf nun insgesamt 125 Prozent, geht allerdings weiter von einer Einigung mit der Volksrepublik aus: „China will einen Deal machen.“
An den asiatischen Börsen erholten sich die Kurse an diesem Donnerstag im Anschluss an ein Kursfeuerwerk an der Wall Street. Der japanische Nikkei-225-Index legte am frühen Morgen um 8,3 Prozent auf 34.353,17 zu. Der breiter gefasste Topix notierte 7,5 Prozent höher bei 2526,34.
Auch chinesische Aktien stiegen bei der Eröffnung der Börsen – trotz der heftigen neuen US-Zölle auf Importe aus China. Die Börse Shanghai gewann 1,2 Prozent auf 3225,19. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen stieg um 1,3 Prozent auf 3734,06.
Sorgen vor Handelskrieg mit China
Die Aktien auf dem chinesischen Festland und in Hongkong hatten sich trotz der weltweiten Aktienkrise relativ gut gehalten, da erwartet wird, dass Peking mehr tun wird, um die Wirtschaft vor Zöllen zu schützen. Die chinesische Regierung erklärte, sie werde entschlossene Maßnahmen ergreifen, um Chinas Rechte und Interessen zu schützen. In einem veröffentlichten Weißbuch heißt es, Peking sei bereit, mit Washington zu sprechen, um die Differenzen mit den USA zu lösen.
„Es ist schwer vorstellbar, dass eine der beiden Seiten in den nächsten Tagen einen Rückzieher macht. Wir vermuten jedoch, dass es letztendlich zu Gesprächen kommen wird, auch wenn eine vollständige Rücknahme aller seit dem Tag der Amtseinführung erhobenen zusätzlichen Zölle unwahrscheinlich erscheint“, sagte Paul Ashworth, Chefökonom für Nordamerika bei Capital Economics. Daniel Russel, Vizepräsident für internationale Sicherheit und Diplomatie am Asia Society Policy Institute sieht das ähnlich. Er sagte: „Es ist unwahrscheinlich, dass China seine Strategie ändern wird: standhaft bleiben, Druck absorbieren und Trump seine Hand überspielen lassen. Peking glaubt, dass Trump Zugeständnisse als Schwäche ansieht, so dass ein Nachgeben nur zu noch mehr Druck führt.“
Die Ölpreise gaben am frühen Donnerstagmorgen angesichts des verschärften Handelskriegs zwischen den USA und China um rund ein Prozent nach. Am Mittwoch hatten sie sich noch von einem Vierjahrestief erholt. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 0,9 Prozent auf 64,87 Dollar je Barrel (159 Liter). Das US-Öl WTI notierte 0,8 Prozent schwächer bei 61,87 Dollar.
Riesige Gewinne an US-Börsen
Der Dow Jones Industrial hatte am Mittwoch mit einem Gewinn von 7,87 Prozent bei 40.608,45 geschlossen. Für den marktbreiten S&P 500 ging es am Ende um 9,52 Prozent auf 5456,90 aufwärts. Der von den großen Technologieaktien dominierte Nasdaq 100 gewann gar 12,02 Prozent auf 19.145,06.

Die zuletzt arg gebeutelten Aktien der „Glorreichen Sieben“, der sieben bedeutendsten US-Tech-Unternehmen, sprangen in Reaktion auf die Trump-Ankündigungen massiv an. Für die Aktie des vom Trump-Verbündeten Elon Musk geführten Autobauers Tesla ging es um 22,7 Prozent aufwärts. Musk soll sich für eine Aussetzung der hohen Zusatzzölle eingesetzt haben.
Die Apple-Aktie stieg um 15,33 Prozent. Der Konzern produziert seine iPhones und andere Geräte in Asien. Die hohen Zölle auf Waren aus China, wo die meisten Werke sind, wären zwar weiterhin ein Problem. Aber nach aktuellem Stand könnte Apple zumindest Technik aus Indien und Vietnam in die USA günstiger einführen.
Auch die Aktien von Amazon, Meta, Nvidia, Alphabet und Microsoft stiegen deutlich an.
Airlines und Pharmafirmen legen wieder zu
Noch stärker profitierten die Aktien von US-Fluggesellschaften von der Trump-Ankündigung. So verbuchten die Papiere von Delta Air Lines, United Airlines und American Airlines Kursaufschläge zwischen 22,6 und 26,1 Prozent. Zuvor hatte Delta ausgeschlossen, Einfuhrzölle für die Lieferung von Airbus-Flugzeugen in die USA zu übernehmen. Stattdessen werde man alle mit Zöllen belegten Auslieferungen aufschieben, sagte Delta-Chef Ed Bastian. Wenn man für Flugzeuge 20 Prozent mehr bezahlen solle, werde es sehr schwer, die Rechnung aufgehen zu lassen.
Die zunächst unter Verkaufsdruck stehenden Papiere aus der US-Pharmaindustrie erholten sich ebenfalls. Eli Lilly, Pfizer, Merck & Co und Johnson & Johnson gewannen letztlich zwischen 0,7 und 3,8 Prozent. Zuvor waren sie nach Aussagen von Trump über massive Zölle auf importierte Pharmazeutika deutlich abgesackt.
Die Aktien von Walmart gewannen 9,6 Prozent. Der Handelskonzern überraschte die Anleger auch mit bekräftigten Jahreszielen.
Der Euro büßte im US-Handel seine deutlichen Gewinne aus dem europäischen Geschäft mit der Zoll-Meldung vollständig ein. Die europäische Gemeinschaftswährung kostete zuletzt 1,0944 US-Dollar, nachdem sie in Europa am Nachmittag bis auf 1,1095 Dollar gestiegen war. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,1045 (Dienstag: 1,0950) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,9053 (0,9132) Euro gekostet.
Entspannung bei US-Anleihen
Die Kurse von US-Staatsanleihen bremsten ihre anfänglich deutliche Talfahrt nach der Trump-Nachricht ab. Der Terminkontrakt für zehnjährige Papiere (T-Note-Future) notierte zuletzt 0,67 Prozent tiefer bei 110,72 Punkten. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe stieg zeitgleich auf 4,34 Prozent. Zuvor war sie bis auf 4,50 Prozent geklettert. Dies war der höchste Stand seit Ende Februar.
In der Nacht auf Mittwoch hatte sich abgezeichnet, dass Investoren US-Staatsanleihen abstoßen könnten – eine besorgniserregende Entwicklung für die Zukunft der amerikanischen Finanzen. Marktbeobachter mutmaßen, dass diese Entwicklung die Zollpause herbeigeführt haben könnte. Handelsminister Howard Lutnick bestritt das in einem Interview beim Wirtschaftssender CNBC.