Der Klimawandel verursacht stärkere Extremwetter. Aber auch auf andere Naturkatastrophen wie Erbeben und Vulkanausbrüche hat die Erderwärmung einen Einfluss – wenn auch nicht unbedingt sofort.
Wer nur ein einzelnes Ereignis betrachtet, kommt vermutlich nicht weit – denn die Zusammenhänge sind nicht sofort sichtbar. Das schwere Erdbeben in Myanmar beispielsweise ist als solches wohl nicht durch den Klimawandel und damit den Menschen mitverursacht, erklärt Marco Bohnhoff vom Helmholtz-Zentrum für Geoforschung in Potsdam.
Druckveränderungen durch Eisschmelze
Dennoch, sagt der Geophysiker, wird es durch den Klimawandel mehr Erdbeben geben. Denn schmilzt zum Beispiel das Festlandeis in Grönland und der Antarktis, steigt auch der Meeresspiegel. Dadurch ändert sich der Druck auf den Untergrund. “Das ist etwa so, als wenn Sie im Swimmingpool tauchen, und mit jedem halben Meter merken Sie den Druck auf Ihren Ohren”, so Bohnhoff.
An anderer Stelle gibt es im Vergleich plötzlich weniger Druck. Nämlich zum Beispiel in Grönland und der Antarktis, wo dann weniger oder sogar irgendwann gar kein Eis mehr auf den Untergrund drückt.
Verstellte Uhr der Erde
Diese Druckveränderungen bringen den natürlichen Rhythmus von Erdbeben durcheinander. Die sogenannte “seismische Uhr” wird vorgestellt. Beben, die sowieso irgendwann aufgetreten wären, kommen früher.
“Das heißt jetzt nicht, dass überall und sofort viel mehr Erdbeben auftreten. Aber im Mittel und langfristig eben doch”, sagt Bohnhoff. Denn bis der Effekt zu spüren sein wird, werden mindestens 80 bis 90 Jahre vergehen, und er wird vor allem Küstengebiete betreffen.
Gefährdete Megacitys
Was das Problem aber verschärft: Immerhin 40 Prozent der Menschheit leben in einer Entfernung von höchstens 100 Kilometern zur Küste. Damit werden besonders Megacitys betroffen sein. Und: das Phänomen der vorgezogenen Beben wird wohl für Jahrhunderte bis Jahrtausende anhalten – bis der Meeresspiegel irgendwann nicht mehr ansteigt.
Schon jetzt Auswirkungen durch Extremwetter
Ein anderer Effekt, der zu mehr Erdbeben führen kann, setzt allerdings sofort ein. Das hat damit zu tun, dass es mehr Extremwettereignisse gibt – zum Beispiel Stürme wie Taifune in Südostasien. Auch sie üben starken Druck auf den Untergrund aus. “Und da gibt es schon erste Beobachtungen, zum Beispiel aus Taiwan, dass bei sehr starken Stürmen dann auch die Erdbebenaktivität statistisch angestiegen ist”, meint Bohnoff. Dieser Effekt werde sich noch weiter verstärken.
Ähnlich könnte es mit extremem Regen oder Sturmfluten aussehen. Denn auch sie verändern den Druck auf den Untergrund.
Auch mehr Vulkanausbrüche
Diese Unterschiede im Druck auf die Erdoberfläche könnten sich nicht nur durch Erdbeben, sondern auch bei Vulkanausbrüchen bemerkbar machen. Denn hier kann es ebenso durch Druckunterschiede beim Schmelzen von Eis zeitlich versetzt zu mehr Vulkanausbrüchen kommen.
Explosiv durch Wasser
Dazu kommt noch ein anderer, unmittelbarer Effekt. Denn Wasser kann dafür sorgen, dass ein Vulkanausbruch explosiver wird. Kommt das Magma auf dem Weg an die Oberfläche mit Wasser in Kontakt, verdampft das Wasser sofort und dehnt sich explosionsartig aus. Und durch Starkregen oder schmelzende Gletscher kann mehr Wasser in den Vulkan eindringen und diese starken explosiven Ausbrüche verursachen.