Die Beschäftigten eines der größten deutschen Stahlwerke, der Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM), drohen mit Streiks. Nachdem Thyssenkrupp Steel, Hauptanteilseigner von HKM, den langfristigen Stahlliefervertrag zwischen den beiden Unternehmen gekündigt hat, gehen die Arbeitnehmer auf Kampflinie. In einem aktuellen Flugblatt kündigt die Gewerkschaft IG Metall an, dass sie die Existenz von HKM mit seinen rund 3000 Beschäftigten derart gefährdet sieht, dass sie nun einen Sozialtarifvertrag für den Fall einer Schließung verhandeln will. Die Arbeitnehmervertreter sprechen von dem „teuersten Sozialtarifvertrag, den die deutsche Stahlindustrie je gesehen hat“. Zugleich sollen die Verhandlungen darüber die Möglichkeit eröffnen, notfalls in den Streik zu treten. Thyssenkrupp Steel wollte die Ankündigungen der Gewerkschaft auf Anfrage nicht kommentieren.
Tatsächlich sind die Forderungen hoch, die die IG Metall in dem Flugblatt stellt. Wer seinen Arbeitsplatz verliert, soll nach den Vorstellungen der Gewerkschaft je Beschäftigungsjahr drei Monatsgehälter inklusive aller Zulagen, Zuschläge und Einmalzahlungen erhalten. Wer Kinder oder pflegebedürftige Angehörige hat und/oder IG Metall-Mitglied ist, soll eine noch deutlich höhere Abfindung kriegen. Die Beschäftigten wollen schon jetzt, bevor überhaupt klar ist, wie es mit HKM weitergeht, über diesen Sozialtarifvertrag verhandeln, denn: Auf diese Art könne man „in einen Arbeitskampf treten“, lässt sich der Geschäftsführer der IG Metall Duisburg Dinslaken, Karsten Kaus, zitieren. „Als letztes Mittel“ könne das dann Streiks bedeuten.
Wichtiger Liefervertrag gekündigt
Der Liefervertrag mit HKM hat eine Kündigungsfrist von sieben Jahren und läuft durch die Kündigung Ende 2032 aus. Dadurch wird ein Schließungsszenario jetzt realistischer. HKM betreibt im Duisburger Süden zwei alte Hochöfen und eine Kokerei. Das Werk müsste sich dringend erneuern und auch dekarbonisieren, es fehlt aber eine Perspektive für entsprechende Investitionen.
Die Lage ist dennoch kompliziert, denn HKM gehört nur zur Hälfte Thyssenkrupps Stahlsparte. 30 Prozent der HKM-Anteile besitzt der zweitgrößte deutsche Stahlhersteller Salzgitter, der gerne weiterhin Lieferungen aus Duisburg beziehen, jedoch HKM nicht durch einen alleinigen Einstieg retten möchte. Weitere 20 Prozent gehören dem französischen Rohrhersteller Vallourec, der seinen Liefervertrag mit HKM schon jetzt gekündigt hat.
Thyssenkrupp-Chef Miguel Lopez hat schon länger angekündigt HKM verkaufen oder schließen zu wollen. Doch mit dem bislang ernsthaftesten Kaufinteressenten, der Hamburger Finanzinvestitionsfirma CE Capital Partners, sind die Gespräche gescheitert.