Donald Trump hat in seiner Zollpolitik eine weitere Kehrtwende gemacht, und diesmal hilft sie in erster Linie amerikanischen Technologiekonzernen wie Apple . Die US-Behörde für Zölle und Grenzschutz veröffentlichte am Freitagabend eine Liste von Produkten, die von den sogenannten reziproken Einfuhrzöllen ausgenommen werden sollen. Dazu gehören Smartphones, Computer, Computerchips und auch Maschinen, mit denen Chips gebaut werden. Viele dieser Produkte werden in China produziert. Inmitten eines eskalierenden Handelskonflikts zwischen den USA und China hatte der amerikanische Präsident Donald Trump die Zölle für Einfuhren aus dem asiatischen Land in den vergangenen Tagen immer weiter angehoben. Zuletzt waren es 145 Prozent.
Nach den jetzt verkündeten Ausnahmeregelungen gilt für Produkte wie Smartphones offenbar nur noch der Zoll von 20 Prozent, den Trump schon vor der Ankündigung der reziproken Zölle verhängt hatte. Auch der Zoll von 10 Prozent für Importe aus anderen Ländern fällt für die von der Ausnahme erfassten Produkte wohl vorerst weg. Trump hatte in dieser Woche schon angekündigt, einen großen Teil der Anfang April verhängten Zölle auf Einfuhren aus anderen Ländern als China 90 Tage lang auszusetzen. Für sie gilt nun vorerst ein Basiszoll von 10 Prozent.
Apple ist noch immer von China abhängig
Der größte Gewinner der neuen Ausnahmeregeln ist Apple. Der Elektronikgigant wäre von den Zöllen besonders hart betroffen gewesen. Er lässt die überwiegende Mehrheit seiner Produkte in China fertigen, darunter die meisten iPhones. Er hat zwar in den vergangenen Jahren versucht, sein Produktionsnetz über China hinaus auszuweiten, und mittlerweile werden auch in Indien und in Vietnam viele seiner Geräte hergestellt. China bleibt aber der wichtigste Produktionsstandort. Apple hatte auch schon von Trumps Zollpause für andere Länder profitiert, weil auch für Indien und Vietnam zunächst deutlich höhere Zölle angedacht waren. Ohne Trumps Kehrtwenden hätten amerikanische Verbraucher fürchten müssen, dass iPhones und andere Apple-Geräte erheblich teurer werden.
Die ursprünglichen Zollankündigungen haben den Aktienkurs von Apple erheblich belastet. Der Börsenwert, der in diesem Jahr schon bei mehr als 3,5 Billionen Dollar lag, ist zwischenzeitlich unter 2,7 Billionen Dollar gefallen, und kurzzeitig hat Apple seinen Rang als wertvollstes Unternehmen der Welt an den Softwareanbieter Microsoft verloren. Mittlerweile liegt Apple wieder vorne, und die Marktkapitalisierung ist auf knapp drei Billionen Dollar angestiegen. Die jetzt verkündete Ausnahmeregelung könnte am Montag einen weiteren Kursschub bringen.
Tim Cook versucht, sich mit Trump gutzustellen
Die Ausnahmen wecken Erinnerungen an Donald Trumps erste Amtszeit. Auch damals sah sich Apple der Gefahr von Zöllen gegenüber, blieb aber letztlich weitgehend verschont. Vorstandschef Tim Cook hat schon damals ein gutes Verhältnis zu Trump kultiviert und sich auch bemüht, ihm in seiner zweiten Amtszeit entgegenzukommen. Ebenso wie einige andere Vorstandschefs amerikanischer Technologiekonzerne war er Gast bei Trumps Vereidigung, und er hat eine Million Dollar für einen Fonds zur Amtseinführung gespendet. Im Februar kündigte Apple Milliardeninvestitionen in den USA an, die Trump sich als seinen Verdienst zurechnete. Der Präsident sagte, das Unternehmen habe „Vertrauen in das, was wir tun“, andernfalls würde es „keine zehn Cent investieren“. Apple hat freilich auch schon unter Trumps Vorgänger Joe Biden umfangreiche Investitionen angekündigt.
Zusagen, auch seine wichtigsten Produkte wie iPhones in den USA fertigen zu lassen, hat Apple freilich nie gemacht, und wenn das Unternehmen nun abermals in den Genuss von Ausnahmeregelungen kommt, dürfte es dazu auch keinen Anlass sehen. Dabei hatte der amerikanische Handelsminister Howard Lutnick genau das als ein Ziel der Zollpolitik beschrieben. Er sagte vor einigen Tagen in einem Fernsehinterview, künftig würden iPhones in den USA gebaut. Er sprach von einer Zukunft mit „High-Tech-Fabriken“ im Land und der „größten Wiederbelebung auf dem Arbeitsmarkt in der amerikanischen Geschichte“.