Iran und die Vereinigten Staaten wollen sich noch einmal treffen. Die Gespräche in Oman seien „positiv“ und „konstruktiv“ verlaufen, teilten beide Seiten am Wochenende mit. Am kommenden Samstag wollen sie dann abermals zusammenkommen, um über Teherans Atomprogramm zu sprechen. „Ich denke, wir sind einer Verhandlungsgrundlage sehr nahe“, sagte Irans Außenminister Abbas Araghchi dem iranischen Staatsfernsehen in Maskat. „Wenn wir uns auf diese Grundlage nächste Woche einigen können, haben wir einen langen Weg zurückgelegt.“ Dann könnten „echte Gespräche“ beginnen. Araghchi war als iranischer Verhandlungsführer nach Oman gereist. Die zweieinhalbstündigen Gespräche hätten in einer Atmosphäre des gegenseitigen Respekts stattgefunden, schrieb er auf der Plattform X.
Es waren die ersten Gespräche zwischen Iran und der Regierung Donald Trumps. Dessen Nahostbeauftragter Steve Witkoff führte die amerikanische Delegation an. Auch das Weiße Haus bezeichnete die Gespräche in einer Mitteilung als „sehr positiv und konstruktiv“. Diese Themen seien sehr kompliziert, hieß es weiter. Die „direkte Kommunikation des Sondergesandten Witkoff heute war ein Schritt nach vorne, um ein für beide Seiten vorteilhaftes Ergebnis zu erzielen“. Trump sagte nach den Gesprächen, sie liefen „okay“. Ob die Gespräche am kommenden Samstag wieder zwischen Araghchi und Witkoff stattfinden werden, blieb zunächst offen.
Teheran beharrt auf indirekte Gespräche
Trump hatte am Montag überraschend bekannt gegeben, dass es Verhandlungen zwischen Iran und Amerika geben werde. Er hatte von direkten Gesprächen gesprochen, Teheran beharrte allerdings auf indirekten. Dem iranischen Außenministerium zufolge hatte jede Delegation am Samstag ihren eigenen Raum. Nachrichten seien über den omanischen Außenminister ausgetauscht worden. Nach den Gesprächen kam es laut Araghchi zu einer kurzen Begegnung mit Witkoff. Dabei sei allerdings über nichts Besonderes gesprochen worden. „Wir haben uns einfach gegrüßt“, sagte er.
Zum Inhalt der Gespräche wurde wenig bekannt. Wahrscheinlich geht es um die Aufhebung von Sanktionen gegen Iran. Im Gegenzug würde Teheran – wie schon beim Abschluss des ersten Atomabkommens 2015 – zustimmen, seine Urananreicherung deutlich zu drosseln. Zudem soll es laut der Agentur Reuters um einen Gefangenenaustausch gehen.
In Iran ist man skeptisch, was die Gespräche angeht. Das reformorientierte Lager hofft wohl darauf, dass sich die Spannungen mit den Vereinigten Staaten lösen. Regimekritiker sind überzeugt, dass es sich um Scheingespräche handele, die nur dazu dienen sollen, den innenpolitischen Druck abzuschwächen. Zwar hatte es aus Teheran immer wieder gemischte Signale zur iranischen Verhandlungsbereitschaft gegeben. Aber Irans Oberster Führer sprach sich bis vor Kurzem vehement gegen Verhandlungen mit dem Erzfeind Amerika aus.
Laut der „New York Times“ soll Khamenei seine Meinung geändert haben, nachdem mehrere ranghohe Beamte in einem mehrere Stunden andauernden Treffen deutlich gemacht hätten, dass die ernste Gefahr eines Kriegs mit Israel und den USA bestehe. Wenn sich Iran den Gesprächen verweigere, sei eine Bombardierung iranischer Atomanlagen unausweichlich, zitiert die Zeitung zwei iranische Beamte.
Trump verstärkt Druck auf Iran
Mitte März hatte Trump einen Brief nach Teheran geschickt. Der genaue Inhalt blieb unklar. Aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, die das Schreiben übermittelten, hieß es zu dessen Inhalt: Iran habe zwei Monate Zeit, um sein Atomprogramm abzubauen und die Unterstützung seiner Schattenarmeen einzustellen. Sonst müsse die Islamische Republik mit militärischen Maßnahmen rechnen. Mehrmals machte er klar, dass Iran auf keinen Fall eine Atombombe entwickeln dürfe.
In der vergangenen Woche verstärkte Trump seinen Druck auf Teheran weiter. Er wiederholte seine Drohung, militärisch gegen Iran vorzugehen, sollte es seine Forderungen nicht erfüllen. Israel werde der „Anführer“ eines solchen Militärschlags sein, sagte er Mittwoch im Weißen Haus. Zudem verlegte Washington sechs B2-Bomber in den Nahen Osten. Verteidigungsminister Pete Hegseth sagte dazu, dass sie „ein großer Vorteil“ seien. „Das sendet eine Botschaft an alle.“ Das Finanzministerium verhängte außerdem weitere Sanktionen gegen Iran. Der Gazakrieg führte dazu, dass die von Iran gestützten Milizen wie Hamas und Hizbullah deutlich geschwächt wurden. Mit dem Sturz des Assad-Regimes in Syrien verlor Teheran einen wichtigen Verbündeten in der Region.
Als Reaktion auf Trumps Drohungen verwies Araghchi in der vergangenen Woche auf die Möglichkeiten für amerikanische Unternehmen in seinem Land. Es sei die US-Regierung, die amerikanische Firmen von einer „Trillion-Dollar-Möglichkeit“ fernhalte, die der Zugang zu Irans Wirtschaft biete, nicht Iran, schrieb Araghchi in einem Gastbeitrag für die „Washington Post“. Die wirtschaftliche Lage in Iran ist angespannt. Die Währung verliert an Wert, immer wieder fällt der Strom im Land aus, Fabriken müssen ihre Produktion unterbrechen, Gas und Wasser sind knapp. Nach den positiven Meldungen zu den Gesprächen gewann der iranische Rial am Sonntag sechs Prozent an Wert gegenüber dem Dollar.
Trump hatte 2018 einseitig den Rückzug aus dem Atomabkommen verkündet, das drei Jahre zuvor durch den UN-Sicherheitsrat gebilligt worden war. Der Präsident setzte zudem die zuvor suspendierten Sanktionen gegen Teheran wieder in Kraft, darunter Sekundärsanktionen gegen Drittstaaten. Iran hielt sich daraufhin teilweise nicht mehr an seine vertraglichen Verpflichtungen und nahm etwa die Urananreicherung wieder auf. Präsident Joe Biden äußerte den Willen, zur Nuklearvereinbarung zurückzukehren und die Sekundärsanktionen aufzuheben, wenn Teheran sich wieder an die vertraglichen Verpflichtungen halte. Dazu fanden in Wien Verhandlungen statt, die jedoch 2022 scheiterten.