Argentinien im Dollar-Regen: Milliardenhilfe stärkt Mileis Reformkurs

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Nun regnet es Dollars in Argentinien. Der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank gewähren dem Land finanzielle Hilfspakete in der Höhe von 32 Milliarden Dollar. Ein Kredit von 20 Milliarden Dollar kommt vom IWF, davon zwölf Milliarden Dollar in einer ersten Tranche und weitere zwei Milliarden Dollar im Juni. Die Weltbank beteiligt sich mit zwölf Milliarden Dollar, wobei 1,5 Milliarden sofort freigegeben werden. Die Interamerikanische Entwicklungsbank ihrerseits kündigte ein Finanzpaket von weiteren zehn Milliarden Dollar über einen Zeitraum von drei Jahren an. Auch kursieren Gerüchte über ein weiteres Milliardenpaket der amerikanischen Regierung. Finanzminister Scott Bessent wird der Regierung in Buenos Aires am Montag einen Überraschungsbesuch abstatten.

Bereits heute ist Argentinien mit 44 Milliarden Dollar der größte Schuldner des Währungsfonds. Als umso größer kann der Vertrauensbeweis der beiden Washingtoner Institutionen in die Politik der Regierung von Präsident Javier Milei gesehen werden. IWF-Chefin Kristalina Georgieva schrieb auf der Plattform X vom „beeindruckenden Fortschritt in der Stabilisierung der Wirtschaft des Landes“. Das Finanzpaket sei ein „Vertrauensvotum für die Entschlossenheit der Regierung, Reformen voranzutreiben, Wachstum zu fördern und höhere Lebensstandards für das argentinische Volk zu erzielen“. Die Weltbank sprach von einem „Vertrauensvotum“.

Die Mittel aus dem IWF-Deal sollen verwendet werden, um Argentiniens Zentralbank neu zu kapitalisieren, deren Devisenreserven netto ins Negative gerutscht sind. Der IWF erwartet von dem Finanzpaket Impulse, um für Argentinien den Zugang zu den internationalen Kapitalmärkten zu beschleunigen. „Zu den wichtigsten Säulen des Programms gehören die Aufrechterhaltung eines starken fiskalischen Ankers, der Übergang zu einem robusteren Währungs- und Devisenregime mit größerer Wechselkursflexibilität“, heißt es in einer Erklärung.

Wirtschaft werde wachsen „wie nie zuvor“

Die argentinische Zentralbank hatte bereits zuvor angekündigt, dass sie von Montag an einen großen Teil der Devisenkontrollen lockern wird, die den Zugang zu Fremdwährungen eingeschränkt haben. Argentinier dürfen dann mit ihren Pesos unbeschränkt Dollar kaufen, was bisher auf monatlich 200 Dollar begrenzt war. Auch Unternehmen wird erlaubt, Gewinne aus dem Land zu repatriieren. Damit geht die Regierung auf eine der zentralen Forderungen aus dem Privatsektor ein. Die Öffnung wird als eine Voraussetzung gesehen, um weitere Investitionen aus dem Ausland anzuziehen. Der staatlich fixierte Wechselkurs wird sich zunächst innerhalb eines Bandes von 1000 bis 1400 Pesos je Dollar bewegen. 

Die Bandbreite wird monatlich um ein Prozent nach unten und oben erweitert. Am Freitag lag der Dollarkurs bei 1,074 Peso.
Argentiniens libertärer Präsident Javier Milei sagte in einer Fernsehansprache, dass Argentinien „in einer besseren Position als je zuvor“ sei, um den Turbulenzen der Weltwirtschaft standzuhalten. Milei ist es seit Amtsantritt im Dezember 2023 mit einem harten Sparkurs gelungen, das Haushaltsdefizit auszumerzen und die Inflation drastisch zu senken. 

Er verkündete, dass die Wirtschaft wachsen werde „wie nie zuvor“ und dass Argentinien in den kommenden 30 Jahren das Land mit dem stärksten Wachstum sein werde. Die Hilfspakete werden der Regierung Milei mehr finanziellen Handlungsspielraum geben. Die Richtung der Entwicklung versprüht an den Märkten, im Privatsektor und in großen Teilen der Bevölkerung große Zuversicht, die mit den Finanzpaketen und der lange erwarteten Lockerung der Kapitalkontrollen einen weiteren Schub erhalten dürfte.

Auch Warnungen vor andauernden Abschwungsrisiken

Allerdings wird auch vor andauernden Abschwungrisiken gewarnt, weswegen einige Analysten die Lockerung der Kapitalkontrollen zum derzeitigen Zeitpunkt als eher überraschend einstufen. Als Risikofaktoren gelten die angespannte globale Wirtschaftslage sowie die Volatilität im Inland durch die Parlamentswahlen in diesem Jahr und die fragile soziale Situation im Land. Erst am Donnerstag kam es zu einem Generalstreik. Seit Wochen demonstrieren zudem jeden Mittwoch die Rentner gegen die Kürzungen der Regierung, wobei sie von anderen Bewegungen unterstützt werden. Mileis Rückhalt in der Bevölkerung liegt immer noch bei beachtlichen 40 Prozent, ist aber in diesem Jahr gesunken.

Der Regierung ist es über die letzten Monate gelungen, die Inflation drastisch zu senken. Nun scheint sie an Grenzen zu stoßen. Erstmals seit fünf Monaten musste sie im März mit 3,7 Prozent eine monatliche Inflationsrate von mehr als drei Prozent bekannt geben. In gewissen Bereichen wie Bildung oder auch bei Lebensmitteln ist die Teuerung wesentlich höher, was sich direkt auf den Alltag der Bevölkerung niederschlägt. In den mittleren und unteren Einkommensschichten spüren wenige die makroökonomischen Erfolge der vergangenen Monate. Ein teurerer Dollar könnte den Inflationsdruck wieder anheben.