Bei Angriffen aufständischer Truppen auf Zivilisten im Westen Sudans sind nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) mehr als hundert Menschen getötet worden.
Einheiten der „Schnellen Unterstützungskräfte“ (RSF) sowie verbündete Kämpfer begannen demnach am Donnerstag eine Offensive auf Al-Faschir, die umkämpfte Hauptstadt des Bundesstaats Nord-Darfur. Dabei wurden auch die nahe gelegenen Flüchtlingslager Zamzam und Abu Shouk attackiert. Mehr als 2400 Menschen seien bei dem mehrtägigen Angriff in die Flucht getrieben worden, berichtete eine lokale Organisation.
Die humanitäre Koordinatorin der UN für Sudan, Clementine Nkweta-Salami, teilte am Samstag mit, unter den Todesopfern seien mehr als zwanzig Kinder sowie mindestens neun humanitäre Helfer. Bei Letzteren handelt es sich um Ärzte und Mitarbeiter einer Klinik von Relief International, einer Hilfsorganisation. Die RSF wiesen die Vorwürfe als erfunden zurück.
Ausbruch des Krieges im Sudan jährt sich zum zweiten Mal
Am Dienstag jährt sich der Ausbruch des Krieges in Sudan zum zweiten Mal. Die RSF und die reguläre Armee (SAF) kämpfen um die Macht in dem ostafrikanischen Land. Während die SAF zuletzt die Hauptstadt Khartum wieder unter ihre Kontrolle gebracht haben, ist die Region Darfur weiter eine Hochburg der RSF.
Al-Faschir ist die letzte größere Stadt dort, die von den SAF gehalten wird. Tausende Menschen sind von dort geflohen, unter anderem in umliegende Flüchtlingslager. In Zamzam und Abu Shouk halten sich inzwischen mehr als 700.000 Menschen auf. Die Lager sind schon mehrmals Ziel von Angriffen geworden. Die Versorgungslage ist extrem angespannt. Laut Angaben einer Hilfsorganisation wurde jetzt unter anderem der Marktplatz von Zamzam zerstört.
Schätzungen zufolge sind inzwischen etwa 14 Millionen der 50 Millionen Einwohner Sudans entweder Binnenvertriebene oder Flüchtlinge außerhalb des Landes. Das UN-Flüchtlingshilfswerk teilte am Freitag mit, dass seit Anfang Januar mehr als 1400 Sudanesen in Europa angekommen oder auf dem Mittelmeer aufgegriffen und zurückgeschickt worden seien. Die Zahl der Bootsflüchtlinge habe sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum mehr als verdoppelt. Auch die Streichung von Hilfsgeldern habe dazu beigetragen.