Freisprüche nach tödlichen Polizeischüssen auf Flüchtling

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Im Prozess um die tödlichen Schüsse auf einen 16 Jahre alten Flüchtling bei einem Polizeieinsatz in Dortmund hat das Landgericht am Donnerstag alle fünf an dem Einsatz im August 2022 beteiligten Beamten freigesprochen.

Die Staatsanwaltschaft hatte eine zehnmonatige Bewährungsstrafe für den Einsatzleiter und Freisprüche für die weiteren vier angeklagten Beamten, unter ihnen der 31-jährige Schütze, gefordert. Die Verteidigung plädierte auf Freispruch für alle Angeklagten.

Senegalese bewegte sich mit Messer auf Polizisten zu

Ein Jahr lang mussten sich fünf Polizisten und Polizistinnen für den Tod des nach nie offiziell überprüften eigenen Angaben Sechzehnjährigen, vermutlich jedoch deutlich älteren Senegalesen Mouhamed Dramé vor dem Dortmunder Landgericht verantworten.

Die Beamten waren am 8. August 2022 vom Leiter einer Jugendhilfeeinrichtung in Dortmund gerufen worden, der keine andere Möglichkeit mehr sah, Dramé davon abzuhalten, sich etwas anzutun. Seit einiger Zeit schon kauerte der junge Mann apathisch in einer Nische des Hofs der Einrichtung und hielt sich ein großes Messer vor den Bauch. Sozialarbeiter sprachen Dramé an, doch er reagierte nicht.

Als der auch in solchen Einsätzen erfahrene Thorsten H., damals Dienstgruppenleiter in der Nordstadt-Wache, mit vier jungen Streifenbeamten eintraf, gedachte er die Situation umgehend zu entschärfen. Eine Beamtin bekam von ihm den Auftrag, Dramé mit Pfefferspray zu besprühen, damit dieser das Messer fallen lasse. Zwei Polizisten postierte H. mit Tasern. Ein weiterer nahm mit seiner Maschinenpistole Aufstellung – als reine Vorsichtsmaßnahme.

Dramé aber ließ sein Messer nicht fallen, sondern bewegte sich rasch auf die Beamten zu. Als Augenblicke später der Versuch scheiterte, ihn mit den Tasern zu stoppen, gab Fabian S. aus seiner Maschinenpistole sechs Schüsse ab.