Wie sich eine Depression äußern kann

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Keine Depression gleicht der anderen: Die Erkrankung kann sehr unterschiedlich in Erscheinung treten. Welche Symptome möglich sind, lesen Sie hier.

Eine Depression ist nicht zu verwechseln mit einer kurzzeitigen traurigen Stimmung oder einer vorübergehenden Unlust, wie sie jeder Mensch irgendwann einmal spürt. Sie ist vielmehr eine ernste psychische Erkrankung, die sich häufig massiv auf den Alltag einer Person auswirkt, mit einem hohen Leidensdruck verbunden ist und lange anhalten kann.

Welche Symptome genau auftreten, ist von Person zu Person verschieden. Es gibt Anzeichen, die für Depressionen typisch sind – etwa eine dauerhaft gedrückte Stimmung oder Antriebslosigkeit. Es können jedoch zahlreiche andere Beschwerden hinzutreten, die mitunter zunächst nicht an eine Depression denken lassen.

Eine Depression kann mit Suizidgedanken und -handlungen verbunden sein und sollte daher immer ernst genommen werden. Wenn eine Person Suizidabsichten äußert oder andeutet, ist rasches Handeln wichtig. Wenden Sie sich im Zweifel umgehend an einen Arzt, eine psychiatrische Klinik oder den Notruf (112).

Eine Depression verläuft oft (aber nicht immer) in Phasen – sogenannten depressiven Episoden. Diese können leicht, mittelgradig oder schwer ausgeprägt sein. Welche Ausprägung vorliegt, hängt vor allem von den damit verbundenen Beschwerden und Einschränkungen ab.

Fachleute unterscheiden zwischen Haupt- und Zusatzsymptomen einer Depression. Die Diagnose “depressive Episode” lässt sich stellen, wenn länger als zwei Wochen mindestens zwei von drei Hauptsymptomen plus mindestens eines von sieben Zusatzsymptomen vorhanden sind. Welche Symptome das sind, lesen Sie in den nächsten Abschnitten.

Um eine depressive Störung zu diagnostizieren, orientieren sich Fachleute an internationalen Klassifikationssystemen wie der ICD (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems = Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme). Demnach müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein, um die Diagnose zu stellen. Derzeit findet in Deutschland die zehnte Version der ICD (ICD-10) Anwendung. In Zukunft wird diese durch die ICD-11 abgelöst, welche aktualisierte Diagnosekriterien beinhaltet.

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Zu den Hauptsymptomen einer depressiven Episode zählen:

  • gedrückte Stimmung
  • Freud-/Interessenlosigkeit
  • verringerter Antrieb/rasche Ermüdbarkeit

Während einer depressiven Episode ist die Stimmung meist gedrückt – und zwar unabhängig von äußeren Umständen. Dabei handelt es sich weniger um eine starke Traurigkeit. Vielmehr empfinden betroffene Personen Gefühle von Hoffnungslosigkeit, Niedergeschlagenheit oder innerer Leere. Manche berichten auch, keine Gefühle mehr empfinden zu können.

Ereignisse, die normalerweise Anlass zur Freude geben könnten, hellen die Stimmung in der Regel nicht auf. Im Laufe des Tages sind jedoch Schwankungen möglich: Viele Erkrankte fühlen sich morgens besonders schlecht (sogenanntes Morgentief) und erleben abends eine vorübergehende Besserung der Stimmung.

Wenn Dinge oder Aktivitäten, die früher Spaß gemacht haben, plötzlich keine Bedeutung mehr haben, kann das auf eine depressive Episode hinweisen. Menschen mit Depressionen ziehen sich zum Beispiel aus dem Sportverein zurück oder treffen sich nicht mehr mit Freunden.

Typisches Anzeichen einer Depression kann eine starke Antriebslosigkeit sein. Erkrankte Personen können sich kaum noch zu etwas aufraffen. In schweren Fällen verbringen sie die meiste Zeit des Tages im Bett. Schon nach kleinen Anstrengungen fühlen sich die Betroffenen erschöpft, müde und abgeschlagen.

Je nach Schwere der Depression schaffen es Erkrankte zum Beispiel kaum oder gar nicht mehr, ihrem Beruf nachzugehen, sich um den Haushalt zu kümmern oder Körperhygiene zu betreiben.

Zu den sieben Zusatzsymptomen einer Depression zählen:

  • verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit
  • verringertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
  • Gefühle von Schuld und/oder Wertlosigkeit
  • pessimistische Gedanken, negative Zukunftsaussichten
  • Suizidgedanken und/oder -handlungen, Selbstverletzungen
  • Schlafstörungen, meist in Form von Schlaflosigkeit/Aufwachen in den frühen Morgenstunden, aber auch erhöhtes Schlafbedürfnis
  • Appetitlosigkeit

Je mehr Zusatz- und Hauptsymptome vorhanden sind, desto schwerer ist die depressive Episode ausgeprägt.

Weiterhin kann eine Depression zu diversen weiteren Beschwerden führen. Diese können unterschiedliche Bereiche betreffen, etwa die Gefühle, das Denken, das Verhalten oder das körperliche Befinden.

Mögliche weitere Symptome sind zum Beispiel:

  • Ängstlichkeit, Angstzustände
  • innere Unruhe, starke innere Anspannung
  • Reizbarkeit, starke körperliche Unruhe
  • Gedächtnisprobleme
  • Grübeln
  • Probleme, selbst kleine Entscheidungen zu treffen
  • Selbstzweifel
  • vermindertes sexuelles Verlangen
  • ungewollte starke Gewichtsabnahme
  • körperliche Beschwerden wie Magenprobleme, Verstopfung, Schwindel, Kopfschmerzen
  • verlangsamte Bewegungen (selten bis zur Bewegungslosigkeit), verlangsamte Sprache
  • starre, maskenhafte Mimik
  • sozialer Rückzug

Ist eine depressive Episode schwer ausgeprägt, können zudem vorübergehend Symptome einer Psychose auftreten. Dazu zählt etwa die (irrtümliche) Überzeugung, unheilbar krank zu sein oder sich in schlimmer Weise schuldig gemacht zu haben. Manche Betroffene haben Halluzinationen. So hören sie beispielsweise Geräusche, die von anderen nicht wahrnehmbar sind.

Depressionen lassen sich nicht nur nach ihrer Schwere, sondern auch nach ihrem Verlauf unterscheiden. Depressive Episoden können einmalig auftreten oder immer wiederkehren. Auch können depressive Symptome dauerhaft vorhanden sein – dann handelt es sich um einen chronischen Verlauf.

Bei rund einem Viertel der Betroffenen bleibt es bei einer einmaligen depressiven Episode. Nach Wochen oder Monaten klingen die Beschwerden ab und kehren nicht wieder. Ein größerer Teil der Erkrankten hat phasenweise immer wieder depressive Episoden. Wie lang die Betroffenen zwischen den Phasen beschwerdefrei sind, kann sehr unterschiedlich sein – teilweise können zwischen zwei depressiven Episoden Jahre oder Jahrzehnte liegen.

Etwa 3 von 10 Menschen mit Depressionen haben einen chronischen Verlauf. Eine akute depressive Episode bessert sich dann zum Beispiel im Laufe von mindestens zwei Jahren nur wenig oder gar nicht. Eine weitere chronische Verlaufsform ist die Dysthymie: Betroffene leiden dauerhaft unter leichten depressiven Beschwerden, oft schon seit ihrer Kindheit.