“Unter aller Kanone”
Schwere Vorwürfe gegen DFB-Pokalfinalist
14.04.2025 – 16:57 UhrLesedauer: 3 Min.

Nach dem Sieg bei Viktoria Köln träumt Arminia Bielefeld weiter vom Aufstieg in die 2. Liga. Doch der Trainer des Gegners unterstellt den Gästen eine unfaire Strategie.
Mit dem 2:0-Auswärtssieg bei Viktoria Köln hat Arminia Bielefeld seine Ansprüche auf den Aufstieg in die 2. Bundesliga einmal mehr untermauert. Die Ostwestfalen, die jüngst überraschend das Finale des DFB-Pokals erreichten, stehen aktuell auf Rang zwei der Tabelle, haben auf den Vierten Energie Cottbus bereits vier Zähler Vorsprung.
Der Erfolg in Köln wirft aber auch eine Frage auf: Nutzen die Arminen eine unfaire Taktik, um sich regelmäßig einen Vorteil zu verschaffen? Das zumindest behauptet Viktoria-Trainer Olaf Janßen.
Der 58-Jährige wurde in der 69. Minute der Partie von Schiedsrichter Daniel Bartnitzki mit der Roten Karte auf die Tribüne verwiesen, nachdem er sich an der Seitenlinie lauthals aufgeregt und dabei auch seine Coachingzone verlassen hatte. Zudem hatte er gebrüllt: “Das ist eine Schweinerei, sowas.”
Janßens verbale Entgleisung kam aber nicht ohne Begründung daher. Der ehemalige Bundesligaprofi (Köln, Frankfurt) regte sich über Bielefelds Torwart Jonas Kersken auf, der zu diesem Zeitpunkt eine Verletzung angedeutet und sich auf den Platz gelegt hatte.
Weil Arminia-Coach Mitch Kniat die Behandlungspause seines Schlussmanns nutzte, um seinem Team taktische Anweisungen zu geben, witterte Janßen eine Verschwörung. Denn laut des früheren St. Pauli-Trainers war es nicht das erste Mal, dass Kersken auf dem Feld behandelt werden musste und Kniat den Rest seiner Mannschaft in der Folge an die Seitenlinie beordern konnte.

“Das passiert in jedem zweiten Spiel. Der Torwart legt sich hin, hat keine Verletzung. Die ganze Mannschaft geht zur Bank und bekommt eine taktische Anweisung”, polterte Janßen nach Abpfiff bei “Magenta Sport”. “Mit zehn Mann stehen die dann da an der Seite. Das passiert, wie gesagt, alle 14 Tage.”
Janßen erklärte, dass sein Team im zweiten Durchgang ein starkes Spiel gemacht hätte. Womit er tatsächlich recht hatte. Denn Köln war dem Ausgleich zu diesem Zeitpunkt durchaus nah. Dann seien, laut Janßen, aber taktische Anpassungen beim Gegner durch die Behandlung von Kersken möglich gemacht worden. “Das finde ich halt unter aller Kanone. Weil: Eine Verletzung vorzutäuschen, um dann seine ganze Mannschaft an die Seitenlinie zu holen, eine taktische Ansprache zu machen, das finde ich drüber. Darüber habe ich mich aufgeregt.”
Es sei ein Fehler gewesen, dass er die Coachingzone verlassen habe, gab Janßen zu. Er habe sich auch bei seiner Mannschaft entschuldigt. “Aber ich bin ein Stück weit Gerechtigkeits-Fanatiker”, so Janßen. Sein Team sei nicht gerecht behandelt worden. Auf der Pressekonferenz nach der Partie bezeichnete Janßen das Vorgehen der Bielefelder dann noch als “unsportlich”.
Mitch Kniat konnte den Ärger seines Amtskollegen derweil durchaus verstehen. Doch der Bielefelder Trainer betonte auch: “Das sind die Regeln. Man kann das natürlich als unsportlich titulieren. Aber das ist genauso, wie wenn die Spieler immer auf dem Boden liegen bleiben.” Sie hätten dabei sehr selten Verletzungen und trotzdem schaue meist der Physiotherapeut drauf.

Kurz darauf erklärte Kniat, er habe von Schiedsrichtern in seinen elf Jahren als Trainer ein Wort gelernt: “Grauzone”, sagte der 39-Jährige. “Das wird immer benutzt, wenn der Schiri falsch liegt. Dann heißt es: ‘Es ist eine Grauzone’. Beim Handspiel, das sind alles Grauzonen. Dann können wir auch die Grauzonen für uns nutzen.”