Das britische Private-Equity-Haus 3i ordnet die Führung in Deutschland neu. Zwei von drei Partnern in Frankfurt sind ausgeschieden, zwei neue bestellt, wie der Investor auf Anfrage der F.A.Z. bestätigt. Einer der beiden, André Perwas, ist auch Geschäftsführer und de facto als neuer Deutschlandchef anzusehen. 3i ist einer der in Deutschland früh aufgetretenen Finanzinvestoren – 1995 mit dem Einstieg in den Anbieter von Toilettenkabinen Dixi. Der Investor ist unter anderem für seine Beteiligung an der Reederei Scandlines mit der „Vogelfluglinie“ Puttgarden–Rødby bekannt und als Anteilseigner der niederländischen Discounterkette Action.
Einer der beiden ausgeschiedenen Frankfurter Partner ist Ulf von Haacke, Geschäftsführer und De-facto-Deutschlandchef und einer der prominenten Vertreter der deutschen Private-Equity-Branche. Er hatte sich in den vergangenen Jahren zunehmend aus dem operativen Geschäft zurückgezogen, weswegen sein Abgang nicht überrascht. Von Haacke, 59 Jahre alt, schied Ende März nach 24 Jahren in der Gesellschaft aus, wie er auf der Karriereplattform Linkedin postete. Er investiert jetzt privat, zum Beispiel in zwei Software-Start-ups namens Weplan und Datendo.
Ein Abgang war erwartbar, der zweite weniger
Der zweite Abgang war weniger erwartbar: jener von Partner Andreas Gold. Er hängt offenbar mit einem internen Umbau zusammen, wie er auch in anderen Häusern schon zu sehen war: 3i organisierte sich im vergangenen Jahr immer mehr nach Branchen statt nach Regionen – und hat Anfang April auch formell auf dieses Modell umgestellt. Die vier Sektoren sind „Consumer and Private Label“ (Verbrauchernahes Geschäft), „Healthcare“ (Gesundheit), „Industrial“ (Industrie) und „Services & Software“ (Dienstleistungen und Software). Gold galt als Generalist und ist dem Vernehmen nach im Zuge der Umorientierung gegangen – und das schon vor geraumer Zeit: „Andreas Gold hat 3i im vergangenen Jahr aus persönlichen Gründen verlassen“, teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit.
Zum Partner intern aufgestiegen ist Michael Specht, der im Sektor „Dienstleistungen und Software“ tätig ist. Als Partner zurückgekehrt ist Perwas, der zuletzt fünf Jahre beim Konkurrenten Capvis arbeitete. Er leitet jetzt den Bereich „Dienstleistungen und Software“ global und übernimmt zum anderen von Haackes Rolle als faktischer Deutschlandchef: eine Funktion, die bestehen bleibt, auch wenn die regionale Komponente des Geschäfts in den Hintergrund tritt. Dritter Frankfurter Partner – im höheren Rang des „Senior Partner“ – ist Peter Wirtz, früher Ko-Deutschlandchef neben von Haacke, bevor er 2019 in den globalen 3i-Vorstand aufrückte.
Frankfurt stellt in Person Perwas’ nun den globalen Leiter für eine der vier 3i-Sektoren. Gesundheit und Verbrauchernahes Geschäft werden von Managern in New York beziehungsweise Amsterdam geleitet. Zu besetzen ist noch die Führung des Industriesektors.
Goldgrube Action
Das Portfolio wird dominiert durch die Discounterkette Action, die auch in Deutschland rapide wächst. 3i gab den Wert seines Anteils zuletzt mit 17,1 Milliarden Euro an – was den Wert aller anderen Beteiligungen zusammengenommen weit übersteigt. Finanziert durch Action-Dividenden, baut der Investor das Paket aus – auf zuletzt 57,9 Prozent. Neue Zukäufe gab es in den vergangenen Jahren wenige. In Deutschland beteiligte 3i sich Anfang des Jahres am Dienstleister OMS Prüfservice.
Aus dem Portfolio gefallen ist der Gartenhausanbieter Ydeon, vormals Gartenhaus GmbH. 3i hat hier die Schlüssel an den Gläubiger Tikehau abgegeben. Entsprechende Informationen der F.A.Z. bestätigten beide Seiten. „Tikehau Capital hat die Anteile an Ydeon vom vormaligen Gesellschafter 3i übernommen“, teilte Tikehau mit. „Das schafft die Grundlage für weiteres Wachstum und eine erfolgreiche Zukunft“, hieß es weiter von 3i. Leiter des deutschen Private-Equity-Geschäfts bei Tikehau ist seit September Christoph Rinnert, zuvor für 3i im Range eines Directors tätig.