Kürbiskerne gelten als Geheimtipp bei Prostataproblemen. Doch können sie Symptome einer gutartigen Prostatavergrößerung tatsächlich lindern?
Die Prostatavergrößerung trifft jeden Mann irgendwann: Im Laufe des Lebens vergrößert sich die Vorsteherdrüse natürlicherweise. Irgendwann kann es passieren, dass das Prostatagewebe auf die Harnröhre drückt. Unangenehme Symptome sind die Folge: verstärkter Harndrang, erschwertes Wasserlassen, Restharngefühl und Nachträufeln belasten viele Männer. In der Volksmedizin gelten Kürbiskerne als wahres Wundermittel gegen Prostatabeschwerden. Doch was können die Kerne wirklich?
Das Geschlechtshormon Testosteron sowie sein Stoffwechselprodukt Dihydrotestosteron regen die Teilung der Prostatazellen an. Das führt dazu, dass die Prostata über die Jahre hinweg größer wird. Dieser Vorgang ist ganz natürlich. Das benigne Prostatasyndrom (BPS), auch benigne Prostatahyperplasie (BPH) oder gutartige Prostatavergrößerung genannt, macht sich meist ab dem 50. Lebensjahr bemerkbar. Dann treten bei vielen Männern vermehrt Probleme beim Wasserlassen auf. Der Grund: Die Prostata liegt unterhalb der Harnblase am Schließmuskel der Blase und umschließt die Harnröhre. Wird die Prostata größer, drückt sie zunehmend auf umliegendes Gewebe.
Wie groß die Prostata wird und wie ausgeprägt die Beschwerden sind, ist laut der Deutschen Gesellschaft für Urologie e. V. (DGU) von Mann zu Mann unterschiedlich. Zu den typischen Prostataproblemen gehören:
Eine gutartig vergrößerte Prostata kann die Lebensqualität erheblich einschränken. Bemerken Männer erste Beschwerden, versuchen es viele ergänzend zu Beckenbodentraining zunächst mit pflanzlichen Mitteln. Beliebt sind Kürbiskerne. Die Kerne als solche wie auch entsprechende Pflanzenpräparate sollen Schwierigkeiten beim Wasserlassen und den Harndrang lindern können.
Kürbiskerne enthalten die Verbindung Beta-Sitosterin. Wissenschaftler vermuten, dass die Substanz die Umwandlung des männlichen Geschlechtshormons Testosteron möglicherweise hemmen kann – was einem gutartigen Wachstum der Prostatazellen entgegenwirken könnte. Die Studienlage ist allerdings dünn. Es gibt keine wissenschaftlichen Belege für die prostataschützende Wirkung von Beta-Sitosterin und Kürbiskernen. Vorhandene Studien konnten keinen merklichen Effekt zeigen.
Angaben der DGU zufolge ist die Beschwerdelinderung durch Pflanzenpräparate in den meisten Studien gering und bei den einzelnen Patienten unterschiedlich ausgeprägt. Auch die Verbraucherzentrale kommt mit Blick auf die Studienlage zu keinem überzeugenden Ergebnis: “Kürbiskernextrakte können weder die Ursache der Prostatavergrößerung bekämpfen noch die Vergrößerung rückgängig machen”, so die Verbraucherschützer. Bei der Einnahme von Kürbiskernextrakten könne es längere Zeit, also mehrere Wochen bis Monate dauern, bis eventuell eine geringfügige Verbesserung leichter Beschwerden zu spüren sei.
Wer leichte Prostatabeschwerden hat und Kürbispräparate ausprobieren möchte, kann das unter Absprache mit dem behandelnden Urologen versuchen. Eine weitere Möglichkeit ist, Kürbiskerne in den täglichen Speiseplan einzubauen, etwa als Salat- oder Suppentopping. Sollte sich ein positiver Effekt einstellen, kann die Phytotherapie den Behandlungsplan weiter begleiten.
Bei stärker ausgeprägten Beschwerden braucht es eine andere Behandlung. Für die medikamentöse Therapie stehen unterschiedliche Wirkstoffe zur Verfügung, darunter:
Die beiden Wirkstoffe können einzeln oder als Kombinationstherapie verabreicht werden. Da beide Medikamente auch Nebenwirkungen haben, sollte die Einnahme ausführlich mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.
Führt die medikamentöse Behandlung nicht zur erhofften Symptomlinderung oder ist die Größenzunahme der Prostata mit einem Risiko für Komplikationen verbunden, wird der Urologe gemeinsam mit dem Patienten die Möglichkeiten eines operativen Eingriffs besprechen. Die Operation hat das Ziel, überschüssiges Prostatagewebe zu entfernen, um die Funktion von Blase und Harnröhre wieder zu verbessern.