Microsoft warnt vor neuen Maschen in Deutschland

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Digitale Bedrohung

Betrug im Internet: Microsoft warnt vor neuen Tricks


16.04.2025 – 13:00 UhrLesedauer: 3 Min.

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Betrug beim Onlineshopping: Seien Sie misstrauisch bei zu guten Angeboten. (Quelle: Zoonar/imago-images-bilder)

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Internetbetrug wird immer raffinierter. Microsoft erklärt, wie Verbraucher sich schützen können – und warnt vor neuen Maschen, die besonders Deutschland betreffen.

Microsoft hat vor einer besorgniserregenden Entwicklung im Internet gewarnt: Betrüger nutzen zunehmend Künstliche Intelligenz, um ihre Betrugsmaschen überzeugender zu gestalten. Wie aus dem aktuellen “Cyber Signals”-Bericht hervorgeht, verhinderte der Konzern zwischen April 2024 und April 2025 Betrugsversuche im Wert von vier Milliarden US-Dollar. Erschreckend dabei ist, dass die neuen Betrugsmaschen oft kaum von seriösen Angeboten zu unterscheiden sind.

Die Zeiten, in der gefälschte Online-Shops auf den ersten Blick an schlechter Aufmachung und Rechtschreibfehlern zu erkennen waren, sind vorbei. Dank Künstlicher Intelligenz können Betrüger inzwischen binnen Minuten täuschend echte Websites erstellen, die von legitimen Online-Shops kaum zu unterscheiden sind. Früher brauchten sie dafür Tage oder sogar Wochen.

“Die heutigen Betrugsseiten sehen professionell aus, haben überzeugende Produktbeschreibungen und glaubwürdige Kundenbewertungen – all das wird mithilfe von KI erstellt”, warnt Microsoft. Selbst die Kundendienst-Chatbots auf diesen Websites werden durch Künstliche Intelligenz gesteuert und können auf Nachfragen und Beschwerden reagieren. Dadurch wirke alles täuschend echt.

Deutschland im Visier der Betrüger

Laut dem Microsoft-Bericht konzentrieren sich die Betrüger besonders auf große Online-Märkte. Deutschland wird ausdrücklich als Zielregion genannt, da es einer der größten E-Commerce-Märkte in der Europäischen Union ist. Die Betrüger gehen nach dem Prinzip vor: “Je größer der digitale Marktplatz in einer Region, desto größer die mögliche Beute.”

Die Verbreitung der betrügerischen Angebote erfolgt vor allem über Anzeigen in sozialen Medien. Die Betrüger setzen KI ein, um ihre Anzeigen zu optimieren und möglichst viele Menschen anzulocken. Was früher ein handwerklich aufwendiger Prozess war, geht heute automatisiert.

Darüber hinaus zeigt der Microsoft-Bericht, dass auch Arbeitssuchende zunehmend im Visier von Betrügern stehen. Die Kriminellen erstellen gefälschte Firmenprofile und Stellenanzeigen, die kaum von echten zu unterscheiden sind.

“Bei Jobbetrügereien werden nicht nur falsche Stellen angeboten, sondern die Betrüger führen sogar KI-gestützte Vorstellungsgespräche durch”, erklärt Microsoft. Dabei werden Bewerber oft nach persönlichen Informationen wie Lebenslauf oder sogar Bankverbindungen gefragt – angeblich zur Überprüfung der Bewerberinformationen.

Ein besonderes Warnsignal sind unaufgeforderte SMS und E-Mails mit Stellenangeboten, die hohe Bezahlung für minimale Qualifikationen versprechen. “Wenn ein Jobangebot zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es das wahrscheinlich auch”, warnt Microsoft.

Bei einer weiteren Masche, die durch KI noch gefährlicher wird, geben sich Betrüger als Microsoft-Mitarbeiter oder IT-Experten aus und behaupten, auf dem Computer des Opfers Probleme entdeckt zu haben. Dem “Cyber Signals”-Bericht zufolge missbraucht zum Beispiel die Cyberkriminellen-Gruppe Storm-1811 verstärkt den Microsoft-Dienst “Quick Assist”, um sich als IT-Support auszugeben.

Über Telefonate überzeugen sie ihre Opfer, ihnen Zugriff auf den Computer zu gewähren. Sobald die Betrüger Zugang haben, können sie auf alle gespeicherten Informationen zugreifen oder Schadsoftware installieren, die ihnen auch später noch Zugriff ermöglicht.

Um seine Nutzer zu schützen, hat Microsoft zahlreiche Sicherheitsmaßnahmen eingeführt. Der Edge-Browser erkennt nun verdächtige Webseiten und warnt vor Tippfehlern in der Webadresse, die zu betrügerischen Seiten führen könnten. Außerdem werden betrügerische Pop-up-Fenster blockiert, die angebliche Computerprobleme melden und eine Telefonnummer für “Hilfe” anzeigen.

Außerdem blockiert Microsoft nach eigenen Angaben täglich bereits über 4.400 verdächtige Verbindungsversuche über den Quick-Assist-Dienst. Das Unternehmen hat das Programm zudem mit Warnhinweisen ausgestattet, die Nutzer vor möglichen Betrugsversuchen warnen, bevor sie jemandem Zugriff auf ihren Computer gewähren.

Microsoft gibt Verbrauchern konkrete Tipps zum Schutz vor KI-gestütztem Betrug:

  1. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen: Betrüger erzeugen absichtlich Zeitdruck mit “zeitlich begrenzten” Angeboten und ablaufenden Countdowns. Nehmen Sie sich immer Zeit für eine Überprüfung.
  2. Nutzen Sie sichere Zahlungsmethoden: Vermeiden Sie direkte Banküberweisungen oder Zahlungen mit Kryptowährungen. Diese bieten keinen oder nur sehr geringen Schutz bei Betrug. Bevorzugen Sie PayPal, Kreditkarten oder Käuferschutz-Optionen.
  3. Überprüfen Sie bei Stellenangeboten den Arbeitgeber: Schauen Sie auf LinkedIn, Glassdoor und der offiziellen Firmenwebsite nach, ob das Unternehmen wirklich existiert und die Stelle tatsächlich ausgeschrieben ist.
  4. Wenn für eine Stelle vorab Zahlungen für Schulungsmaterialien, Zertifizierungen oder Hintergrundchecks verlangt werden, ist das ein deutliches Warnsignal. Auch unrealistisch hohe Gehälter für wenig qualifizierte Tätigkeiten sollten misstrauisch machen.
  5. Seien Sie misstrauisch bei unaufgeforderten Anrufen: Microsoft und andere Tech-Unternehmen rufen nicht unaufgefordert an, um technische Probleme zu beheben. Wenn Sie einen solchen Anruf erhalten, legen Sie auf.
  6. Geben Sie niemals Fernzugriff: Gewähren Sie niemandem Fernzugriff auf Ihren Computer, es sei denn, Sie haben den Support selbst kontaktiert und sind sich der Echtheit absolut sicher.

Microsoft arbeitet nach eigenen Angaben mit Strafverfolgungsbehörden weltweit zusammen, um gegen Betrug vorzugehen. Wenn Sie Opfer eines Betrugs geworden sind oder verdächtige Aktivitäten bemerken, bei denen sich jemand als Microsoft-Mitarbeiter ausgibt, können Sie sich direkt unter www.microsoft.com/reportascam melden.