Beeinflusst Jahreszeit der Zeugung Gewicht?

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Überraschender Effekt

Wer im Winter gezeugt wurde, bleibt oft schlanker


18.04.2025 – 11:22 UhrLesedauer: 2 Min.

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Taillenumfang messen: Er gilt als Maß für das Bauchfett. (Quelle: urbazon/getty-images-bilder)

Die Jahreszeit, in der ein Mensch gezeugt wurde, könnte über sein Gewicht mitentscheiden – das legt eine neue Untersuchung aus Japan nahe.

Warum sind manche Menschen von Natur aus schlanker als andere? Neben Ernährung und Bewegung spielt auch die Genetik eine Rolle – das ist bekannt. Doch jetzt rückt ein bislang unterschätzter Faktor in den Fokus: der Zeitpunkt der Zeugung.

Eine japanische Studie zeigt, dass Menschen, die im Winter gezeugt wurden, später im Leben seltener übergewichtig sind. Der Grund: Sie besitzen mehr aktives braunes Fettgewebe – ein Fett, das Kalorien verbrennt, statt speichert.

Braunes Fett funktioniert anders als das klassische weiße Fettgewebe: Es speichert keine Energie, sondern wandelt Kalorien aus der Nahrung direkt in Wärme um. Vor allem bei Kälte kommt es zum Einsatz, um die Körpertemperatur zu halten. Studien zeigen, dass Menschen mit mehr braunem Fett einen aktiveren Stoffwechsel haben – und somit weniger zu Übergewicht neigen.

Genau diesen Mechanismus untersuchte ein Forschungsteam der Universität Tokio an rund 400 jungen Männern. Die Wissenschaftler teilten die Teilnehmer in zwei Gruppen: solche, die in der warmen Jahreszeit (April bis Oktober) und solche, die in der kühlen Jahreszeit (Oktober bis April) gezeugt wurden. Dann ermittelten sie mithilfe moderner Bildgebung die Aktivität des braunen Fetts – und stellten deutliche Unterschiede fest.

Nach einem zweistündigen Aufenthalt bei 19 Grad Celsius aktivierte sich das braune Fett bei jenen, die im Winter gezeugt worden waren, stärker: 87 Prozent zeigten eine hohe Aktivität – im Vergleich zu nur 66 Prozent in der Sommergruppe. Zusätzlich hatten die “Winterkinder” einen niedrigeren Body-Mass-Index (BMI), weniger Bauchfett und eine schmalere Taille.

Auch eine zweite Testreihe mit 300 Männern und Frauen zwischen 20 und 78 Jahren bestätigte diesen Effekt. Die Umgebungstemperatur und vor allem die Tag-Nacht-Schwankungen in den Wochen vor der Empfängnis hatten demnach einen entscheidenden Einfluss – nicht jedoch Luftfeuchtigkeit, Tageslänge oder die Temperatur während der Schwangerschaft.

Wie dieser Effekt entsteht, war ebenfalls Gegenstand der Studie. Die Forscher vermuten epigenetische Veränderungen – also biologische Anpassungen in den Spermien, die durch äußere Einflüsse wie Kälte ausgelöst werden. Bei Mäusen konnte dieser Mechanismus bereits beobachtet werden: Väter, die vor der Zeugung Kälte ausgesetzt waren, vererbten ihren Nachkommen ein aktiveres braunes Fettgewebe. Bei weiblichen Versuchstieren ließ sich dieser Effekt nicht feststellen.

Auf Grundlage dieser Erkenntnisse schlagen die Autoren ein neues wissenschaftliches Konzept vor: “Pre-fertilization Origins of Health and Disease”. Damit meinen sie, dass nicht nur die Zeit im Mutterleib über die Gesundheit entscheidet – sondern schon die Phase vor der Befruchtung, besonders bei Männern.

Die Forscher sehen auch eine gesellschaftlich relevante Perspektive: Der Klimawandel mit seinen milderen Wintern könnte die Zahl der Menschen mit natürlichem Fettverbrennungsvorteil verringern. Langfristig könnte dies das Risiko für Übergewicht und Stoffwechselerkrankungen in der Bevölkerung erhöhen. Doch noch ist die Forschung dazu ganz am Anfang.