Schwache IWF-Prognose: Weltwirtschaft unter Trump-Zollschock

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Der amerikanische Präsident Donald Trump hat mit seiner Zollpolitik die Erholung der Weltwirtschaft gestoppt. Der Internationale Währungsfonds korrigierte nahezu sämtliche seiner Wachstumsvorhersagen vom Januar zum Teil deutlich nach unten. Die Weltwirtschaft wächst 2025 der neuen Prognose zufolge nur noch um 2,8 Prozent, nachdem die IWF-Volkswirte noch im Januar ein Wachstumsplus von 3,3 Prozent vorhergesagt hatten. Deutschlands Wirtschaft zeigt in diesem Jahr kein Wachstum und im kommenden Jahr ein Plus von 0,9 Prozent. Es bleibt damit unter den großen Industrieländern das Land mit der geringsten Wachstumsdynamik.

Den stärksten Rückschlag muss der Vorhersage zufolge die amerikanische Wirtschaft hinnehmen, die dieses Jahr nur um 1,8 Prozent wächst statt der erwarteten 2,7 Prozent. Chinas Volkswirtschaft kommt auf ein Plus von jeweils vier Prozent in diesem und im nächsten Jahr, nachdem im Januar-Ausblick mit Wachstumsraten von rund 4,5 Prozent gerechnet worden war. Schwächer ist die Weltwirtschaft demnach in den vergangenen 20 Jahren nur in nur während der Finanzkrise 2009 und der Pandemie 2020 gewachsen.

Der Euroraum erholt sich

Die Konjunkturdaten stehen allerdings unter einem Vorbehalt. Sie berücksichtigen die von Trump verhängten Zölle und angekündigte Vergeltungszölle nur bis zum 2. April. Damit ist die Zolleskalation der USA mit China und die 90-Tage-Pause der sogenannten reziproken Zölle nicht eingerechnet. Chefökonom Pierre-Olivier Gourinchas weist allerdings darauf hin, dass die globale Wachstumsrate auch unter dem aktuellen Szenario (90-Tage-Moratorium und Handelskrieg mit China) bei historisch niedrigen 2,8 Prozent liegt. Das Wachstum des Welthandels wird sich nach Prognose des IWF halbieren von 3,8 Prozent auf 1,7 Prozent.

Das ist nur eine der Konjunkturdaten, die anzeigen, dass nach den Worten von Gourinchas das globale Wirtschaftssystem, in dem die meisten Länder in den vergangenen 80 Jahren operiert haben, neu aufgestellt wird. Er wies darauf hin, dass das Zollniveau der USA nun die Zollsätze in der großen Depression von vor 95 Jahren übersteigen.

Der Euroraum befindet sich in einer konjunkturellen Erholung, doch die Binnennachfrage bleibt verhalten. Die schlechte Konsumstimmung und erhöhte Unsicherheit veranlassen Verbraucher zum Sparen und bremsen das Konsumwachstum.   Eine Ausnahme bildet Deutschland, das mit der Lockerung der Schuldenbremse für höhere Verteidigungs- und Infrastrukturausgaben die Binnennachfrage steigert. Die Produktionstätigkeit blieb aber laut IWF wegen der anhaltend hohen Energiepreise schwach.

Höhere Produktivität in Amerika

Das trifft Deutschland besonders schwer. Obwohl das Land von 2020 bis 2024 Wirtschaftswachstum aufwies, ist das Bruttoinlandprodukt je Kopf in dieser Phase sogar gesunken. Unter den Industrieländern teilt Deutschland hier das Schicksal von Kanada. Hier wirkt sich aus, dass in den Industrieländern außer den USA seit Jahren das Produktivitätswachstum schrumpft. Mangelnde Investitionen, sind eine Erklärung.

Amerikas starkes Produktivitätswachstum liegt aber offenbar auch daran, dass während der Pandemie viele Amerikaner in neue Arbeitsverhältnisse gekommen sind, in denen sie produktiver sind. Europa setzte stattdessen auf Programme, die Belegschaften in den Firmen hielten.

Der wichtigste Wachstumssektor im Euroraum war der Dienstleistungssektor. Das erklärt die vergleichsweise guten Konjunkturdaten für Spanien: 2,5 Prozent Wirtschaftswachstum in diesem Jahr. Das Land profitiert stark vom blühenden Tourismus, während der Industriesektor nur eine geringe Rolle spielt.

Es sind nicht die Zölle alleine, die das Wirtschaftswachstum bremsen. Die Unsicherheit hat laut IWF ein beispielloses Ausmaß erreicht. Ihr Ausmaß variiert von Land zu Land, je nach der Exposition gegenüber protektionistischen Maßnahmen. Das trifft die Weltwirtschaft in einer Phase, in der die globale Konjunkturdynamik ohnehin schon deutlich nachließ. China leidet auch an hausgemachten Problemen. Die anhaltende Schwäche des Immobiliensektors und ihre Auswirkungen auf die Finanzen der lokalen Regierungen dämpften die Binnennachfrage, obwohl die Regierung gegenzusteuern versuchte.

Tatsächlich ist das Verbrauchervertrauen in China, das sich ein Jahrzehnt lang eng an das der übrigen Welt gekoppelt hatte, Anfang 2022 eingebrochen und hat sich seither nicht mehr erholt. Die zunehmenden Handelsspannungen haben die chinesische Wirtschaft in den vergangenen Jahren überproportional getroffen. Die erklärte Neuausrichtung der Wirtschaft von Investitionen und Nettoexporten hin zum Konsum ist angesichts der hohen Sparquote der privaten Haushalte ins Stocken geraten.

Der Dollar legte im Vorfeld der US-Wahlen im November 2024 stark zu, weil die Märkte ein höheres Wachstum in den USA und eine straffere Geldpolitik erwarteten. Seit Februar 2025 hat der Dollar jedoch alle im letzten Quartal 2024 erzielten Gewinne wieder eingebüßt, was auf schwächere Wachstumsaussichten für die USA und Unsicherheit zurückzuführen ist. Gewöhnlich würde man erwarten, dass der Dollar steigt bei hohen Zöllen.