Minus 71 Prozent: Teslas Gewinn bricht ein

2

Tesla hat für eine weitere Enttäuschung gesorgt: Der Autohersteller meldete am Dienstag nach Börsenschluss einen dramatischen Gewinnrückgang um 71 Prozent. Das von Elon Musk geführte Unternehmen kündigte außerdem an, seine Prognose für die Verkaufszahlen in diesem Jahr revidieren zu wollen. Die gegenwärtigen Handelskonflikte und eine „sich verändernde politische Stimmung“ könnten die Nachfrage nach seinen Fahrzeugen in der näheren Zukunft erheblich belasten, hieß es von Tesla.

Die Geschäftsergebnisse lagen allgemein unter den Erwartungen. Dabei lag die Messlatte nicht allzu hoch, denn es war schon bekannt, dass Tesla auf ein schwaches Quartal zurückblickt. Anfang April meldete das Unternehmen für diesen Zeitraum schon einen Rückgang bei der Zahl der ausgelieferten Fahrzeuge um 13 Prozent. Der Quartalsbericht liefert nun ein umfassenderes Bild und unterstreicht, dass auch Teslas Profitabilität leidet.

Teslas Aktienkurs notierte im nachbörslichen Handel zunächst nur wenig verändert. Die Aktie hat in den vergangenen Monaten aber erheblich an Wert verloren, sie kostet derzeit nur noch rund halb so viel wie im Dezember, als sie einen Höchststand erreicht hatte.

Gewinnmarge nur noch bei 2,1 Prozent

Insgesamt meldete Tesla für das erste Quartal einen Nettogewinn von 409 Millionen Dollar. Vor einem Jahr waren es 1,4 Milliarden Dollar. Die operative Gewinnmarge lag nur noch bei 2,1 Prozent, in den vergangenen Jahren hatte Tesla oft zweistellige Margen ausgewiesen. Die Lage wäre noch viel schlechter, wenn das Unternehmen nicht sein hochprofitables Geschäft mit Emissionspunkten hätte. Es brachte diesmal 595 Millionen Dollar ein, was den gesamten Nettogewinn übertraf. Diese Zertifikate bekommt das Unternehmen von Regierungen für die Produktion von Elektroautos und verkauft sie dann an Wettbewerber, denen dies hilft, gesetzliche Emissionsvorgaben zu erfüllen.

Tesla hat im ersten Quartal nicht nur deutlich weniger Autos verkauft, sondern dies auf Kosten des Gewinns auch zu erheblich niedrigeren Preisen getan. Der Umsatz im Autogeschäft fiel um 20 Prozent, also noch stärker als die Absatzmengen. Der gesamte Konzernumsatz von 19,3 Milliarden Dollar war um fast 1,8 Milliarden Dollar niedriger als von Analysten erwartet.

Die Abschwächung des Geschäfts wird unter anderem damit in Verbindung gebracht, dass Vorstandschef Elon Musk mit seinem politischen Engagement zu einer umstrittenen Figur geworden ist – womöglich spielt Tesla darauf mit dem Hinweis auf die politische Stimmung auch selbst an. Musk ist einer der engsten Berater des US-Präsidenten Donald Trump und hat in dessen Auftrag mit der Arbeitsgruppe „Department of Government Efficiency“ oder „DOGE“ radikale Einschnitte in amerikanischen Behörden veranlasst. In Deutschland hat Musk die AfD unterstützt. In den vergangenen Wochen gab es eine Welle von Demonstrationen vor Tesla-Geschäften, die mit Musks Regierungsarbeit zu tun hatten. Die Proteste hatten ihren Schwerpunkt in den USA, erstreckten sich aber auch auf Deutschland und andere Länder.

Neben Musks politischer Positionierung sehen Analysten noch andere Gründe für Teslas Schwierigkeiten. Die Produktpalette des Unternehmens gilt als veraltet, gerade in China gibt es starke einheimische Konkurrenz wie BYD. Das letzte bedeutende neue Fahrzeug für den Massenmarkt, das Model Y, kam schon vor fünf Jahren heraus. Der vor rund eineinhalb Jahren eingeführte Pick-up-Transporter Cybertruck ist nur ein Nischenmodell, und seine Verkaufszahlen enttäuschen. Im ersten Quartal hat Tesla nach Angaben der Marktforschungsgruppe Cox Automotive auf dem amerikanischen Heimatmarkt nur rund halb so viele Exemplare des Cybertruck verkauft wie in den drei Schlussmonaten 2024.

Der Autohersteller wiederholte jetzt frühere Aussagen, wonach er auf Kurs bleibe, noch im ersten Halbjahr „erschwinglichere Modelle“ herauszubringen. Ob es sich dabei um ganz neue Fahrzeugtypen oder abgewandelte Varianten bisheriger Modelle handelt, ist allerdings bislang nicht ganz klar. Die Nachrichtenagentur „Reuters“ berichtete vor wenigen Tagen, der Produktionsstart für ein billigeres neues Modell werde sich verzögern.

Tesla musste schon im vergangenen Jahr erstmals in seiner Geschichte einen Rückgang seiner Verkaufszahlen hinnehmen. Für 2025 hat das Unternehmen bisher allerdings Wachstum versprochen, Musk hat vor einiger Zeit sogar ein Plus von 20 bis 30 Prozent in Aussicht gestellt. Von diesem Ziel nimmt Tesla jetzt aber Abstand, ohne allerdings ein genaues Ziel zu nennen. Das Unternehmen sagte, im nächsten Quartalsbericht in drei Monaten solle es weitere Details zum Ausblick für das Gesamtjahr geben.