Musk hat entschieden: mehr Tesla, weniger Trump

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Nach einem dramatischen Gewinnrückgang im vergangenen Quartal will Elon Musk sich vom kommenden Monat an wieder stärker auf seine Arbeit als Vorstandsvorsitzender des Elektroautoherstellers Tesla konzentrieren – und deutlich weniger Zeit als bisher auf seine Beraterrolle für den US-Präsidenten Donald Trump verwenden. Das kündigte er in einer Telefonkonferenz nach der Vorlage von Geschäftsergebnissen an. Musk hat eine führende Rolle in Trumps Regierung mit der Arbeitsgruppe „Department of Government Efficiency“ oder „DOGE“, die radikale Einschnitte in amerikanischen Behörden veranlasst hat. Mit seiner politischen Positionierung ist Musk zu einer umstrittenen Figur geworden.

Das schlägt sich auch im Geschäft von Tesla nieder. In den vergangenen Wochen gab es eine Welle von Demonstrationen vor Tesla-Läden, die mit Musks Regierungsarbeit zu tun hatten. Unter dem Schlagwort „Tesla Takedown“ fordern die Organisatoren der Proteste Tesla-Aktionäre dazu auf, ihre Anteile zu verkaufen. Tesla-Fahrer werden ermutigt, sich von ihren Autos zu trennen.

Die Demonstrationen hatten bislang ihren Schwerpunkt in den USA, erstreckten sich aber auch auf Deutschland und andere Länder, in denen sein politisches Engagement für Kontroversen sorgt. In Deutschland hat Musk die AfD unterstützt. Die Protestbewegung beschreibt sich als friedlich, allerdings gab es auch einige Fälle von mutwilliger Sachbeschädigung in Tesla-Geschäften.

Musk: Tesla spürt „einigen Gegenwind“

Analyst Dan Ives von Wedbush Securities sagte vor wenigen Tagen, der von Musks Regierungsarbeit angerichtete Rufschaden für die Marke Tesla könne zu einer „permanenten Zerstörung“ von 15 bis 20 Prozent der Nachfrage nach Tesla-Fahrzeugen führen. Tesla-Finanzvorstand Vaibhav Taneja gab nun zu, eine „ungerechtfertigte Feindseligkeit“ gegenüber der Marke Tesla habe das Geschäft beeinträchtigt. Musk selbst beteuerte zwar auf die Frage nach einem etwaigen Schaden für die Marke, er sehe jenseits eines schwierigeren wirtschaftlichen Umfelds keine Abschwächung der Nachfrage. Mit Blick auf die Protestbewegung sagte er aber auch, Tesla spüre „einigen Gegenwind“.

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Er wiederholte frühere Behauptungen, wonach die Demonstranten „bezahlt“ würden, und er verteidigte die Arbeit von DOGE. Er sagte, ein wesentlicher Teil der Arbeit, um DOGE zu eta­blieren, sei abgeschlossen, was es ihm erlaube, seine Prioritäten neu zu ordnen. Künftig wolle er „weit mehr“ seiner Zeit auf Tesla verwenden und noch einen bis zwei Tage in der Woche auf Regierungsarbeit, solange Trump dies wünsche und es nützlich sei. Über einen baldigen Teilrückzug von Musk aus Trumps Regierung hatte vor wenigen Wochen schon die Publikation „Politico“ geschrieben. Das Weiße Haus und Musk hatten den Bericht damals noch dementiert.

Teslas Quartalsbericht war eine weitere Enttäuschung. Der Autohersteller meldete für die vergangenen drei Monate einen Gewinnrückgang um 71 Prozent und kündigte an, seine Prognose für die Verkaufszahlen in diesem Jahr revidieren zu wollen. Teslas Aktienkurs notierte unmittelbar nach der Veröffentlichung der Zahlen zunächst kaum verändert, nach Musks Ankündigung, wieder mehr Zeit mit Tesla zu verbringen, stieg er aber am Mittwoch zeitweise um mehr als sieben Prozent. Die Aktie hat in den vergangenen Monaten erheblich an Wert verloren, sie kostet derzeit nur noch rund halb so viel wie im Dezember, als sie einen Höchststand erreicht hatte.

Tesla-Produktpalette gilt als veraltet

Die Geschäftsergebnisse fielen allgemein schwächer als erwartet aus. Dabei lag die Messlatte nicht allzu hoch, denn es war schon bekannt, dass Tesla auf ein schwieriges Quartal zurückblickt. Anfang April meldete das Unternehmen für diesen Zeitraum schon einen Rückgang der Zahl der ausgelieferten Fahrzeuge um 13 Prozent. Der Quartalsbericht lieferte nun ein umfassenderes Bild und unterstrich, dass auch Teslas Profitabilität leidet. Der Nettogewinn im ersten Quartal betrug 409 Millionen Dollar, vor einem Jahr waren es 1,4 Milliarden Dollar. Die operative Gewinnmarge betrug nur noch 2,1 Prozent – in den vergangenen Jahren hatte Tesla oft zweistellige Margen ausgewiesen. Die Lage wäre noch viel schlechter, wenn das Unternehmen nicht sein hochprofitables Geschäft mit Emissionspunkten hätte. Es brachte diesmal 595 Millionen Dollar ein, also einen Betrag, der den gesamten Nettogewinn übersteigt. Die Emissionszertifikate bekommt Tesla von Regierungen für die Produktion von Elektroautos und verkauft sie dann an Wettbewerber, denen dies hilft, gesetzliche Emissionsvorgaben zu erfüllen.

Tesla hat im ersten Quartal nicht nur deutlich weniger Autos verkauft, sondern dies auf Kosten des Gewinns auch zu erheblich niedrigeren Preisen getan. Der Umsatz im Autogeschäft fiel um 20 Prozent, also noch stärker als die Absatzmengen. Der gesamte Konzernumsatz von 19,3 Milliarden Dollar war um fast 1,8 Milliarden Dollar niedriger als von Analysten erwartet.

Neben Musks politischer Positionierung sehen Analysten noch andere Gründe für Teslas Schwierigkeiten. Die Produktpalette des Unternehmens gilt als veraltet, gerade in China gibt es starke einheimische Konkurrenz wie BYD . Das letzte bedeutende neue Fahrzeug für den Massenmarkt, das Model Y, kam schon vor fünf Jahren heraus. Der vor rund eineinhalb Jahren eingeführte Pick-up-Transporter Cybertruck ist nur ein Nischenmodell und verkauft sich schlecht. Im ersten Quartal hat Tesla nach Angaben der Marktforschungsgruppe Cox Automotive auf dem amerikanischen Heimatmarkt nur rund halb so viele Exemplare des Cybertruck ausgeliefert wie in den drei Schlussmonaten 2024. Das Modell war auch Gegenstand mehrerer Rückrufe, und Tesla hat zuletzt mit erheblichen Rabatten um Käufer geworben.

Musk: „Ich bin nicht der Präsident“

Der Autohersteller wiederholte nun frühere Aussagen, wonach er auf Kurs bleibe, noch im ersten Halbjahr „erschwinglichere Modelle“ herauszubringen. In der Telefonkonferenz wurde aber angedeutet, dass es sich dabei nicht um ganz neue Fahrzeugtypen handelt, sondern um abgewandelte Varianten bisheriger Modelle. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete vor wenigen Tagen, der Produktionsstart für ein billigeres neues Modell werde sich verzögern.

Schon im vergangenen Jahr musste Tesla zum ersten Mal in seiner Geschichte einen Rückgang seiner Verkaufszahlen hinnehmen. Für 2025 hat das Unternehmen bisher noch Wachstum versprochen, Musk hat vor einiger Zeit sogar ein Plus von 20 bis 30 Prozent in Aussicht gestellt.

Von diesem Ziel nimmt Tesla nun aber Abstand, wobei es konkretere Details zum Ausblick für das Gesamtjahr erst im nächsten Quartalsbericht in drei Monaten geben soll. Tesla sagte, die gegenwärtigen Handelskonflikte und eine „sich verändernde politische Stimmung“ könnten die Nachfrage nach seinen Fahrzeugen in der näheren Zukunft erheblich belasten.

Der Hinweis auf die politische Stimmung war womöglich als Anspielung auf die Anti-Tesla-Demonstrationen zu verstehen. Die von Trump mit der Verhängung von Importzöllen befeuerten Handelskonflikte treffen Tesla nicht so stark wie manch anderen Hersteller, Musk sagte sogar, sein Unternehmen sei am wenigsten berührt. Tesla produziert alle seine Autos, die in den USA verkauft werden, in seinen amerikanischen Werken in Kalifornien und Texas. Der Hersteller ist aber nicht völlig isoliert vom handelspolitischen Geschehen, unter anderem weil er auch in seiner amerikanischen Produktion Komponenten aus dem Ausland bezieht, für die ebenfalls Zölle gelten sollen. Auch die von China verhängten Vergeltungszölle treffen das Unternehmen. Dort importierte es bislang das Model S und das Model X, seine teureren Fahrzeuge, aus den USA. Kürzlich wurde bekannt, dass Tesla für diese Autos in China vorerst keine Bestellungen mehr entgegennimmt.

Musk hat in den vergangenen Wochen schon deutlich gemacht, dass er mit Blick auf die Zollpolitik nicht auf einer Linie mit Trump liegt. Das unterstrich er auch am Dienstag. Er sagte, er sei für niedrigere Zölle und werde sich auch dafür aussprechen, „aber das ist alles, was ich tun kann“. Die Entscheidung liege voll und ganz beim Präsidenten. „Ich bin einer von vielen Beratern des Präsidenten, aber ich bin nicht der Präsident.“

Trotz der gegenwärtigen Schwierigkeiten sagte Musk, er sei mit Blick auf Teslas Zukunft „extrem optimistisch“. Diese Zuversicht gründete er allerdings nicht auf das bisherige Kerngeschäft mit gewöhnlichen Elektroautos, sondern auf Teslas Aktivitäten rund um autonomes Fahren und humanoide Roboter. Musk sagte, Tesla liege weiter im Plan, im Juni in Austin einen Test mit vollständig autonom fahrenden Robotaxis zu starten. In der zweiten Jahreshälfte 2026 würden „Millionen“ solcher Fahrzeuge in den USA unterwegs sein. Musk ist freilich bekannt dafür, solche zeitlichen Vorgaben regelmäßig zu verfehlen. Der Multimilliardär wiederholte auch frühere Aussagen, wonach Tesla eines Tages „bei Weitem“ das wertvollste Unternehmen der Welt sein könnte – möglicherweise wertvoller als die folgenden fünf Unternehmen zusammen.