Der Gründer des Weltwirtschaftsforums, Klaus Schwab, hat in einer ausführlichen Stellungnahme alle Vorwürfe eines Fehlverhaltens entschieden zurückgewiesen und seinerseits schwere Vorwürfe gegen den Stiftungsrat des Weltwirtschaftsforums erhoben, dessen Vorsitz er bis zum vergangenen Sonntag wahrgenommen hatte. Demnach ist am 16. April eine „bösartige“ E-Mail beim Stiftungsrat eingegangen, in der Schwab die Fortsetzung mindestens zehn Monate währender „koordinierter Bemühungen, mich und meine Familie zu diskreditieren“, erkennt. Diese Kampagne und eine „sensationslüsterne Berichterstattung in den Medien“ habe ihm und seiner Familie erheblichen Schaden zugefügt, obgleich alle in der Vergangenheit gegen ihn erhobenen Vorwürfe niedergeschlagen worden seien.
Schwab schreibt mit großer Bitterkeit über die Reaktion des Stiftungsrats auf die „anonyme und verleumderische“ Mail vom 16. April. Nach ihrem Eingang habe der Vorsitzende des Prüfungs- und Risikoausschusses eine weitere Untersuchung eingeleitet, eine externe Anwaltskanzlei eingeschaltet und den gesamten Stiftungsrat über „mögliches finanzielles und weiteres Fehlverhalten“ informiert, ohne Schwab vorher zu den anonym vorgetragenen Vorwürfen anzuhören. Der Vorsitzende des Prüfungs- und Risikoausschusses ist Thomas Buberl, der Vorstandsvorsitzende des Versicherers Axa.
„Dies ist ein klarer Verstoß gegen das gesetzliche Erfordernis, dass eine beschuldigte Person angehört werden muss, bevor irgendwelche Maßnahmen ergriffen werden“, beklagt Schwab. Stattdessen habe der Vizepräsident des Stiftungsrats, Peter Brabeck-Letmathe, für den Abend des 20. April eine Ratssitzung einberufen, „da es einer sofortigen Reaktion des Stiftungsrats bedürfe“. Bevor das Gremium zusammengetroffen sei, habe ihm ein Ratsmitglied einen Rücktritt nahegelegt, um Schaden vom Weltwirtschaftsforum abzuwenden. Daraufhin trat Schwab zurück.
Nach seinen Worten hatte der anonyme Verfasser der Mail angedroht, er werde sie am 23. April veröffentlichen, wenn Schwab nicht vorher gehe. Schwab sagte, er habe dem Stiftungsrat vorgeschlagen, juristisch gegen die Anschuldigungen vorzugehen; dies sei aber zurückgewiesen worden.
Schwab schreibt, ihm sei untersagt worden, aus der Mail zu zitieren. Gleichwohl setzt er sich detailliert mit zahlreichen Vorwürfen auseinander, die seine Bezahlung durch das Forum und die Verwendung von Mitteln der Organisation ebenso betreffen wie seinen Umgang mit dem Vorwurf sexuellen Fehlverhaltens durch Mitarbeiter. Schwab, der nach Mitteilung der „Neuen Zürcher Zeitung“ ein Hausverbot erhalten haben soll, hat Anzeige gegen unbekannt wegen Diffamierung gestellt.