Bundesnetzagentur: Stromkunden sollen weniger zahlen

8

Die Bundesnetzagentur will Stromkunden entlasten, indem die Vergütung für dezentrale Einspeisung von Strom schrittweise verringert wird. Dadurch sollen über drei Jahre insgesamt 1,5 Milliarden Euro gespart werden, die jeder Stromkunde über die Netzentgelte mit seiner Rechnung bezahlt. Vom kommenden Jahr an soll die Vergütung schrittweise verringert und von 2029 an dann ganz eingestellt werden, teilte die Regulierungsbehörde in einem Konsultationsentwurf am Mittwoch mit.

„Eine Subvention von Kraftwerken durch sogenannte vermiedene Netzentgelte zu Lasten der Verbraucherinnen und Verbraucher ist nicht mehr zeitgemäß“, sagte Klaus Müller, der Präsident der Bundesnetzagentur. Darunter fallen keine Solar- und Windanlagen, betroffen sind vielmehr Industrieunternehmen und kommunale Betreiber. Die betreiben nämlich dezentrale Stromerzeugungsanlagen wie kleine Kraftwerke. Derzeit gibt es in Deutschland rund 12.000 Anlagen, die von den Zahlungen für die sogenannten vermiedenen Netzentgelte profitieren.

Angedacht wurde die Ausgleichszahlung in der Regulierung im Jahr 1999, damals mit der Idee, dass die kleinen Kraftwerke das übergeordnete Netz entlasten könnten und sich das auch auf die Netzentgelte positiv auswirken würde – weil dann mehr Strom dezentral produziert werden würde. Laut Netzagentur ist das jedoch kaum der Fall, auch lokal erzeugter Strom werde über lange Strecken transportiert.

Netzagentur: Kleinkraftwerke helfen kaum, Kosten zu sparen

Außerdem seien die Netze trotzdem enorm ausgebaut worden, was auch mit der dezentralen Einspeisung von Energie aus Windkraft und Solar zusammenhängt. Auch kleine Kraftwerke müssen zudem regelmäßig in Revision gehen und werden dafür abgeschaltet, auch dafür braucht es ein Back-up in den Stromnetzen, damit vor Ort für die Stromkunden nicht die Lichter ausgehen. Die lokalen Kleinkraftwerke helfen also in der Praxis kaum dabei, Kosten zu sparen, argumentiert die Netzagentur.

Das Stromnetz in Deutschland ist in vier Stromspannungen aufgebaut: Zu Haushalten etwa führt das Niederspannungsnetz, der Strom von kleinen Kraftwerken etwa zu kleinen Städten wird über das Mittelspannungsnetz verteilt. Das Hochspannungsnetz versorgt große Industrieverbraucher und über das Höchstspannungsnetz wird von den größten Kraftwerken in Deutschland quer durch das Land die Elektrizität zu den kleineren Netzen gebracht. Die vermiedenen Netzentgelte haben kleine Kraftwerke bekommen, die nicht ans Höchstspannungsnetz angeschlossen waren.

Rund eine Milliarde Euro an Vergütungen im Jahr werden derzeit gezahlt, ungefähr drei Prozent der Netzkosten macht das aus. Die Netzentgelte zu senken, ist auch ein Ziel der neuen Regierung, im Koalitionsvertrag von Union und SPD ist von einer Halbierung der Stromnetzentgelte die Rede.

Mit weniger Geld müssen künftig vor allem Stadtwerke und Industrie und Gewerbe auskommen, die zu etwa einem Drittel beziehungsweise zwei Drittel die Anlagen betreiben. Knapp die Hälfte der Kraftwerke werden mit Erdgas betrieben, 12 Prozent mit Mineralöl, 11 Prozent kommt aus Biomasse und 9 Prozent sind Speicher.