Suchtexperten fordern höhere Preise für Alkohol

5

Stand: 24.04.2025 05:41 Uhr

Millionen Menschen haben ein Problem mit Alkohol und Nikotin, wie Zahlen aus dem “Jahrbuch Sucht 2025” zeigen. In Deutschland ist Alkohol besonders erschwinglich. Experten halten höhere Preise deshalb für eine effektive Lösung.

Um den Alkoholkonsum in Deutschland zu senken, fordert die Deutsche Hauptstelle Sucht (DHS) höhere Preise für alkoholische Getränke. Alkohol sei in keinem anderen europäischen Land so erschwinglich wie in Deutschland, erklärte die Einrichtung bei der Veröffentlichung des “Jahrbuch Sucht 2025”.

Im internationalen Vergleich bestehe bei Alkohol – aber auch bei Tabak, Nikotinprodukten, digitalen Suchtformen und Glücksspiel – viel Nachholbedarf in puncto Regulierungen. 

Verbrauchsteuer seit Jahrzehnten unangetastet

Ein Hebel kann laut DHS die Verbrauchsteuer sein: “Bei Verbrauchsteuern auf alkoholische Getränke ist jahrzehntelang kaum etwas passiert”, moniert DHS-Geschäftsführerin Christina Rummel. Als jüngeres Beispiel ergänzt Rummel: “Der Orangensaft wird schon wieder teurer, der Preis für die Flasche Wodka bleibt stabil.” Die Biersteuer sei zuletzt 1993 erhöht worden, auf Wein werde gar keine Verbrauchsteuer erhoben.

Höhere Preise für alkoholische Getränke seien Forschungsergebnissen zufolge aber ein effektives Mittel, den Konsum zu senken. Der Gesundheit von Millionen Menschen sei “Vorrang gegenüber den wirtschaftlichen Interessen der Alkoholindustrie einzuräumen”, mahnt Rummel. 

Mehr Steuereinnahmen, weniger Alkoholkonsum?

Auch der Suchtforscher Jakob Manthey schildert: In Deutschland seien die Preise für alkoholische Getränke in den letzten 20 Jahren deutlich weniger stark gestiegen als für Nahrungsmittel.

Manthey erläutert im DHS-Jahrbuch: Wenn die Verkaufspreise durch höhere Steuern um fünf Prozent ansteigen würden, ließen sich damit zusätzliche 1,4 Milliarden Euro Steuereinnahmen generieren und der Pro-Kopf-Alkoholkonsum um 2,2 Prozent senken. Zudem würde der Tod von etwa 850 Menschen in einem Jahr hinausgezögert.

Mehr als 47.000 Tote pro Jahr durch Alkohol

“Deutschland hat ein Alkoholproblem”, betont Manthey. Problematisch sei auch, dass Alkohol in Deutschland mit wenigen Ausnahmen fast uneingeschränkt beworben werden könne.

Nach den neusten verfügbaren Zahlen der DHS sei von aktuell rund 99.000 Todesfällen im Jahr durch Rauchen und etwa 47.500 Toten durch Alkoholkonsum auszugehen. Etwa acht Millionen Menschen in Deutschland sind laut DHS suchtkrank.

Auch das Rauchen macht Sorge

Mehr als 30 Prozent der erwachsenen Bevölkerung rauchten laut Bericht im vergangenen Jahr. Bei Jugendlichen unter 18 Jahren ist dieser Anteil deutlich geringer, bei jungen Erwachsenen etwas geringer. “Die Zahlen sind insgesamt zu hoch, das wird zu wenig thematisiert”, sagt die Geschäftsführerin der DHS. Beim Tabakkonsum seien volkswirtschaftliche Folgekosten von 97 Milliarden Euro pro Jahr anzunehmen. 

Herkömmliche Zigaretten seien eher “old school” für junge Leute, beobachtet Rummel. “Was uns Sorgen macht, sind verwandte Nikotinprodukte wie E-Zigaretten und Tabakerhitzer.” Auch wenn diese 2024 “nur” von zusammen 3,2 Prozent der Personen ab einem Alter von 14 Jahren genutzt wurden.