Umwelt
Der gestresste Stadtbaum – Was ihm helfen kann
Aktualisiert am 24.04.2025 – 10:00 UhrLesedauer: 4 Min.

Stadtbäume gelten als “grüne Superhelden” – doch was ist, wenn sie kränkeln? Forscher wollen bestehende Arten besser schützen und mehr neue pflanzen. Doch es gibt Hürden.
Zu eng, zu heiß, zu trocken: Auch in den Städten beobachten Forscher ein Baumsterben von größerem Umfang. “Bäume leisten einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung des Stadtklimas, leiden aber selbst unter Hitze und Trockenheit”, sagt Forstwissenschaftler Somidh Saha. Er leitet die vom Bundesforschungsministerium geförderte Innovationsgruppe “Urboretum” zum Bestand der Stadtbäume.
Um Bäumen in der Stadt das Überleben zu sichern, brauche es mehr Grünflächen sowie mehr Raum für Wurzeln und Baumkronen. Der Bestand müsse besser geschützt und erhöht werden, betont Saha vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) anlässlich des Tags des Baumes (25. April).
Beim Deutschen Städtetag rennen die Forscher offene Türen ein. Die Kommunen tun viel für Schutz, Pflege und Neupflanzung. Doch manchmal fehlt es schlicht an Geld.
Für Städtetag-Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy sind Bäume “grüne Superhelden”. Doch auch die können schwächeln. So leiden von den etwa 35 einheimischen Baumarten in städtischen und stadtnahen Wäldern im Südwesten Deutschlands nach Schätzung von KIT-Forscher Saha fast alle unter Klimastress. Allein in den Hitzesommern 2019 und 2020 sind demnach über die Hälfte der Stadtbäume geschädigt worden, bis zu einem Drittel der Jungbäume vertrocknete. Der finanzielle Schaden lag bei bis zu 5.000 Euro pro Baum.
Ein Hauptproblem neben Hitze und Trockenheit in der Stadt: “Bäume haben zu wenig Platz, zu wachsen”, sagt KIT-Forscher Saha. Je mehr Raum Wurzeln haben, desto weniger müssen Bäume bewässert werden. Doch im städtischen Untergrund konkurrieren Baumwurzeln mit Rohren, Leitungen, Unterführungen und auch mit U-Bahnen.
Hinzu kommt, dass viele Stadtbäume in den Nachkriegsjahrzehnten gepflanzt wurden. Sie kommen ans Ende ihrer Lebenszeit.
Schwierig wird es dem KIT-Forscher zufolge angesichts des Klimawandels etwa für Buche, Fichte, Esche, Hainbuche, Spitzahorn oder Winterlinde. Andere Bäume wie Platanen, Silberlinden, Zürgelbäume oder Gleditschien könnten dagegen selbst in städtischen Wärmeinseln überleben. Sie gelten als Zukunfts- und “Klimabäume”.
Baumarten, die sich nicht anpassen, sterben allmählich ab oder weichen in kühlere Gegenden aus, sagt Saha. Manche jedoch entwickeln auch Eigenschaften wie Trockenverträglichkeit, die in früheren Generationen einer Art nicht ausgeprägt waren.
Robinie, Zürgelbaum, Silberlinde, Blumenesche oder Gleditschie – Städte pflanzen seit Jahren widerstandsfähige Bäume. Doch noch sei das Potenzial der Baumarten zur Kühlung der städtischen Umwelt unzureichend erforscht, sagt Saha.
Robust ist nicht immer erwünscht: So gedeiht der im 18. Jahrhundert aus China als Ziergehölz für Parks und Gärten geholte Götterbaum auch bei Trockenheit prächtig. Doch, so warnt Saha: “Er hat das Potenzial, andere Baumarten zu verdrängen.”
Die Robinie tut das auch. Zum “Baum des Jahres” wurde sie wegen ihrer Widerstandsfähigkeit dennoch vor fünf Jahren gekürt – trotz Bedenken von Naturschützern.