Vor gut einem Jahr schockte der erste Fall die Experten: Bei Milchkühen war in den USA das Vogelgrippevirus H5N1 aufgetreten. Zuvor war nicht klar, dass diese Tiere sich überhaupt mit dem Virus anstecken können. Doch die Tiere waren nicht nur positiv, sie wurden auch krank, gaben weniger Milch. Und schlimmer noch: Wegen des engen Kontaktes, der beim Melken zwischen Tier und Mensch besteht, kam es auch immer wieder zu Infektionen bei Menschen. Meist verliefen sie harmlos, Bindehautentzündungen waren eines des schwerwiegendsten Symptome.
Der Ausbruch in den Ställen aber setzte sich fort. In den USA werden Milchkühe zum Teil über weite Strecken, sogar über die Grenzen der Bundesstaaten zu den besten Weiden transportiert. So verbreiteten unbemerkt infizierte Rinder das Virus über weite Strecken des Landes. Bis heute sind mehr als 1000 Rinderherden positiv getestet worden, die Dunkelziffer liegt – da es lange Zeit kein gutes Überwachungssystem der Tiere oder ihrer Milch gab – wahrscheinlich höher.
Nun haben Wissenschaftler anhand von genetischen Analysen nachvollziehen können, wie es überhaupt zu dieser Situation kommen konnte. Offenbar lässt sich der Ausburch auf den Kontakt von einem einzigen infizierten Wildvogel zu einer Kuh zurückführen. Das schreiben die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen um Thao-Quyen Nguyen von der Iowa State University im Fachmagazin „Science“.
Nachdem sich das erste Rind infiziert hatte, habe sich das Virus über Monate unter den Kühen weiterverbreitet – unter anderem in die Bundesstaaten North Carolina, Idaho, Michigan, Ohio, Kansas und South Dakota. Auch andere Tiere seien dabei angesteckt worden, beispielsweise Waschbären, Katzen und Vögel. Dabei sei das Virus auch mutiert. Für ihre Forschungen analysierten die Gruppe unter anderem Virusdaten, Genomsequenzen und Behördeninformationen über den Ausbruch in den USA.
Derzeit grassiert die größte dokumentierte Vogelgrippewelle auf mehreren Erdteilen.
Experten mahnen mehr Maßnahmen zur Eindämmung an und warnen ansonsten vor einer neuen Pandemie. Die Gesundheitsbehörden in den USA schätzen das Risiko für die Allgemeinbevölkerung derzeit als niedrig ein.