Warum eine junge Wissenschaftlerin sich zur Reservistin ausbilden lässt

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Emilie Höslinger wollte schon als Jugendliche zur Bundeswehr.

Um die Marschrichtung zu bestimmen, klappt Emilie Höslinger den Kompass auf, stellt den Spiegel auf etwa 45 Grad ein, kneift ein Auge zu und visiert mit dem anderen den Kirchturm in der Ferne über Kimme und Korn an. Heute ist ihr 26. Geburtstag. Für ihre Kameraden hat sie Marmorkuchen mit Schokoladenglasur mitgebracht. Den hat sie noch am Sonntag in ihrer Wohnung in München gebacken, bevor sie am Montagmorgen – anstatt wie sonst an der Isar entlang in ihr Büro am Ifo-Institut im beschaulichen Bogenhausen im Nordosten der Stadt zu radeln – ihre Uniform angezogen und ihre Tasche gepackt hat und ins 30 Kilometer entfernte Fürstenfeldbruck gefahren ist.

Auf dem Fliegerhorst in Fürstenfeldbruck befindet sich die Offizierschule der Luftwaffe. Neben der Schule der Marine in Mürwik und der des Heeres in Dresden ist sie eine von drei Offizierschulen der Bundeswehr. Hier wird aus der Doktorandin Emilie Höslinger Oberfähnrich Höslinger, Reserveoffizieranwärterin außerhalb des Wehrdiensts, kurz ROA a. d. W. Gemeinsam mit ihren Kameraden wird sie in dieser Woche in Fürstenfeldbruck das erste von drei Modulen ihrer Offizierausbildung abschließen. Begonnen hat ihre Laufbahn als Reservistin bei der Bundeswehr im Sommer vergangenen Jahres mit der Grundausbildung an der Unteroffizierschule der Luftwaffe in Appen. „Ich wollte schon immer zur Bundeswehr“, sagt sie, „am liebsten zur Marine.“ Sie erinnert sich noch gut an ihren ersten Tag: „Das erste Mal die Uniform zu tragen und zu wissen, dass ich jetzt dazugehöre und gemeinsam mit den anderen Soldaten diese große Verantwortung trage, das war toll.“


Flugzeuge starten hier schon lange nicht mehr. Auch die Offizierschule soll bis Ende des Jahres ausziehen, der Fliegerhorst 2030 endgültig geschlossen werden.