Stromausfall in Spanien hält teilweise an: Entwarnung für Deutschland

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Nach dem großflächigen Stromausfall in Spanien und Portugal hat die Bundesnetzagentur Entwarnung für Deutschland gegeben. Die hiesige Versorgung sei stabil. „Ein großflächiger, langanhaltender Blackout ist in Deutschland unwahrscheinlich“, teilte die Behörde auf Anfrage mit.

Zu den Ursachen machte die Bundesnetzagentur noch keine Angaben. Die Behörde sei zu den Stromausfällen im Kontakt mit den Übertragungsnetzbetreibern. Ein Sprecher bemühte sich zu versichern, dass in Deutschland das Licht nicht ausgehen wird: „Das elektrische Energieversorgungssystem ist redundant ausgelegt und verfügt über zahlreiche Sicherungsmechanismen“, heißt es dazu von der Behörde. „Diese werden kontinuierlich auf ihre Eignung geprüft und bei Bedarf angepasst.“

Stromausfall auch beim Tennisturnier Madrid Open
Stromausfall auch beim Tennisturnier Madrid OpenAP
Zuvor war am Montagmittag das Stromnetz in Spanien und Portugal zusammengebrochen: Es kam zu einem Stromausfall, der teilweise weiterhin anhält. Es kam zu zahlreichen Störungen, etwa im Bahnnetz, im Straßenverkehr oder auch beim Tennisturnier in Madrid. In Daten des spanischen Stromnetzbetreibers Red Electrica ist zu sehen, wie nach 12.30 Uhr die Last von etwa 26 Gigawatt drastisch auf etwa zwölf Gigawatt fiel. Das bedeutet, dass weniger als die Hälfte der Nachfrage auf der spanischen Halbinsel bedient werden konnte.

„Eine Folge des massiven und beispiellosen Blackouts: Alle spanischen Atomkraftwerke wurden heruntergefahren und müssen über Notstromdiesel gekühlt werden, um die nukleare Sicherheit zu gewährleisten“, schrieb die noch amtierende Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) im sozialen Netzwerk Bluesky.

Stromversorgung teilweise wiederhergestellt, kein Cyberangriff

Wie zu hören war, wurde mittlerweile mit dem Wiederaufbau begonnen. Der französische Stromnetzbetreiber RTE wird dabei Spanien mit Spannung versorgen, Portugal beginnt mit den Netzwiederaufbau selbstständig. Red Electrica ging jedoch davon aus, dass die Ausfälle insgesamt sechs bis zehn Stunden anhalten dürften. Gegen 17 Uhr teilte das Unternehmen mit, dass die Stromversorgung in Teilen Nord-, Süd- und Westspaniens wiederhergestellt sei.

EU-Ratspräsident António Costa sieht derzeit keinen Zusammenhang mit einem möglichen Cyberangriff. „Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine Hinweise auf einen Cyberangriff“, erklärte Costa am Montag im Onlinedienst X. Er stehe im Kontakt mit den Regierungschefs in Spanien und Portugal, Pedro Sanchez und Luís Montenegro. „Die Netzbetreiber in beiden Ländern suchen nach der Ursache und arbeiten an der Wiederherstellung der Stromversorgung“, teilte der aus Portugal stammende Costa weiter mit.

Der britische Nachrichtensender BBC berichtete später mit Verweis auf den portugiesischen Netzbetreiber Rede Eletrica Nacional (REN), extreme Temperaturschwankungen in Spanien hätten zu einer Störung der Höchstspannungsleitungen im Land geführt. Ungewöhnliche Schwingungen hätten dafür gesorgt, dass Stromsysteme nicht miteinander synchronisiert hätten werden können, was in der Folge auch zu Ausfällen im europäischen Verbundnetz geführt habe.

Kontinentales Netz bleibt stabil

Nach Angaben des in Dortmund ansässigen Übertragungsnetzbetreibers Amprion, der vom nordrhein-westfälischen Brauweiler aus die Rolle des Frequenzwächters für Kontinentaleuropa übernimmt, war es um 12.32 Uhr zu einem „Frequenzeinbruch im europäischen Stromverbundnetz“ gekommen. Daraufhin hätten sich Spanien und Portugal vom restlichen Verbundnetz getrennt. Man spricht von einem sogenannten Split. „Trotz dieser außergewöhnlichen Situation laufen alle Systeme stabil“, teilte das Unternehmen mit Blick auf das restliche kontinentale Netz einschließlich Deutschlands mit. Die Frequenz sei hier „weiterhin im regulären Bereich“.

F.A.Z.-Grafik: Brocker

Spanien ist Teil des europäischen Verbundnetzes, welches die Übertragungsnetze des Kontinents miteinander verbindet. Normalerweise gilt: Je größer das Netz, desto besser lassen sich Störungen beherrschen. Fällt irgendwo ein Kraftwerk aus, kann die fehlende Kapazität aus einer anderen Region geliefert werden. Damit das Netz stabil bleibt, muss das Angebot jederzeit mit der Nachfrage übereinstimmen. Nur dann bleibt die Frequenz stabil bei 50 Hertz, und das Netz bricht nicht zusammen.

Noch keine Angaben zur Ursache

Kommt es zu einem Split, ist das verbleibende Restsystem – in diesem Fall also Spanien und Portugal – „sehr viel kleiner und damit anfälliger gegenüber den dabei auftretenden Leistungsbilanzungleichgewichten“, sagte Christoph Maurer vom Beratungsunternehmen Consentec. „Möglicherweise ist es dort dann zu einem Verlust der Frequenzstabilität gekommen.“

Zu den zugrunde liegenden Ursachen konnte auch die Amprion-Sprecherin noch keine Angaben machen. Die europäischen Übertragungsnetzbetreiber arbeiteten eng zusammen, um die Ursache zu klären und die Netzsituation weiterhin zu überwachen, teilte sie weiter mit. Auch bereite man die Wiederherstellung des vollständigen Verbundbetriebs vor.

Spanien und Frankreich schon länger im Streit

Der Verband der europäischen Netzbetreiber Entso-E konnte am Montagnachmittag auf Anfrage noch keine Angaben zu dem Vorfall machen; die Ursachen des Blackouts würden noch untersucht.

Die Anbindung des französischen Stromnetzes an die iberische Halbinsel gilt traditionell als nicht besonders stark, was am Montag dafür sorgte, dass das restliche europäische Verbundnetz relativ wenig betroffen war. Wäre es etwa zu einem vergleichbaren Stromausfall in Frankreich gekommen, wären die Auswirkungen auf Deutschland deutlich stärker gewesen, weil es viel mehr und stärkere Stromleitungen zwischen beiden Ländern gibt.

Der mangelnde Ausbau der Stromleitungen zwischen der iberischen Halbinsel und Frankreich ist schon seit vielen Jahren ein Streitpunkt zwischen den Ländern. Spanien strebt stärkere Verbindungen an, um Ökostrom zu exportieren, Frankreich zeigt weniger Motivation, die Leitungen auszubauen. Im Juli 2021 war es schon einmal zu einer großflächigen Störung auf dieser Verbindung gekommen.