Die Eigentümer von Galeria haben sich vom Chef der Warenhauskette getrennt. In der Mitteilung des Unternehmens kommt der Geschäftsführer Olivier Van den Bossche nur in zwei Sätzen vor. „Wir danken Olivier für seinen unermüdlichen Einsatz auch in schwierigen Zeiten“, lässt sich der Miteigentümer Bernd Beetz darin zitieren. Van den Bossches Führung sei „während der Insolvenz und Restrukturierung entscheidend für die positive Entwicklung des Unternehmens“ gewesen, heißt es weiter in einem Nebensatz der Unternehmensmitteilung.
Warum sich die Wege trennen, bleibt offen. Van den Bossche selbst kommt darin nicht zu Wort, für eine Stellungnahme war er am Dienstagabend zunächst nicht zu erreichen. Aus dem Unternehmensumfeld ist zu hören, dass es Verstimmungen zwischen den neuen Eigentümern und dem Manager gegeben habe, der Galeria seit 2023 geleitet hatte.
Neue Eigentümer nach der Insolvenz
Im Januar 2024 hatte Galeria zum dritten Mal innerhalb weniger Jahre einen Insolvenzantrag eingereicht. Die Kaufhauskette war im Zuge der Insolvenz des österreichischen Mutterkonzerns Signa in Schwierigkeiten geraten. In der Sanierung übernahm dann ein Konsortium aus der amerikanischen Investmentgesellschaft NRDC und der Beteiligungsfirma BB Kapital SA des Unternehmers Bernd Beetz das Unternehmen.
Beetz, dem auch der Fußballverein Waldhof Mannheim gehört, war früher Aufsichtsratsvorsitzender von Kaufhof. Sein Mitstreiter Richard Baker, der sich hinter NRDC verbirgt, war mit der Gesellschaft HBC damals Eigentümer von Kaufhof. In dieser Zeit war auch Van den Bossche schon einmal Chef von Galeria Kaufhof, er verließ die Warenhauskette 2017, also zwei Jahre bevor HBC Kaufhof an Benko weiterverkaufte und der das Unternehmen mit Karstadt verschmolz.
Zwei Chefs statt einem
Es folgten mehrere Sanierungen, zahlreiche Häuser wurden geschlossen, Tausende Mitarbeiter mussten gehen. In der letzten Insolvenz wurden neun Filialen geschlossen, heute hat Galeria noch 83 Warenhäuser und rund 12.000 Beschäftigte. Die neuen Eigentümer haben die Rechtsform in eine Luxemburger Gesellschaft umgewandelt und den Sitz von Essen nach Düsseldorf verlegt.
In der Geschäftsführung richten sollen es jetzt der bisherige Vertriebs- und der Finanzchef im Duo: Der bisherige „Chief Sales Officer“ Tilo Hellenbock wird zum COO berufen, also dem für das operative Geschäft zuständigen Geschäftsführer. Christian Sailer bleibt für die Finanzen zuständig. Mit diesem Schritt werde „die Führungsstruktur gestrafft“, teilte Galeria mit.
„Unsere positive operative Entwicklung bietet die besten Voraussetzungen, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen“, ließ sich Sailer in der Mitteilung zitieren. Sein Kompagnon Hellenbock verwies auf die „enormen Herausforderungen“, die Galeria in den vergangenen Jahren gemeistert habe. Jetzt gehe es darum, „neue Potenziale zu erschließen“.
Geschäftsergebnis seit Jahresbeginn „um mehr als 100 Millionen Euro besser als im Vorjahr“
Das Unternehmen selbst verweist darauf, dass die Ausgangslage von Galeria „hervorragend“ sei und das Geschäftsergebnis seit Jahresbeginn „um mehr als 100 Millionen Euro besser als im Vorjahr“. Im Vorjahr befand sich das Unternehmen allerdings auch in einem Insolvenzverfahren und schleppte Filialen mit sich herum, die aufgrund der hohen Mieten tiefrote Zahlen geschrieben haben.
Dass der Umsatz derzeit hinter den eigenen Erwartungen liegt, hat der Miteigentümer Beetz kürzlich im Interview mit dem „Focus“ selbst gesagt. Das im Januar angegebene Ziel, den Umsatz in diesem Jahr um 500 Millionen Euro auf 2,5 Milliarden Euro zu steigern sei eine „mittelfristige Vision“. Sie sei erreichbar „so in zwei, drei Jahren“. Für 2025 erwarte Beetz gleichwohl, „übers ganze Jahr gesehen mit allen Häusern in den schwarzen Zahlen“ zu sein.
Als das Unternehmen im Sommer vergangenen Jahres aus der Insolvenz entlassen wurde hatte Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus gesagt, dass Galeria als mittelständisches Unternehmen „eine gute wirtschaftliche Ausgangslage“ habe und mit einer verfügbaren Liquidität im neunstelligen Bereich in die Zukunft starte. Denkhaus wünschte dem Unternehmen mit den neuen Eigentümern eine Schonfrist von 300 Tagen, „um das künftige Konzept Schritt für Schritt umzusetzen“. Vergangen sind seit diesem Satz 275 Tage.