Das zuletzt freundlichere Verhältnis zwischen Donald Trump und Jeff Bezos steht womöglich vor einer Belastungsprobe. Karoline Leavitt, die Sprecherin des US-Präsidenten, hat am Dienstag den von Bezos gegründeten Onlinehändler Amazon scharf kritisiert. Anlass dafür war ein Bericht der Publikation „Punchbowl News“, wonach Amazon künftig auf seiner Internetseite anzeigen will, wie viel Importzölle zum Preis eines Produktes beitragen. „Dies ist ein feindseliger und politischer Akt“, sagte Leavitt im Weißen Haus.
Ein Journalist hatte zuvor gefragt, ob dieser Bericht nicht verdeutliche, dass amerikanische Verbraucher und nicht China den Preis für Trumps Handelspolitik zu zahlen hätten. Leavitt wurde außerdem gefragt, ob Bezos noch immer ein „Trump-Anhänger“ sei. Sie gab keine direkte Antwort darauf, wiederholte aber ihre Attacke auf Amazon.
Amazon dementierte den Bericht am Dienstag nicht direkt, versuchte aber, ihn herunterzuspielen. Das Unternehmen sagte, es habe die Anzeige von Importzöllen nur auf seiner Billigplattform „Amazon Haul“ in Erwägung gezogen, und auch dort nur für bestimmte Produkte. Dies sei aber nie beschlossen worden, und es werde auch nicht geschehen. Amazon Haul als Antwort des Konzerns auf die chinesischen Onlinehändler Temu und Shein. Hier vertreibt Amazon besonders billige Produkte, ein großer Teil davon dürfte aus China importiert sein. Temu hat vor kurzem damit begonnen, auf seiner Internetseite in den USA „Importgebühren“ bei einzelnen Produkten anzuzeigen.
Auch Trump selbst äußerte sich am Dienstagnachmittag zu der Kontroverse. Er sagte, er habe persönlich mit Bezos gesprochen, und der habe das “Problem“ schnell gelöst. “Er hat das Richtige getan, er ist ein guter Typ.“
40 Millionen Dollar für die Rechte an Melania-Doku
Bezos hatte lange Zeit ein gespanntes Verhältnis zu Trump, hat aber ebenso wie viele andere Vertreter der Technologiebranche in jüngster Zeit versucht, ihn zu hofieren. Er war bei Trumps Vereidigung im Januar, und Amazon spendete eine Million Dollar für einen Fonds zu Trumps Amtseinführung. Der Onlinehändler zahlte auch 40 Millionen Dollar für die Rechte an einer Dokumentation über Melania Trump, die dabei selbst Produzentin sein soll. Bezos ist zwar seit knapp vier Jahren nicht mehr Vorstandschef von Amazon, aber er führt weiterhin den Verwaltungsrat und ist noch immer Großaktionär.
Trump hat Bezos und Amazon in seiner ersten Amtszeit wiederholt attackiert. Dies hatte damit zu tun, dass dem Amazon-Gründer auch die „Washington Post“ gehört, eine Zeitung, die oft kritisch über Trump geschrieben hat. Als die auf Cloud Computing spezialisierte Amazon-Sparte AWS 2019 das Rennen um einen Milliardenauftrag des Pentagon verlor, wertete sie das als Racheakt von Trump und sprach von einer „persönlichen Vendetta“ des Präsidenten gegen Bezos.
Bezos hat in jüngster Zeit einige umstrittene Kursänderungen bei der „Washington Post“ vorgenommen, die als Annäherung an Trump interpretiert wurden. Kurz vor den Präsidentenwahlen im November gab die „Washington Post“ bekannt, anders als früher keine Wahlempfehlung abzugeben. Zuvor hatten Redakteure der Zeitung schon eine Empfehlung für Trumps Rivalin Kamala Harris vorbereitet. Im Februar teilte Bezos mit, auf den Meinungsseiten der Zeitung nur noch bestimmte Positionen vertreten zu wollen.