In Hannover hat am Mittwochabend der 39. Deutsche Evangelische Kirchentag begonnen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte zur Eröffnung, der Kirchentag sei ein Ort, wo „ernste Gespräche ruhig sehr kontrovers verlaufen dürfen, weil wir uns von der gemeinsamen Grundlage des Glaubens getragen wissen.“ Der langjährige SPD-Spitzenpolitiker gehörte lange dem Kirchentagspräsidium an und war vor seiner Wahl zum Staatsoberhaupt als Präsident des Kirchentages vorgesehen. Steinmeier sagte, als Christ dürfe man die Zuversicht haben, dass die Zukunft trotz der bedrückenden Nachrichtenlage offen ist und man sich aus Bedrängnissen befreien könne.
Zu der Veranstaltung werden zahlreiche Spitzenpolitiker erwartet, so der amtierende Bundeskanzler Olaf Scholz, die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel, der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff und die neue Bundestagspräsidentin Julia Klöckner. Die CDU-Politikerin hatte den Kirchen zuletzt vorgehalten, zu beliebig zu agieren und mitunter wie eine NGO aufzutreten. Klöckner hat damit eine breite Debatte losgetreten. Auf dem Kirchentag gibt es deshalb am Samstag einen zusätzlichen Auftritt von Klöckner, um über die aufgeworfenen Fragen zu diskutieren.
65.000 Teilnehmer angemeldet
Als weiteres wichtiges Thema gilt die Friedensethik. Der alle zwei Jahre stattfindende Kirchentag ist traditionell eng mit der Friedensbewegung verbunden. Bereits vor zwei Jahren in Nürnberg deutete sich jedoch ein stärkeres Abrücken vom Pazifismus an. Auch in Hannover finden nun mehrere Veranstaltung zur Frage von Krieg und Frieden statt, an der auch Sicherheitspolitiker und Militärs teilnehmen. Teile der alten kirchlichen Friedensbewegung kritisieren diese Öffnung des Kirchentags und organisieren deshalb neben dem offiziellen Programm eigene Veranstaltungen. Dort tritt auch die frühere EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann und der EKD-Friedensbeauftragte, der mitteldeutsche Landesbischof Friedrich Kramer auf.
Für den Kirchentag in der niedersächsischen Landeshauptstadt, der unter dem Motto „mutig – stark – beherzt“ stattfindet, haben sich nach Angaben der Veranstalter vom Mittwochnachmittag bisher 65.000 Teilnehmer angemeldet. Das seien etwas mehr als vor zwei Jahren in Nürnberg. Ob die erhoffte Teilnehmerzahl von 100.000 erreicht werde, sei kaum abzuschätzen, hieß es.