Warum 60-Grad-Wäsche keine Garantie ist

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Selbst bei höheren Temperaturen können Keime überleben – und die Wäsche kontaminieren. Eine neue Studie zeigt, warum das gefährlich werden kann.

Die meisten Menschen waschen Bettwäsche, Handtücher und Lappen bei 60 Grad – denn diese können vermehrt Keime enthalten. Die höhere Temperatur soll die Bakterien und Viren töten. Doch in handelsüblichen Waschmaschinen reicht die Temperatur oft nicht aus, um Keime zuverlässig abzutöten. Das ergab eine aktuelle Untersuchung britischer Forschender von der De Montfort University. Die Studie wurde im Fachmagazin “Plos One” veröffentlicht.

Damit können Waschmaschinen sogar Antibiotikaresistenzen von Bakterien fördern, warnen die Studienautoren. Besonders problematisch sei das, wenn es sich um die Arbeitskleidung von Krankenschwestern, Pflegern, Ärzten und anderen Mitarbeitern des Gesundheitswesens handelt.

Um die Wirksamkeit handelsüblicher Maschinen zu testen, kontaminierten die Forscher Stoffproben mit dem Darmkeim Enterococcus faecium. Dieser Erreger kann verschiedene Infektionen auslösen, etwa Harnwegs-, Haut- oder Wundinfektionen. Die kontaminierten Textilien wurden anschließend mit sechs unterschiedlichen Waschmaschinenmodellen gewaschen – jeweils mit verschiedenen Waschmitteln und zwei Programmen: einem Kurzprogramm und einem Standardprogramm bei 60 Grad.

Zudem nahm das Team aus diesen und sechs weiteren Waschmaschinen Abstrichproben in der Waschmittelschublade und unter der Gummidichtung der Trommel.

Das Ergebnis: Bei Tests mit sechs verschiedenen Waschmaschinen blieben bei zwei Modellen selbst nach einem Standardprogramm bei 60 Grad krank machende Bakterien auf der Kleidung zurück. Beim Kurzwaschgang schnitten sogar drei von sechs Geräten unzureichend ab. Der Grund: Die Temperatur wurde entweder nicht erreicht oder nicht lange genug gehalten, wie die Analyse der Programmabläufe zeigte.

Demnach ist etwa die Hälfte aller normalen Waschmaschinen nicht geeignet, um Textilien von Keimen zu befreien, schlussfolgern die Studienautoren. Besonders problematisch sei das für Menschen, die im Krankenhaus, einem anderen medizinischen Beruf oder in der Pflege arbeiten und ihre Kleidung zu Hause waschen, ergänzen sie. Denn diese Textilien können mit Krankheitserregern und multiresistenten Krankenhauskeimen kontaminiert sein. Handelsübliche Maschinen könnten diese Keime nicht nach geltenden Vorschriften aus der Kleidung des Personals entfernen und so zu deren Verbreitung beitragen.

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Auch die Waschmaschinen selbst bieten Keimen einen idealen Lebensraum. In zwei Dritteln der getesteten Maschinen fanden die Forscher eine Vielzahl von Keimen in den Waschmittelschubladen und unter den Gummidichtungen der Trommel. Darunter waren auch problematische Keime wie Mykobakterien (verursacht etwa Lungeninfektionen), Pseudomonas (verursacht u. a. Haut-, Herz- oder Lungeninfektionen) und antibiotikaresistente Stämme.

Besonders gefährlich: Einige dieser Keime entwickeln in der Waschmaschine eine Widerstandsfähigkeit gegen Reinigungsmittel – darunter Klebsiella pneumoniae und Staphylococcus aureus. Das erhöhte wiederum ihre Resistenz gegen bestimmte Antibiotika oder brachte sogar neue Resistenzen hervor, wie weitere Tests ergaben. “In einem bemerkenswerten Fall entwickelte ein zuvor gegen Antibiotika empfindlicher Stamm von Staphylococcus aureus eine Antibiotikaresistenz und wurde praktisch zu MRSA, ohne jemals Antibiotika ausgesetzt gewesen zu sein”, berichtet Seniorautorin Katie Laird.

Die Studienautoren empfehlen medizinischem Personal oder Pflegepersonal, die Arbeitskleidung immer industriell reinigen zu lassen und nicht in der heimischen Waschmaschine.

Privatpersonen sollten ihre Waschmaschine regelmäßig reinigen, um Keime effektiv zu entfernen. Bei eher keimbelasteten Textilien wie Hand- und Geschirrtüchern oder Bettwäsche empfehlen sich Vollwaschprogramme, da diese die Zieltemperatur von 60 Grad in der Regel eher erreichen oder länger halten als Kurzwaschgänge. Zudem sollte bei hartem Wasser die Dosierung des Waschmittels erhöht werden. Denn auch die Wasserhärte kann die Wirksamkeit des Waschmittels beeinträchtigen, so die Autoren.