Eine schiffsförmige Formation in der Osttürkei soll angeblich die Arche Noah sein. Obwohl Archäologen längst andere Fakten über den Arche Noah Mythos aufdecken, will ein US-Abenteurer dort bald mit Ausgrabungen beginnen.
Entdeckt hat diese bizarre Formation ein türkischer Luftwaffenpilot in den späten 1950er-Jahren. Berühmt gemacht und mit der Arche Noah in Verbindung gebracht hat sie dann in den Siebzigern ein amerikanischer Kreationist, also ein Mensch, der die Geschichten in der Bibel wörtlich auslegt. Mehrfach haben sich schon Wissenschaftler mit dieser Felsformation beschäftigt, amerikanische sowie türkische Geologen. Sie kamen zu dem Schluss, dass die interessanten Felsen natürlichen Ursprungs sind.
Abenteurer will die Arche trotzdem finden
Der Amerikaner Andrew Jones, der touristische Führungen in der Region anbietet, glaubt nicht an die Aussagen dieser Wissenschaftler und sucht seit Jahren eigene Hinweise. Gemeinsam mit einem privaten Team hat er jetzt Bodenproben genommen und Bodenradar-Scans durchgeführt. Seiner Meinung nach deuten pH-Wert und organisches Material innerhalb des Bogens und rechteckige Strukturen im Untergrund auf ein menschengemachtes Konstrukt hin.
Archäologen suchen die Arche nicht
Die Archäologin Adelheid Otto von der Ludwig-Maximilians-Universität München wundert sich darüber, dass solche Nachrichten über Arche-Noah-Funde immer wieder ungeprüft verbreitet werden. Offenbar faszinierten viele Menschen die reale Suche nach einem Mythos. Dabei wüssten Wissenschaftler mittlerweile eine ganze Menge über die Geschichte und ihren Ursprung. Otto selbst forscht in Fara, einer Grabungsstätte im südlichen Irak. Fara war eine der größten und ältesten Städte in Mesopotamien und ist eng mit dem Mythos der Arche verbunden. Damals hieß die Stadt Shuruppak “und das ist eben die Stadt, wo angeblich nach verschiedenen keilschriftlichen Texten die Sintflut stattgefunden hat. Und der König von Shuruppak namens Ziusudra hat demnach dieses Schiff gebaut und damit die Menschheit gerettet”, sagt Otto.
Noah war König in Shuruppak
So steht die Geschichte im Gilgamesch-Epos, einer babylonischen Heldensage, die fast 2000 Jahre vor Christus in Tontafeln aufgeschrieben worden ist. Darin baut der König von Shuruppak ein Schiff, rettet damit die von Gott gestrafte Menschheit vor einer Sintflut und schickt irgendwann einen Vogel los, der ihm ein Zweiglein zurückbringt, als seine Arche wieder landen kann. Genau wie später in der biblischen Noah-Geschichte. “Die Juden in babylonischer Gefangenschaft im ersten Jahrtausend vor Christus haben diese Geschichte gehört”, erklärt Otto, “sie zurückgebracht und aufgeschrieben.” Noah ist also eine hebräische Variante des mesopotamischen Königs.
Die sumerische Königsliste
Von Ziusudra wissen die Forscher, weil alle Namen der alten Könige und Dynastien vor ungefähr 4.000 Jahren auf einem Tonquader festgehalten worden sind, der sumerischen Königsliste. Die unterteilt die Dynastien in solche vor der Flut und solche nach der Flut. Und der letzte König vor der großen Flut war demnach Ziusudra, der König von Shuruppak. Die Frage nach der großen Sintflut finden deshalb auch viele Experten spannend.
Die große Sintflut gab es möglicherweise
Dass es periodische Überschwemmungen der Flüsse Euphrat und Tigris gab, ist sicher. Aber gab es wirklich diese eine zerstörerische Sintflut, wie sie im Gilgamesch-Epos und in der Bibel beschrieben wird? Denkbar wäre das, sagt Otto. “Wenn extreme Starkregen in Anatolien dazu führen, dass Euphrat- und Tigris-Fluten gleichzeitig ankommen und wenn es gleichzeitig Südwinde gäbe, die das Abfließen in den Persischen Golf verhindern würden, dann könnte es einen Rückstau geben und eine riesige Flut, die tatsächlich ganz Südmesopotamien überschwemmen könnte.” Die ersten Archäologen in Fara haben um 1902 tatsächlich eine Schwemmschicht im Boden gefunden, die von so einer Riesen-Flut stammen könnte. Adelheid Otto plant im kommenden Jahr Bohrungen, um diese Schwemmschicht genauer zu untersuchen.
Riesige Arche ist ein Mythos
Nur, ob der König von Shuruppak – also Noah in der hebräischen Bibel – auch tatsächlich eine Arche gebaut hat, das ist und bleibt eine Glaubensfrage. Das gängige Mittel der Fortbewegung damals im Marschland von Südmesopotamien war das Boot. Die Menschen werden sich vermutlich auch mit Booten vor einer Flut gerettet haben. Ein riesiger Kasten, so wie ihn Keilschriften und Bibel beschreiben aber, ist wohl eine Legende.