In Australien zeichnet sich ein Wahlerfolg für Ministerpräsident Anthony Albanese und die regierende Labor Party ab. Teilzählungen zufolge kann die Partei in zahlreichen Wahlkreisen starke Stimmengewinne verzeichnen. Sie gehen zulasten der konservativen Koalition aus Liberal und National Party. Albaneses konservativer Herausforderer, der frühere Polizist Peter Dutton, muss sich nicht nur Sorgen über seine Position als Chef der Opposition machen. Ihm droht sogar der Verlust seines eigenen Wahlkreises Dickson im Bundesstaat Queensland.
Als entscheidend für die Wahl gelten die Sorgen um hohe Lebenshaltungskosten und teure Wohnungen sowie der „Trump-Faktor“. Aufgrund der in Australien herrschenden Wahlpflicht haben mehr als 90 Prozent der 18 Millionen Wahlberechtigten am Samstag ihre Stimme abgegeben.
Zunächst war noch unklar, ob Labor abermals in die Lage versetzt wird, die Regierung allein zu führen, oder ob sie am Ende auf die Unterstützung von den australischen Grünen oder einigen der zahlreichen parteiunabhängigen Kandidaten angewiesen sein wird, die den etablierten Parteien in Australien seit einiger Zeit Sitze streitig machen. Um die Regierung zu stellen, braucht Labor mindestens 76 der insgesamt 150 Sitze.

Die letzte Hoffnung für die Konservativen liegt nun in der Auszählung der zahlreichen schon vor dem Wahltag abgegebenen Stimmen. Wie der prominente Wahlanalyst Antony Green im Sender ABC berichtete, bevorzugen die Frühwähler in der Regel die konservative Koalition. Mit acht Millionen im Voraus abgegebenen Stimmen sind sie ein erheblicher Faktor.
Green zufolge wird dies aber nicht ausreichen, um das Ruder doch noch herumzureißen. Wie schon bei der jüngsten Wahl in Kanada erweist sich die Politik der amerikanischen Regierung unter Donald Trump als Hindernis für die konservativen Parteien. Seit dessen Amtsübernahme hat das Bild Amerikas auch in Australien stark gelitten. Einer Umfrage des renommierten Lowy Institute aus dem März zufolge ist die Zahl der Befragten, die Vertrauen in die Fähigkeit der USA zu „verantwortlichem“ Handeln haben, um 20 Prozentpunkte auf nur noch 36 Prozent gesunken, den niedrigsten Wert seit zwei Jahrzehnten.

Dutton hatte sich dennoch anfänglich an Trump ein Vorbild genommen, in dem er gegen „Wokeness“ und Maßnahmen für mehr gesellschaftliche Diversität gewendet hatte. Albanese verunglimpfte er als schwachen Regierungschef, der seine Politik nach den Wünschen einer „innerstädtischen Elite“ ausrichte.
Duttons Wahlkampf war zudem durch Patzer und eine unklare Linie geprägt. So musste er bei mehreren Themen – darunter einer Einschränkung der Heimarbeit für öffentliche Bedienstete – nach starker Kritik frühere Positionen räumen. Allein sein Vorschlag, die Benzinpreise zu senken, wurde von den Wählern positiv aufgenommen. Dutton hatte das Thema daher stark ausgereizt. Im Verlauf des Wahlkampfs hatte er diverse Tankstellen besucht. Beide Seiten haben niedrigere Steuern und andere Abgaben sowie Kostenreduktionen im Gesundheitssystem versprochen. Offenbar trauen die Wähler der amtierenden Regierung am ehesten zu, die Probleme zu bewältigen.
Für die regierende Labor Party ist das Ergebnis ein großer Erfolg. Albanese wird der erste Ministerpräsident seit John Howard 1998, der für eine zweite Amtszeit wiedergewählt wird. Lange Zeit war das Land von ständigen Wechseln der Regierungschefs geprägt, weshalb von einer politischen „Drehtür“ die Rede war. Dies ist nun vorerst beendet.