Firefox-Aus? Darum bedroht Google-Verfahren Existenz von Mozilla-Browser

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US-Kartellverfahren

Mozillas Abhängigkeit von Google bedroht Firefox-Browser


04.05.2025 – 16:52 UhrLesedauer: 3 Min.

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Firefox vor dem Aus: Der Mozilla-Browser ist abhängig von Google, das jährlich hunderte Millionen bezahlt. (Quelle: Zoonar/imago-images-bilder)

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Firefox kämpft ums Überleben: Ausgerechnet die Maßnahmen gegen Googles Suchmonopol könnten den Browser vom Markt verdrängen.

Mozilla hat vor einem möglichen Ende des Firefox-Browsers gewarnt, sollten die vom US-Justizministerium geforderten Maßnahmen gegen Googles Suchmonopol vollständig umgesetzt werden. “Es ist sehr angsteinflößend”, erklärte Mozilla-Finanzchef Eric Muhlheim laut einem Bericht des US-Technikmagazins “The Verge”.

Der Hintergrund: Mozilla finanziert sich zu einem Großteil durch ein Abkommen mit Google. Der Suchmaschinenriese zahlt mehr als 500 Millionen US-Dollar pro Jahr dafür, dass seine Suchmaschine als Standard im Firefox-Browser voreingestellt ist. Nun will das US-Justizministerium im Rahmen des Kartellverfahrens gegen Google solche Zahlungen für Standardpositionen in Drittanbieter-Browsern verbieten.

Ein US-Gericht hat bereits entschieden, dass Google ein illegales Suchmonopol besitzt, unter anderem durch Exklusivverträge mit Browsern und Smartphone-Herstellern. Diese Abkommen würden Konkurrenten die Möglichkeit nehmen, ihre Dienste massenwirksam anzubieten. Besonders im Fokus stand dabei der Deal mit Apple, der mittlerweile auf über 20 Milliarden US-Dollar jährlich angewachsen ist, damit Google die Standardsuche in Safari bleibt.

Für Mozilla hätte ein Verbot dieser Zahlungen dramatische Folgen. Der Firefox-Browser generiert rund 90 Prozent der Einnahmen des Unternehmens, wovon wiederum 85 Prozent aus dem Google-Vertrag stammen. “Signifikante Einschnitte im gesamten Unternehmen” wären die unmittelbare Folge eines plötzlichen Verlusts dieser Einnahmen, warnte Muhlheim.

Der Finanzchef befürchtet eine Abwärtsspirale: Mozilla müsste die Investitionen in die Firefox-Produktentwicklung drastisch reduzieren. Dies würde den Browser für Nutzer weniger attraktiv machen und könnte letztlich “Firefox aus dem Geschäft drängen”, wie “The Verge” berichtet. Auch die gemeinnützigen Projekte von Mozilla wie Open-Source-Webtools und die KI-Forschung zur Bekämpfung des Klimawandels wären gefährdet.

Ironischerweise könnte das Verbot der Suchmaschinen-Sponsorings die Marktdominanz von Google noch verstärken. Muhlheim betonte, dass die Firefox-Browser-Engine Gecko “die einzige Browser-Engine ist, die nicht von Big Tech, sondern von einer gemeinnützigen Organisation entwickelt wird”. Die anderen beiden relevanten Engines sind Googles Open-Source-Projekt Chromium und Apples Webkit.

Nach Zahlen von Statista kommt Googles Chrome-Browser im März 2025 weltweit auf einen Marktanteil von 65,7 Prozent, gefolgt von Microsoft Edge mit 13,37 Prozent, Apples Safari mit 8,23 Prozent und Firefox auf Platz vier mit 6,02 Prozent. Ohne Firefox würde die Vielfalt im Browsermarkt weiter abnehmen.

Um die Einnahmen von Google zu ersetzen, führte Mozilla bereits Gespräche mit Microsoft über die Möglichkeit, Bing zum Standard zu machen. Allerdings warnt Muhlheim, dass ohne Googles Mitbieten der Betrag, den Mozilla aushandeln könnte, wahrscheinlich sinken würde.

Zwischen 2014 und 2017 versuchte Mozilla bereits, Yahoo zur Standardsuchmaschine in seinem Browser zu machen. Die Erfahrung zeigte jedoch, dass Nutzer diese Einstellung teils so sehr ablehnten, dass sie komplett zu einem anderen Browser wechselten.

Nach den Plänen des US-Justizministeriums würden die Kartellmaßnahmen gegen Google langfristig die Etablierung zahlreicher anderer Suchmaschinen ermöglichen. Diese könnten dann um die Standardposition in Firefox konkurrieren und so die fehlenden Google-Einnahmen ausgleichen. Muhlheim argumentierte jedoch vor Gericht, dass diese Entwicklung zu lange dauern könnte – zu lang für Mozilla, um am Markt zu bleiben. In der Zwischenzeit müsste das Unternehmen erhebliche Kostensenkungen vornehmen und die Strategie ändern, während es “auf eine hypothetische Zukunft wartet”. “Wir würden wirklich ums Überleben kämpfen”, sagte er.

Der Mozilla-Manager räumte im Kreuzverhör ein, dass es grundsätzlich vorzuziehen wäre, nicht von einem einzigen Kunden für den Großteil der Einnahmen abhängig zu sein, unabhängig vom Urteil in diesem Fall. Zudem sei es anderen Browser-Unternehmen wie Opera bereits gelungen, mehr Einnahmen durch Werbung im Browser als durch Suchmaschinen-Lizenzgebühren zu generieren. Dieser Ansatz lasse sich jedoch nicht ohne weiteres auf Firefox übertragen, da Mozilla bei seinen Produkten verstärkt auf den Schutz der Privatsphäre seiner Nutzer setze.