Dieser Kampf war purer Müll

5

“Purer Müll”

Dieser Kampf bringt die Experten völlig aus der Fassung


Aktualisiert am 05.05.2025 – 07:44 UhrLesedauer: 3 Min.

Saul "Canelo" Alvarez (l.) gegen William Scull: Laut Boxexperten kein Leckerbissen.Vergrößern des Bildes

Saul “Canelo” Alvarez (l.) gegen William Scull: Laut Boxexperten kein Leckerbissen. (Quelle: Hamad I Mohammed/Reuters)

Saul Alvarez wird mit Geld aus Saudi-Arabien überhäuft. Sein Unterhaltungswert steigt dadurch aber erstmal nicht. Experten sind richtig sauer über den Box-Weltmeister.

Einerseits konnte sich Box-Superstar Saul “Canelo” Alvarez freuen. Seit Sonntagnacht ist er wieder alleiniger Profi-Weltmeister im Supermittelgewicht. Der 34-jährige Mexikaner schlug in Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad den Kubaner William Scull. Damit hält er die Gürtel der vier wichtigsten Boxverbände WBA, WBC, WBO und IBF. Den im vorigen Herbst aberkannten IBF-Gürtel durch den einstimmigen Punktsieg gegen den zuvor ungeschlagenen Scull zurück.

Doch zufrieden sein kann “Canelo” nicht. Denn der Kampf war nach Meinung führender Box-Experten eine Enttäuschung. Und das ist noch milde ausgedrückt. “Was zum Teufel macht ihr da?”, fragte der einflussreiche Box-Promoter und einstige Weltmeister Oscar De La Hoya entgeistert in einem offenbar spontan aufgenommenen Video bei Instagram. “Ihr solltet den Fans, die viel Geld für ein Ticket bezahlt haben, verdammt nochmal etwas bieten”.

De La Hoya saß offenbar in seinem Hotelzimmer im Bademantel vor der Kamera und wischte sich den Schlaf aus den Augen. Er habe das dringende Bedürfnis, seinen Frust loszuwerden angesichts dessen, was er da gestern Nacht in Riad gesehen hatte. Besonders groß war sein Unverständnis über Alvarez. “Dann beschwert der sich auch noch, dass der [Scull] die ganze weggerannt ist. Er hat ihn sich doch selbst ausgesucht. Wenn du gegen einen Hasenfuß kämpfst, musst du dich nicht wundern, dass der wegrennt.”

In der Tat hatte der Herausforderer aus Kuba wenig getan, um Alvarez auch nur annähernd in Schwierigkeiten zu bringen, allerdings schlug Scull 293 Fäuste, wohingegen der Titelträger nur auf magere 152 Fäuste kam. Ein unterirdischer Wert, wie die Statistik hinterher belegte. Nur einmal in den vergangenen 40 Jahren hatte ein Kämpfer weniger Fäuste geschlagen.

Trotzdem werteten die Kampfrichter den Fight eindeutig zu Alvarez’ Gunsten, zu schwach und unbeholfen war sein Herausforderer. Der Box-Experte Brendan Bradford meinte hinterher: “118 zu 110-Sieg für Canelo, aber wir alle, die diesen Kampf sehen mussten, haben verloren.”

Der renommierte Box-Journalist und ehemalige ESPN-Experte Dan Rafael wurde noch deutlicher: “Scull sollte man die Lizenz entziehen, das war Arbeitsverweigerung. Dieser Kampf war purer Müll. Canelo hat genauso wenig getan, auch wenn er jede Runde eindeutig gewonnen hat. Ich bin richtig angepisst.”

Nach dem ersten Kampf seiner fast 20-jährigen Profi-Karriere außerhalb von Nordamerika bestätigte Alvarez seine nächste Titelverteidigung für den 12. September in Las Vegas gegen den US-Amerikaner Terence Crawford. Der Fight in Riad bedeutete für Alvarez, für den nach 67 Profikämpfen nunmehr 63 Siege zu Buche stehen, die Fortsetzung seiner inzwischen traditionellen Titelkämpfe rund um den mexikanischen Nationalfeiertag Cinco de Mayo (5. Mai).

Erst im Februar hatte Alvarez einen gigantischen Exklusivvertrag mit dem einflussreichen saudischen Box-Promoter Turki Al-Sheik unterschrieben. Das Papier garantiert ihm Einnahmen über 400 Millionen Dollar für die nächsten Kämpfe. Der schwache Auftritt gegen Scull soll ihm bereits 80 Millionen Dollar eingebracht haben, wie die spanische Sportzeitung “Marca” berichtet.

Alvarez war 2023 zum ersten Profi-Weltmeister mit drei erfolgreichen Titelverteidigungen von allen vier WM-Gürteln avanciert. Im Vorjahr allerdings setzte die IBF den Linksausleger ab, weil Alvarez einen Kampf gegen US-Profi Edgar Berlanga dem obligatorisch anstehenden Titelkampf gegen Scull vorgezogen hatte.