So hoch sind die Folgekosten unserer Ernährung

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Stand: 05.05.2025 15:54 Uhr

Viel Zucker, rotes Fleisch und Fett. Lebensmittel wie diese begünstigen nicht nur die Entstehung von Krankheiten – ihre Produktion schädigt auch Umwelt und Klima. Diese Folgekosten sind hoch und kaum bekannt.

Es sind versteckte Kosten, die nirgends auftauchen. Das deutsche Ernährungssystem verursacht Umwelt- und Gesundheitskosten, die die Wirtschaft und die Gesellschaft belasten – und zwar in Milliardenhöhe. Das zeigt eine von Greenpeace in Auftrag gegebene Studie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS).

Allein bei der Fleischerzeugung in Deutschland würden Kosten durch Umwelt- und Klimaschäden in Höhe von rund 21 Milliarden Euro pro Jahr entstehen – verursacht etwa durch Treibhausgasemissionen aus der Tierhaltung und die Luftbelastung mit Feinstaub und Schadstoffen.

Hinzu kämen gut 16 Milliarden Euro Gesundheitskosten durch übermäßigen Konsum von sogenanntem roten Fleisch, Schinken und Wurst, der die Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Typ-2-Diabetes erhöhe.

Die Folgen zu hohen Zuckerkonsums belasteten das deutsche Gesundheitssystem laut Studie mit weiteren knapp zwölf Milliarden Euro jährlich. Ein zu hoher Zuckerkonsum könne zu Adipositas, Diabetes, Bluthochdruck, Karies und Parodontose führen.

“Vor allem in Ländern mit hohem und mittlerem Einkommen ist die Fehlernährung weit verbreitet. Dabei werden gesunde, frische und gering verarbeitete pflanzliche Nahrungsmittel oft unzureichend zu sich genommen”, sagt Beate Richter vom Forum für ökologisch-soziale Marktwirtschaft.

Viele Todesfälle durch ungesunde Ernährung

Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Krebs können die Folge sein. Aber auch chronische Entzündungen resultieren oft aus falscher Ernährung. Eine Folge: Die Menschen sterben zu früh, sagt Barbara Bitzer vom Wissenschaftbündnis Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK).

“Etwa 20 Prozent dieser vorzeitigen Todesfälle wären vermeidbar, wenn wir entsprechende Präventionsmaßnahmen in Deutschland hätten. Also wenn wir ein Umfeld hätten, was es allen Menschen leichter macht, sich gesund zu ernähren und mehr zu bewegen.”

Viele Kosten sind versteckt

Die Folgekosten dieser Umweltschäden werden nicht von denjenigen getragen, die sie verursachen, etwa den großen landwirtschaftlichen Betrieben oder den Lebenmittelkonzernen, sondern von der Allgemeinheit. Doch sie tauchen in keiner Rechnung auf und werden kaum zur Kenntniss genommen.

Deshalb gelten sie als die versteckten Kosten der Ernährung. Dazu gehören neben den Schäden für die Umwelt auch die Kosten, die durch eine massenhafte Fehlernährung entstehen. Etwa für notwendige Behandlungen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder durch die Fehlzeiten am Arbeitsplatz. Schon 2018 kam eine Studie der Universität Augsburg zu dem Schluss, dass unsere Lebensmittel bis zu 196 Prozent teurer sein müssten, wenn die Folgekosten mitberücksichtigt würden. Dabei gelte: Je höher verarbeitet, desto teurer.

Ungesundes teurer machen

Kinder sollten in der Schule mehr über gesunde Ernährung lernen, statt mit Werbung zu ungesunden Snacks und Softdrinks verführt zu werden, fordern die Macher der Studie. Großbritannien mache es vor.

“Deutschland hingegen hat auf freiwillige Maßnahmen gesetzt. Diese Strategie ist krachend gescheitert. In den Jahren 2015 bis 2021 konnte der Zuckergehalt im gesüßten Getränken lediglich um zwei Prozent gesenkt werden, in Großbritannien waren es im Schnitt 30 sind“, sagt Barbara Bitzer.

In anderen Ländern müssten Warnhinweise auf der Verpackung stehen, wenn ein Produkt sehr viel Zucker oder Salz enthalte. In Deutschland fehlen solche Maßnahmen. Supermärkte sollten ihren Kundinnen und Kunden gesunde Produkte günstig anbieten, statt sie mit Billigfleisch oder kostengünstigen zuckerhaltigen Getränken zur ungesunden Ernährung zu verführen. Deshalb müssten Verbraucherpreise Anreize bieten, gesunde und umweltfreundlich erzeugte Lebensmittel zu kaufen, so eine Forderung der Autoren und Autorinnen der Studie.

Positive Tendenz

Laut Richter ist der Fleisch- und Zuckerkonsum in Deutschland zwar rückläufig. Er liege aber immer noch deutlich über den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Zugleich steige bei Verbraucherinnen und Verbrauchern das Bewusstsein für nachhaltige Lebensmittel.