Nach dem gewaltsamen Tod des 19 Jahre alten Lorenz A. in Oldenburg erheben die Vorsitzenden der Grünen Jugend, Jakob Blasel und Jette Nietzard, schwere Vorwürfe gegen die Polizei. Sie sehen den Tod des jungen Mannes mit familiären Wurzeln in Togo als Teil einer Kette von Rassismus und Gewalt innerhalb der Polizei und fordern Konsequenzen.
Lorenz A. war am Ostersonntag unter ungeklärten Umständen durch Polizeischüsse getötet worden, mehrere davon trafen ihn laut Obduktionsbericht in den Rücken.
Nach dem Ereignis hatte es bundesweit Proteste gegeben, die sich gegen die Ermittlungen richteten und die Tatsache, dass die beteiligten Polizisten während des Einsatzes ihre an der Uniform befestigten Kameras nicht eingeschaltet hatten. Zudem wurde der Tod des Jugendlichen in eine Reihe von Todesfällen gestellt, bei denen in den vergangenen Jahren Menschen mit ausländischen Wurzeln ums Leben gekommen sind.
„Es kann nicht sein, dass Bodycams ausgerechnet dann ausgeschaltet bleiben, wenn ein Einsatz kritisch verläuft“, sagte Nietzard der F.A.Z. Dadurch sei die Aufklärung erschwert. „Vor Gericht muss das dann der Polizei zum Nachteil ausgelegt werden.“
Nietzard: Staat zeigt Gesicht der Gewalt
Lorenz A. sei „brutal niedergeschossen“ worden, äußerte Blasel. Aufgabe der Polizei sei es, „zu deeskalieren, besonnen zu bleiben, gegen Rassismus anzukämpfen, statt ihn zu multiplizieren“.
Nietzard forderte die Einrichtung „unabhängiger Ermittlungen bei Polizeigewalt und anderen Fehlern in der Polizeiarbeit“. Immer öfter zeige der Staat „insbesondere gegenüber Menschen mit zugeschriebenem migrantischem Aussehen ein Gesicht der Gewalt“. Auch forderten sie unabhängige wissenschaftliche Untersuchungen zu Rassismus und Gewalt bei der Polizei.
Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) sagte dem „Spiegel“, die niedersächsische Polizei sei „keine schießwütige Truppe“ und auch nicht „strukturell rassistisch“. Sie sprach von einem „tragischen Fall“. Kritik an der Aufklärung wies sie zurück, die Polizei arbeite „unparteiisch und professionell“.
Diese Einschätzung teilen die Bundesvorsitzenden der Grünen Jugend nicht, auch im niedersächsischen Landtag sehen Grüne und SPD „schockierende Obduktionsergebnisse“ und „schwerwiegende Fragen“.