Der deutsche Mittelstand fürchtet Gegenzölle der EU

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Der deutsche Mittelstand fürchtet negative Folgen der amerikanischen Einfuhrzölle auf Waren aus der Europäischen Union, mehr aber noch mögliche Gegenzölle der EU gegen die Vereinigten Staaten. Das geht aus einer Umfrage der DZ Bank hervor, die an diesem Dienstag veröffentlicht wird.

Danach fürchten 75 Prozent der befragten mittelständischen Unternehmen, dass Gegenzölle der Europäischen Union gegen Amerika Kunden oder Zulieferer oder direkt das eigene Unternehmen über höhere Einkaufspreise treffen würden. Negative Rückwirkungen der amerikanischen Zölle erwarten nur 65 Prozent der befragten mehr als 1000 Mittelständler. Die Umfrage verdeutlicht, wie sehr ein ausgewachsener Zollkrieg auch die kleinen und mittleren Unternehmen und Deutschland treffen könnte, von denen knapp weniger als die Hälfte in das internationale Geschäft eingebunden ist.

Der amerikanische Präsident Donald Trump droht der Europäischen Union mit Zöllen von 20 Prozent, die vorerst ausgesetzt sind. Derzeit gilt ersatzweise ein Mindestzoll von zehn Prozent. Auf Stahl, Aluminium und Autos gelten Zölle von 25 Prozent. Diese Zollsätze waren zum Zeitpunkt der Umfrage nur zum Teil bekannt.

Interesse an Amerika bleibt trotz Trump stabil

Trotz der aggressiven und erratischen Zollpolitik Trumps sieht rund ein Fünftel der befragten Mittelständler die Vereinigten Staaten weiterhin als eine strategische Zielregion. Das Interesse liegt in etwa auf dem gleichen Niveau wie während der ersten Amtszeit von Trump und während der vier Jahre mit Präsident Joe Biden. Nur im ersten Jahr der Amtszeit von Trump 2017 war das wirtschaftliche Interesse des Mittelstands an Amerika noch größer. Möglicherweise wirkten damals noch die Jahre unter Präsident Barack Obama nach, oder aber die Mittelständler setzten Erwartungen in Trump, die nicht erfüllt wurden.

Der Autor der Studie, DZ-Bank-Volkswirt Claus Niegsch, schließt nicht aus, dass deutsche Mittelständler angesichts der Einfuhrzölle überlegen, ob für sie eine Fertigung in den Vereinigten Staaten infrage komme. Das könne vor allem für Unternehmen der Metallwirtschaft, der Autoherstellung oder des Maschinenbaus gelten, die ein gesteigertes Interesse an Amerika zeigen. In diesen Branchen betrachten 46 Prozent der befragten Unternehmen die USA als strategische Zielregion; vor einem Jahr waren es nur 40 Prozent. Die Unternehmen dieser Bereiche hegen besonders große Sorgen über die wirtschaftlich nachteiligen Folgen der amerikanischen Zollpolitik. Auch das Interesse von Handelsunternehmen an den Vereinigten Staaten hat sich in diesem Frühjahr deutlich von elf auf 16 Prozent erhöht.