Pläne aufgegeben: Open AI rudert zurück

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Open AI beugt sich dem öffentlichem Druck und gibt Pläne für eine radikale Veränderung seiner Unternehmensstruktur auf. Der Entwickler von ChatGPT gab am Montag bekannt, er werde auch künftig mehrheitlich von einer nicht gewinnorientierten Gesellschaft kontrolliert. Genau das wollte der Vorstandschef Sam Altman eigentlich ändern. Für ihn war es ein zentrales Vorhaben, Open AI eine verstärkt gewinnorientierte Struktur zu geben, nach seiner Darstellung sollte dies helfen, um Investoren zu werben. Ihn verbindet freilich auch eine turbulente Geschichte mit der nicht gewinnorientierten Gesellschaft. Deren Verwaltungsrat hat ihn vor rund eineinhalb Jahren abrupt entlassen, er wurde aber nach wenigen Tagen wieder zurückgeholt.

Altmans Plan für die Umwandlung von Open AI war auf einigen Widerstand gestoßen, unter anderem von Wettbewerbern auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz. Elon Musk, der mit dem von ihm gegründeten KI-Unternehmen X.AI einer der wichtigsten Konkurrenten von Open AI ist, hat versucht, das Vorhaben mit einer Klage zu blockieren. Er hat außerdem im Februar zusammen mit einer Gruppe von Investoren ein feindliches Kaufangebot für Open AI vorgelegt und dies mit der geplanten Umstrukturierung in Verbindung gebracht. Er bot damals 97,4 Milliarden Dollar, Open AI hat die Offerte abgelehnt.

KI-Systeme für „die ganze Menschheit“

Open AI hat eine sehr ungewöhnliche Struktur und wurde 2015 zunächst als nicht gewinnorientiertes Unternehmen gegründet, mit der Mission, sichere KI-Systeme zum Nutzen „der ganzen Menschheit“ zu entwickeln. Zu den Mitgründern zählte damals neben Altman auch Musk. Der hohe Kapitalbedarf auf diesem Gebiet führte aber 2019 zur Gründung eines separaten Unternehmens mit Gewinnabsicht. Die Kontrolle darüber lag aber weiterhin bei der ursprünglichen Gesellschaft, und das ist bis heute so. 2019 stieg auch der Softwarekonzern Microsoft bei Open AI ein und wurde zu einem wichtigen Partner. Musk hat das Unternehmen 2018 nach Meinungsverschiedenheiten verlassen.

Nach seinem zwischenzeitlichen Rauswurf hat Altman den Plan für einen Umbau von Open AI forciert. Das sorgte für einige Kritik. Neben Musk hat sich auch der Internetkonzern Meta dagegen ausgesprochen, ebenfalls ein wichtiger Wettbewerber im KI-Geschäft. Meta appellierte an die Generalstaatsanwaltschaft in Kalifornien, in deren Verantwortung die Aufsicht über nicht gewinnorientierte Organisationen liegt, das Vorhaben zu blockieren. Aber nicht nur Konkurrenten wollten Altman bremsen. Kürzlich schrieb eine Gruppe von KI-Fachleuten einen Brief an die Generalstaatsanwaltschaften in Kalifornien und Delaware und sprach sich darin gegen eine Umwandlung von Open AI aus. Darunter waren auch frühere Mitarbeiter von Open AI sowie der KI-Pionier und Nobelpreisträger Geoffrey Hinton.

„Public Benefit Corporation“

Am Montag sagte Open AI, seine Entscheidung zur weitgehenden Beibehaltung der gegenwärtigen Struktur nach „konstruktivem Dialog“ mit den Generalstaatsanwälten sowie Gesprächen mit anderen Interessengruppen getroffen zu haben. Seine gewinnorientierte Organisation will Open AI nun in eine „Public Benefit Corporation“ umwandeln, also ein Unternehmen, das zwar Gewinnabsichten verfolgt, sich aber in seiner Satzung auch eine andere Mission gibt, die gesellschaftlichen Nutzen stiften soll. Diese Einheit wird dann weiter von der Organisation ohne Gewinnnabsicht kontrolliert. Auch einige Wettbewerber von Open AI wie X.AI oder Anthropic sind als Public Benefit Corporation eingetragen.

Altman schrieb in einem Brief an die Belegschaft: „Open AI ist kein normales Unternehmen und wird es niemals sein.“ Er sagte, Open AI solle „das größte und effektivste nicht gewinnorientierte Unternehmen in der Geschichte“ werden. Dabei solle es die Unternehmensstruktur ermöglichen, die hohen notwendigen Investitionen in dem Geschäft stemmen zu können. Es seien Hunderte Milliarden von Dollar notwendig und eines Tages womöglich sogar ein Billionenbetrag.

Open AI katapultierte sich im Herbst 2022 mit der Einführung von ChatGPT an die vorderste Front im Rennen um KI-Technologien. Heute hat ChatGPT nach Angaben des Unternehmens 500 Millionen Nutzer in der Woche, nach Angaben der Nachrichtenagentur „Bloomberg“ rechnet Open AI in diesem Jahr mit einem Umsatz von 12,7 Milliarden Dollar. ChatGPT ist in seiner Basisversion gratis, es gibt aber eine Reihe kostenpflichtiger Versionen, etwa ChatGPT Plus für 20 Dollar im Monat oder ChatGPT Pro für 2000 Dollar im Monat. Kürzlich setzte Open AI mit einer neuen Finanzierungsrunde eine Rekordmarke. Das Unternehmen kündigte eine Vereinbarung mit Investoren an, die ihm bis zu 40 Milliarden Dollar einbringen würde. Es wird dabei insgesamt mit 300 Milliarden Dollar bewertet. Altman zeigte sich in einer Telefonkonferenz am Montag zuversichtlich, trotz des Festhaltens an der bisherigen Struktur künftig weiter Investoren gewinnen zu können.