Die italienische Fluggesellschaft ITA Airways hofft in diesem Jahr unter der Obhut der Lufthansa die Verlustzone verlassen zu können. Das berichtete der neue Vorstandsvorsitzende Jörg Eberhart am Montag vor der Presse am Unternehmenssitz am Flughafen Rom-Fiumicino. Im vergangenen Jahr hat ITA Airways erstmals seit der Gründung vor rund vier Jahren ein positives Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) erreicht; es betrug drei Millionen Euro – eine Verbesserung um 78 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr.
Der Wert lag über den Prognosen des aktuellen Strategieplanes und profitierte noch nicht von Synergieeffekten innerhalb der Lufthansa-Gruppe, der sich ITA Airways in diesem Jahr angeschlossen hat, sondern er beruhe auf einer guten operativen Leistung, betonte das Unternehmen. Frühere Angaben in einer am Montag verschickten Pressemitteilung, nach denen das um verschiedene Einmaleffekte bereinigte Ebit im vergangenen Jahr minus 38 Millionen Euro betrug, korrigierte die Fluggesellschaft am Nachmittag und vermeldete nur noch den Posten von plus drei Millionen Euro.
Beim Ergebnis nach Steuern war ITA Airways 2024 allerdings noch weit von den schwarzen Zahlen entfernt. Nach einem Plus von fünf Millionen Euro im Vorjahr entstand netto ein Verlust von 224 Millionen Euro. Nach Auskunft von Eberhart und dem Finanzvorstand Claudio Faggiani war der Grund vor allem die Stärkung des Dollars gegenüber dem Euro zwischen Oktober und Dezember 2024, der rein rechnerisch am Jahresende die Flugzeugleasingkosten von ITA belastete. Weil sich der Dollar seither wieder abgeschwächt habe, wäre der Posten heute positiv, betonte Faggiani. Ein Teil des Vorjahresverlustes ging indes auch auf reale Mehrkosten der Leasingzahlungen zurück, denn sie müssen meistens in Dollar bezahlt werden, räumte das Unternehmen ein.
„Schlanke“ ITA Airways sei „unglaublich“ gewachsen
Der in diesem Jahr von der Lufthansa nach Rom geschickte Eberhart konstatierte ITA Airways eine „unglaubliche Leistung“ im Hinblick auf das starke Wachstum seit der Gründung von „quasi null“ auf einen Umsatz von 3,1 Milliarden Euro im vergangenen Jahr – 26 Prozent mehr als 2023. Dabei sei das Unternehmen mit seinen rund 5000 Mitarbeitern „schlank“ geblieben, auch wenn nun verschiedene Prozesse und Strukturen entsprechend der neuen Größe und der Mitgliedschaft in die Lufthansa-Gruppe angepasst werden müssten.
Die Zahl der transportierten Passagiere erhöhte sich im vergangenen Jahr um 19 Prozent auf rund 18 Millionen Personen. Durch die Anschaffung von 15 neuen Flugzeugen hat ITA seine Flotte auf 99 Maschinen erhöht. Dies trug wesentlich dazu bei, dass die Verschuldung von ITA Airways im vergangenen Jahr um rund 1 Milliarden Euro auf 2,4 Milliarden Euro kletterte. Das sei aber nicht beunruhigend, das Unternehmen brauche vor allem die Interkontinentalstrecken, hieß es.
Als Ziel für die operative Umsatzrendite nannte Eberhart eine Ebit-Marge von mindestens 8 Prozent, wie sie überall in der Lufthansa-Gruppe gelte. Bei dem Umsatz von 3,1 Milliarden Euro würde das rund 250 Millionen Euro bedeuten. „Wir sind noch nicht an diesem Punkt, doch wir sind in der richtigen Richtung unterwegs“, sagte Eberhart. Herausforderungen gibt es genug. Aufgrund von Problemen der Triebwerke des Herstellers Pratt & Whitney stehen etliche Maschinen still.
ITA Airways ist auch nicht mit dem Unternehmen Atitech in Neapel zufrieden, das die Instandhaltung der Flugzeuge ausführt. Die Gesellschaft kämpft unter anderem mit Personalproblemen. Ein Teil solcher Instandhaltungsarbeiten wird von den meisten Konkurrenten unter dem eigenen Dach erledigt, doch ITA musste sich beim Übergang von Alitalia auf die Nachfolgegesellschaft im Gegenzug für den Erhalt von Subventionen von dem Instandhaltungsgeschäft trennen. Man arbeite daran, die Zusammenarbeit zu „optimieren“, heißt es nun.
Positiv lässt sich das Geschäft in diesem Jahr an. Im ersten Quartal nahmen die Passagiereinnahmen um 15 Prozent auf 558 Millionen Euro zu, obwohl der Jahresbeginn normalerweise eine eher schwache Geschäftsperiode ist. Von einer Eintrübung des Transatlantikverkehrs in die USA hat ITA Airways bisher nichts gespürt. Die italienische Fluggesellschaft hofft auf eine rasche Autorisierung für den Eintritt in das Joint Venture von Lufthansa mit United Airlines und Air Canada, das in frühestens zwölf Monaten kommen könnte.
Auf eigenen Füßen sei ITA Airways zu schwach, um vom Transatlantikverkehr richtig zu profitieren. Die Zahl der Passagiere lag konzernweit im ersten Quartal ungefähr auf Vorjahreshöhe, dafür haben sich die Einnahmen je Passagier und angebotenen Kilometer um fünf Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum verbessert. Auch die Auslastung nahm leicht zu. Acht neue Langstreckenziele von Toronto bis Bangkok, hat die Fluggesellschaft im vergangenen Jahr zu ihrem Netzwerk hinzugefügt.