Der 1. FC Köln erlebt einen denkwürdigen 5. Mai 2025. Die Trennung von Christian Keller und Gerhard Struber ist eine Zäsur. Doch sie war nötig.
Für Außenstehende mag es kaum zu verstehen sein, dass ein Fußballklub nach 32 von 34 Spieltagen den Sport-Geschäftsführer und Cheftrainer entlässt, obwohl man auf Platz zwei steht und drei Punkte Vorsprung auf die Konkurrenz hat. Doch der 1. FC Köln ist erstens kein normaler Fußballklub und zweitens liegen die Probleme weit unter der Oberfläche.
Die Aufregung nach dem 1:1 gegen Regensburg am Samstagabend war groß. Der FC hatte sich gegen den Tabellenletzten blamiert. Ein Sieg, der möglich gewesen wäre, hätte die Geißböcke der Bundesliga-Rückkehr ganz nah gebracht. Doch stattdessen mussten Christian Keller und Gerhard Struber gehen. Ersterer, weil er Letzteren schützte und nicht entlassen wollte. Also gingen gleich beide.
Diese Entscheidung ist aus beiden Perspektiven zunächst einmal verständlich. Keller war weiter von Struber überzeugt, weshalb sich der Sportchef für seinen Cheftrainer stark machte und ihm den Rücken stärkte. Der Vorstand aber wollte davon nichts mehr wissen und forderte Keller auf, den Österreicher zu entlassen, um einen neuen Impuls auf der Trainerbank zu setzen. Dieser Weisung widersetzte sich Keller – und so stellte der Vorstand letztlich, am längeren Hebel sitzend, beide frei.
Warum aber hatte der Vorstand den Glauben in Struber verloren, obwohl die Tabelle weiter so vielversprechend aussieht? Weil der Trend seit Monaten klar in eine Richtung zeigte: nach unten. Die Ergebnisse stimmten nicht, die Leistungen stimmten nicht, vor allem aber entwickelte sich die Mannschaft zurück und mit ihr zahlreiche Spieler. Kaum ein FC-Profi machte in den letzten Monaten einen Schritt nach vorne. Fast alle Leistungsträger hängen in einem bedenklichen Tief. Und genau dafür ist ein Trainer verantwortlich.
Dazu kam, dass Struber es nicht gelang, in die Köpfe der Spieler vorzudringen. Er konnte ihnen die Verunsicherung nicht mehr nehmen, konnte ihnen kein Selbstvertrauen mehr vermitteln, konnte ihnen nichts mehr an die Hand geben, um selbst den abgeschlagenen Tabellenletzten zu besiegen. Wenn ein Trainer so machtlos ist, muss er gehen. Egal, auf welchem Tabellenplatz seine Mannschaft zu diesem Zeitpunkt liegt.
Und auch Keller hatte keine Argumente mehr. Der Sportchef vergaloppierte sich am Samstagabend in Durchhalteparolen und in einer unnötigen Fan-Kritik. Damit hatte auch er den Rückhalt von Vorstand und Anhängern gleichermaßen verloren. Nach drei Jahren und einem Monat im Amt, nach einer sportlichen Talfahrt aus Europa in die 2. Liga, die er nicht stoppen konnte, nach drei gescheiterten Trainern und einer großen Zahl misslungener Transfer-Entscheidungen.
Dennoch ist gerade das Keller-Aus für den FC eine Zäsur. Der 46-Jährige hatte den Club in den letzten Jahren saniert, finanziell und infrastrukturell. Viele organisatorische Veränderungen hatte er auf sich und seine Pläne zugeschnitten, hatte personell einen Kahlschlag vorgenommen, viele Vertraute eingestellt, viele langjährige FC-Mitarbeiter entlassen oder verloren.
Nun ist auch Keller selbst vom Kahlschlag betroffen. Der FC muss sich neu aufstellen. Wenn es nach dem Präsidium geht, wird die künftige sportliche Leitung Kellers Weg grundsätzlich fortsetzen. Eines muss sich aber ändern: Der sportliche Erfolg muss sich wieder einstellen. Kurzfristig wurde dafür nun Friedhelm Funkel verpflichtet. Langfristig ist der FC wieder auf der Suche nach neuen Gesichtern. Gesucht wird ein neuer Steffen Baumgart. Ein Mann, der den FC wiederbelebt, damit nach einem möglichen Bundesliga-Aufstieg nicht direkt wieder die nächste Krise beginnt.