Die deutsche Angst vor KI-Systemen aus Amerika

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Die Nutzung von Systemen der Künstlichen Intelligenz (KI) ist in Deutschland im Aufschwung. Mehr als 66 Prozent der Bundesbürger greifen regelmäßig auf entsprechende Programme von Unternehmen wie Microsoft , Open AI , Google oder Meta zu. Vor einem Jahr waren es nur knapp 40 Prozent. Der Sprung geht mit einigen schwerwiegenden Bedenken einher. 68 Prozent der vom Digitalverband Bitkom in einer Umfrage angesprochenen Bürger äußern Sorgen vor einer Abhängigkeit vor allem von amerikanischen KI-Anbietern.

Diese Bedenken müssen sich nach Ansicht von Bitkom in der Wirtschaftspolitik der kommenden Jahre niederschlagen. Der in Berlin ansässige Branchenverband der Digitalwirtschaft in Deutschland fordert nicht einfach die Fortschreibung der bereits vor sieben Jahren von der ­damaligen Bundesregierung implementierten nationalen KI-Strategie. Er ruft dazu auf, diesen Rahmenplan durch eine Anwendungsstrategie samt messbarer Ziele zu ergänzen.

Deutschland hat mit Unternehmen wie DeepL, Celonis, Black Forrest Labs, Cognigy und Helsing zahlreiche vielversprechende Start-ups für die Künstliche Intelligenz. Allerdings spielen sie im internationalen Markt kaum eine größere Rolle. In Amerika wurden von 2013 bis 2024 mehr als 450 Milliarden Dollar in die Entwicklung von KI-Systemen investiert, wie aus dem 2025 AI Index Report der Stanford-Universität hervorgeht. China schaffte es auf knapp 120 Milliarden Dollar. In Deutschland waren es alles in allem 13 Milliarden Dollar, in Frankreich 11 Milliarden Dollar.

Der Bitkom-Verband fordert die Bundesregierung auf, in den kommenden fünf Jahren einen Betrag von bis zu zehn Milliarden Euro aus dem Sondervermögen zur Förderung des KI-Standorts Deutschland bereitzustellen. Auch seien milliardenschwere Investitionen in leistungsfähige nationale KI-Rechenzentren anzuschieben, wie sie die Europäische Kommission bereits im vergangenen Jahr ins Auge gefasst hatte.

„Es geht bei KI nicht nur um Technologie, es geht mindestens ebenso um die Menschen, die sie entwickeln und einsetzen. Wir müssen KI-Talente fördern und gewinnen“, erklärte Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst in einer Mitteilung. Dazu brauche es eine Fülle an Maßnahmen: vom Pflichtfach Informatik an Schulen über englischsprachige KI-Studiengänge bis zur Förderung von KI­Weiterbildungsprogrammen für Beschäftigte. Wintergerst verweist unterstützend darauf, dass nach der Umfrage eine „deutliche Mehrheit“ von 67 Prozent der Bundesbürger in KI die wichtigste Zukunftstechnologie sähen.