Wirtschaftsprüfung BDO: Private Equtiy? Nein, danke!

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Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft BDO hat ihren Umsatz in Deutschland um über 14 Prozent auf 461 Millionen Euro gesteigert. Die Zahlen beziehen sich auf das Geschäftsjahr vom 1. Oktober 2023 bis 30. September 2024. Auch für das laufende Geschäftsjahr sehen die beiden BDO-Chefs Andrea Bruckner und Parwäz Rafiqpoor gute Chancen für ein zweistelliges Wachstum.

In den am Dienstag präsentierten Geschäftszahlen sind zum ersten Mal Honorare aus der Bilanzprüfung des Dax-Unternehmens SAP enthalten. Als BDO das Großmandat an Land gezogen hatte, sorgte das für Schlagzeilen, weil der Anbieter nicht zu den vier größten Prüfungs- und Beratungsgesellschaften gehört, die üblicherweise Dax-Konzerne prüfen. Doch BDO ist alles andere als klein. Das globale BDO-Netzwerk erstreckt sich auf 166 Länder, macht 15 Milliarden Dollar Jahresumsatz und beschäftigt 120.000 Mitarbeiter, davon 3250 in Deutschland. „Wir sind für nichts zu klein“, sagt die Wirtschaftsprüferin und Steuerberaterin Bruckner.

Große Prüfungs- und Beratungsanbieter schöpften in den vergangenen Jahren einen großen Teil ihres Wachstums aus dem sich gut entwickelnden Beratungsgeschäft. Die Bilanzprüfung dagegen wuchs nur langsam. Für BDO aber ist die Wirtschaftsprüfung mit einem Anteil von 44 Prozent am Umsatz das Kerngeschäft. Das Unternehmen legte in der Wirtschaftsprüfung auch wegen des Großkunden SAP um 14 Prozent zu, also im gleichen Tempo wie im Gesamtumsatz. Das Beratungsgeschäft (Advisory) wuchs um gut 18 Prozent auf 74 Millionen Euro und hat einen Umsatzanteil von 16 Prozent. Steuerberatung und Rechtsberatung legten um 12,8 Prozent zu und tragen knapp 40 Prozent zum Umsatz bei.

Tochter der weltgrößte Bank wird BDO-Kunde

An neuen Prüfungskunden gewann BDO Deutschland zum Beispiel die Baumarktkette Bauhaus oder die Deutschlandtochtergesellschaft der chinesischen Bank ICBC. Die Industrial and Commercial Bank of China ist das größte Kreditinstitut der Welt. Die chinesische Landesgesellschaft des BDO-Netzwerks ist der zweitgrößte Anbieter von Prüfungs- und Beratungsdiensten in der Volksrepublik. Die Größenverhältnisse stimmen also.

Die Prüfungs- und Beratungsbranche erlebt gerade einen Zustrom an privatem Beteiligungskapital, der wegen regulatorischer Vorbehalte in Deutschland heiß diskutiert wird. Hier steht die Frage im Raum, inwieweit die Renditevorstellungen von Finanzinvestoren mit der Unabhängigkeit von Wirtschaftsprüfern und Beratern vereinbar sind.

Zur Strategie des internationalen BDO-Netzwerk passt privates Beteiligungskapital laut Bruckner derzeit nicht, obwohl das Unternehmen für alles offen sei. Auch nach Einschätzung von Rechtsanwalt Rafiqpoor vertragen sich Freie Berufe im Interesse der Mandanten nicht immer mit den Renditevorstellungen von Finanzinvestoren.

Rafiqpoor geht trotzdem davon aus, dass etwa nach dem kürzlichen Einstieg des Finanzinvestors EQT in die Steuerberatung WTS weitere vergleichbare Investitionen insbesondere in das Steuerberatungsgeschäft stattfinden werden. Der dadurch entstehende Wettbewerb tue der Branche gut.

Prüfung von Interessenskonflikten könne komplex werden

Zudem sei es etwas anderes, sich wie in diesem Fall bei einer reinen Steuerberatungsgesellschaft wie WTS zu engagieren oder bei einem Dienstleister, der auch Wirtschaftsprüfung anbietet. Aufgaben im öffentlichen Interesse wie die Wirtschaftsprüfung vertrügen sich schwer mit privatem Beteiligungskapital (Private Equity).

Bruckner gibt zu bedenken, dass die Prüfung möglicher Interessenkollisionen sehr komplex werden könne, sobald ein oder sogar mehrere Finanzinvestoren an Bord einer Prüfungs- und Beratungsgesellschaf kämen. Auch verfüge BDO Deutschland mit dem ehemaligen Gründer Holger Otte, der im Aufsichtsrat sitzt, schon über einen Ankeraktionär.

Obwohl die Europäische Union ihre umstrittenen Nachhaltigkeitsregeln inzwischen im Rahmen eines Omnibusverfahres deutlich vereinbachen will, sehen Bruckner und Rafiqpoor die unternehmerische Nachhaltigkeit weiter als strategisches Thema. Die Nachhaltigkeit helfe Unternehmen etwa dabei, Mitarbeiter und Kunden zu gewinnen. „Das machen wir, weil wir es richtig finden“, sagt Rafiqpoor zur Nachhaltigkeit.