“Mir tun die Knochen so weh” – ein Satz, den man vor allem von älteren Menschen häufig hört. Schmerzen in Gliedern und Gelenken können verschiedene Ursachen haben.
Chronische Knochenschmerzen stehen häufig mit Osteoporose, Arthrose oder chronisch-entzündlichen rheumatischen Erkrankungen in Zusammenhang. Bei welchen Symptomen Sie hellhörig werden sollten und warum es wichtig ist, mit Knochenschmerzen frühzeitig zum Arzt zu gehen.
Gliederschmerzen gehören zu den typischen Grippesymptomen, ebenso Fieber, Schüttelfrost, Erschöpfung und Kopfschmerzen. Auch eine harmlose Erkältung (grippaler Infekt) wird neben Halsschmerzen, Husten und Schnupfen häufig von Gliederschmerzen begleitet. Ebenso berichten viele Covid-19-Betroffene von Gliederschmerzen. Aber warum schmerzen die Glieder?
Schmerzen in Muskeln und Gelenken bei Grippe, Erkältung & Co. zeigen die Immunreaktion des Körpers gegen die krank machenden Erreger an. Aufgrund der Infektion schüttet der Körper Botenstoffe aus, darunter Prostaglandine. Diese Botenstoffe unterstützen das Immunsystem – reizen aber auch die Nervenzellen. Schmerzen in Armen und Beinen entstehen.
Nach überstandener Grippe oder Erkältung verschwinden Muskel-, Gelenk- und Knochenschmerzen wieder. Schmerzen, die durch Sport- oder Unfallverletzungen entstanden sind, klingen ebenfalls ab, wenn die Verletzung ausgeheilt ist. Auch Schmerzen aufgrund von Verspannungen in Nacken, Schultern und Rücken lassen nach, sobald die Muskulatur gelockert und gestärkt wird.
Es gibt allerdings ebenso Erkrankungen, die dauerhafte Schmerzen in Knochen, Gelenken und Muskeln verursachen: darunter Osteoporose (Knochenschwund), Arthrose (Gelenkverschleiß) sowie chronisch-entzündliche rheumatische Erkrankungen, etwa rheumatoide Arthritis. Osteoporose ist durch die Abnahme der Knochendichte gekennzeichnet. Die Knochen verlieren an Stabilität und werden zunehmend brüchiger. Plötzliche Knochenbrüche, eine zusehends gebückte Haltung, aber auch chronische Rückenschmerzen im Alter deuten auf eine Osteoporose hin.
Bei der degenerativen Gelenkerkrankung “Arthrose” verschleißt die schützende und dämpfende Knorpelschicht in den Gelenken. Entzündungen und Schwellungen entstehen. Es kommt zu Schmerzen und zunehmender Bewegungseinschränkung. “Arthrose zeigt sich im frühen Stadium in der Regel zuerst durch Schmerzen bei Belastung. Später schmerzen die Gelenke meist auch in Ruhe”, erklärt Professor Stefan Rehart, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Agaplesion Markus-Krankenhaus in Frankfurt am Main sowie medizinischer Berater der Deutschen Rheuma-Liga Bundesverband e. V. “Von Arthrose können praktisch alle Gelenke betroffen sein, Hüfte und Knie betrifft es aber besonders häufig.”

Prof. Dr. med. habil. Stefan Rehart ist Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Agaplesion Markus-Krankenhaus in Frankfurt am Main sowie medizinischer Berater der Deutschen Rheuma-Liga Bundesverband e. V. Der Experte ist auf das Fachgebiet Orthopädische Rheumatologie spezialisiert.
Chronisch-entzündliche rheumatische Erkrankungen sind eine weitere häufige Ursache von Schmerzen in Gelenken und Muskeln. Am häufigsten ist die rheumatoide Arthritis. Die Autoimmunerkrankung ist gekennzeichnet durch dauerhafte Entzündungsreaktionen in mehreren Gelenken, welche zu bleibenden Schäden führen. Zu Beginn der Erkrankung sind meist zuerst die Fingergelenke betroffen.
“Die rheumatoide Arthritis macht etwa 80 Prozent der chronisch-entzündlichen Gelenkerkrankungen aus. Betroffene leiden unter Schmerzen, Schwellungen sowie steifen, kraftlosen und unbeweglichen Gelenken”, erklärt Rehart. “Da rheumatoide Arthritis eine systemische Erkrankung ist, gehören zudem Erschöpfung, Abgeschlagenheit, wiederkehrendes Fieber und ein intensives Krankheitsgefühl zu den Symptomen. Im späten Stadium der Erkrankung kann eine rheumatoide Arthritis zu erheblichen Gelenkschäden führen.”
Knochenschmerzen können darüber hinaus mit einer Krebserkrankung in Zusammenhang stehen. So können Rückenschmerzen sowie Schmerzen in Armen und Beinen bei Krebspatienten möglicherweise auf Knochenmetastasen zurückzuführen sein. Wie der Krebsinformationsdienst (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) mitteilt, ist es ein Indiz für Metastasen, wenn keine der sonst üblichen Therapien innerhalb einer vertretbaren Zeitspanne wirken.
Auch Knochenbrüche, die sich anders nicht erklären ließen, seien Anlass zu einer genauen Überprüfung der Ursache. Drückten Knochenmetastasen auf Nerven in Armen, Beinen oder auf das Rückenmark, könne sich dies durch Empfindungsstörungen wie Kribbeln oder Taubheit bemerkbar machen. Knochenmetastasen seien ein Zeichen dafür, dass eine Krebserkrankung bereits fortgeschritten ist.
“Da Schmerzen in Knochen, Gelenken und Muskeln viele verschiedene Ursachen haben können, ist ein Arztbesuch immer anzuraten, wenn die Beschwerden nach wenigen Tagen nicht nachlassen oder gar schlimmer werden”, rät der Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. “Auch wenn begleitende Symptome wie Fieber, Abgeschlagenheit, Schwellungen, Blutergüsse, Bewegungseinschränkungen, Taubheitsgefühle oder Kribbeln hinzukommen, sollte immer eine ärztliche Untersuchung erfolgen.”