Als Experte hat Friedhelm Funkel noch vor wenigen Wochen harte Kritik am Kader des 1. FC Köln geübt. Jetzt ist er Trainer – und sieht manche Dinge anders.
Friedhelm Funkel ist zurück beim 1. FC Köln – und steht nun Spielern gegenüber, die er vor wenigen Wochen noch öffentlich infrage gestellt hatte. Als der heutige Trainer dem Kölner Stadt-Anzeiger Ende März ein Interview gab, hatte er wohl kaum damit gerechnet, nur wenige Wochen später selbst in der Verantwortung zu stehen. Damals sprach der 71-Jährige offen über seine Sicht auf die Mannschaft – und fand dabei deutliche Worte zur Personalpolitik von Ex-Sportchef Christian Keller.
“Von außen betrachtet fehlen mir in der Mannschaft ein, zwei Persönlichkeiten, Führungsspieler, die die Richtung vorgeben. Mir ist auch zu wenig Reibung in der Truppe”, sagte Funkel vor dem damaligen Spiel gegen Paderborn und ließ dabei keinen Zweifel an seiner Einschätzung. Auch von den Transfers in der Winterpause hielt er nicht viel: “Klare Meinung von mir: Das sind keine Verstärkungen.”
Die damalige Kritik zielte vor allem auf das strategische Vorgehen der sportlichen Leitung. Funkel stellte infrage, ob mit den getätigten Verpflichtungen das Ziel Wiederaufstieg überhaupt realistisch angegangen worden sei. “Dann kann ich aber nicht öffentlich sagen, dass die Transfers nicht als Soforthilfen gedacht seien”, monierte er mit Blick auf Kellers damalige Aussagen – und ergänzte: In einem solchen Fall hätte man auch nicht mehrere Millionen Euro investieren dürfen.
Etwa sechs Millionen Euro ließ sich der FC die Verpflichtungen von Jusuf Gazibegovic, Joel Schmied, Imad Rondic und die Leihe von Anthony Racioppi kosten – eine Summe, die Funkel angesichts der sportlichen Wirkung kritisch betrachtete. Insbesondere der späte Transfer von Rondic wirkte für ihn unverständlich. “Seit Monaten war klar, dass der FC händeringend einen Mittelstürmer sucht. Und der kommt dann am letzten Tag des Transferfensters”, so der Trainer-Routinier. Von dem Bosnier war er zunächst nicht überzeugt: “Bislang sehe ich nicht, warum Rondic für die Mannschaft eine Verstärkung sein soll.”
Inzwischen hat sich die Situation gewandelt. Funkel ist nun mittendrin statt außen vor – und damit auch im direkten Austausch mit jenen Spielern, deren Verpflichtung er einst infrage stellte. Der Trainer nimmt sich Zeit, ein eigenes Bild zu formen – und zeigt sich offen für neue Eindrücke.
Seine frühere Kritik möchte er nicht als Angriff verstanden wissen, sie sei “nicht persönlich gemeint” gewesen. Wintertransfers hätten es generell schwer, sich in kurzer Zeit einzugewöhnen. Nach den ersten Einheiten klingt Funkel jedenfalls versöhnlicher: “Sie können mich eines Besseren belehren. Und ich kann mich auch mal täuschen”, sagt er – und betont: “Mit den Aussagen von früher – nicht mit dem, was ich jetzt gesagt habe.”
Ein Umdenken scheint also möglich – auch sportlich. Zuletzt standen in der Partie gegen Greuther Fürth am 11. April mit Rondic und Schmied zwei der Winterneuzugänge in der Startelf. Ob Funkel im kommenden Spiel in Nürnberg auf sie setzt, bleibt zunächst sein Geheimnis. Der Blick des Trainers jedenfalls scheint sich zu weiten – nicht nur bezogen auf den Kader, sondern auch auf die eigene Meinung.