An diesem Mittwochnachmittag schreiten 133 Kardinäle aus 71 Ländern in die Sixtinische Kapelle, um dortselbst einen Papst zu wählen. Das Konklave findet unter strengster Geheimhaltung statt. Die Türen werden verriegelt, die Fenster versiegelt. Die Telefonnetze werden abgeschaltet, Handys und Laptops eingezogen.
Den Eid zur Verschwiegenheit über den Verlauf der Abstimmung müssen nicht nur die Kardinäle ablegen, sondern auch die vielen Helfer und Wachleute, die einen sicheren Ablauf dieses geheimnisumwitterten Wahlrituals in einem der sublimsten Gotteshäuser der Christenheit gewährleisten. Die erfolgte Wahl eines neuen Papstes – im konkreten Fall der Nummer 267 – wird dann mittels weißer Rauchzeichen mitgeteilt.
Von Verschwiegenheit schon 2005 und 2013 keine Spur
Wer aus dem Konklave plaudert, wird exkommuniziert, heißt es. Die Androhung der Höchststrafe für einen Katholiken ist nur eines von vielen Elementen der historisierenden Inszenierung eines uralten Wahlprozesses. Mit der Wirklichkeit der Gegenwart hat sie nichts zu tun.
Schon aus den Konklaven 2005 und zumal 2013 wurden fast in Echtzeit Teilergebnisse an die Medien durchgestochen. Mancher Kardinal hat in der Sixtinischen Kapelle fleißig Tagebuch geführt und dieses hernach für seine Memoiren ausgeschlachtet. Niemand wurde deshalb jemals belangt, geschweige denn aus der Kirche geworfen.
Man mag daran glauben, dass es der Heilige Geist ist, der durch die Hand von 133 Männern im Alter zwischen 45 und 79 Jahren den Pontifex bestimmt. Aber wozu an der Illusion einer heiligen Verschwiegenheit festhalten?
Transparenz und Hausverstand wären hier ebenso gefragt wie bei der unheiligen Verschwiegenheit der Kirche beim Monumentalverbrechen des Missbrauchs und auch beim opaken Finanzgebaren des Vatikans. Die Institution eines alten und lebendigen Glaubens muss sich ihrer Geschichte nicht dadurch versichern, dass sie sich und den Medien alte Geschichten erzählt, an die sie selbst nicht mehr glaubt.