Weight Watchers stellt Insolvenzantrag

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Im Zeitalter von Diätspritzen haben es Anbieter traditioneller Methoden zum Gewichtsverlust schwer. Weight Watchers, einer der berühmtesten Abnehmspezialisten der Welt, hat nun einen neuen Tiefpunkt erreicht. Das Unternehmen, das seit einiger Zeit offiziell WW International heißt, hat einen Insolvenzantrag nach Kapitel elf des amerikanischen Konkursrechts gestellt. Die Umsätze und Mitgliederzahlen von Weight Watchers schrumpfen seit Jahren, die Aktie ist zu einem Pennystock geworden und weniger als einen Dollar wert. Weight Watchers beteuert allerdings, dies sei nicht das Ende.

Auf einer eigens eingerichteten Internetseite mit dem Titel „Here to Stay“ heißt es, der Geschäftsbetrieb solle aufrechterhalten werden und für die Kunden solle sich nichts ändern. Weight Watchers habe sich für einen Insolvenzantrag entschieden, um mehr als eine Milliarde Dollar Schulden eliminieren zu können. Das Insolvenzverfahren solle innerhalb von rund 45 Tagen wieder abgeschlossen werden.

Weight Watchers kämpft schon länger mit Schwierigkeiten

Weight Watchers ist vor allem für Gruppentreffs zum Abnehmen bekannt und hat sich in einer Welt, die für kurzlebige Diättrends bekannt ist, lange behauptet. Gegründet wurde das Unternehmen schon 1963 von Jean Nidetch, einer übergewichtigen Hausfrau aus New York. Sie hatte nach einigen erfolglosen Diäten die Idee, es in einer Gruppe zusammen mit anderen Frauen zu versuchen. Damit schaffte sie es, Gewicht zu verlieren, und sie machte aus diesen Gruppentreffs ein Geschäft. Sie gründete Weight Watchers, und das Konzept hatte Erfolg, in Amerika und auch anderswo. 1970 fand das erste Weight-Watchers-Treffen in Deutschland statt.

Schon seit einiger Zeit kämpft das Unternehmen aber mit Schwierigkeiten. Die Gruppentreffs, wie sie Weight Watchers anbietet, kamen aus der Mode. Immer mehr Menschen versuchten auf anderen Wegen, an ihrer Ernährung oder ihrer Fitness zu arbeiten, zum Beispiel mit dem Einsatz preiswerter oder kostenloser Smartphone-Apps oder Geräten wie Fitnessarmbändern und Digitaluhren. Die jüngste – und womöglich bisher größte – Herausforderung sind Diätmedikamente, insbesondere Diätspritzen von Unternehmen wie Novo Nordisk und Eli Lilly , die in den vergangenen Jahren rasant an Popularität gewonnen haben.

Weight Watchers hat immer wieder versucht, sich auf Marktveränderungen einzustellen. 2018 gab sich das Unternehmen eine neue Markenidentität und benannte sich in „WW“ um. Damit war eine Verlagerung des Schwerpunktes verbunden, weg vom reinen Abnehmen und hin zu einem breiteren Ansatz rund um Gesundheit und Wellness. Weight Watchers setzte neben den Gruppentreffs auch stärker darauf, Abnehm- und Wellnessprogramme über kostenpflichtige Smartphone-Apps anzubieten, und sicherte sich prominente Unterstützung von der amerikanischen Fernsehmoderatorin Oprah Winfrey, die einen Anteil und einen Sitz im Verwaltungsrat übernahm und auch Werbung für das Unternehmen machte. Zwischenzeitlich schien sich Weight Watchers wieder etwas zu erholen, und Ende 2018 erreichte der Aktienkurs ein Allzeithoch von rund 100 Dollar.

Danach ging es aber wieder bergab, und das Unternehmen hat nun vier Jahre am Stück zweistellige Umsatzrückgänge ausgewiesen. Im vergangenen Jahr lag der Umsatz bei 786 Millionen Dollar, 2018 waren es noch mehr als 1,5 Milliarden Dollar. Weight Watchers hat auf die verstärkte Konkurrenz von Diätmedikamenten reagiert und ist selbst in dieses Geschäft eingestiegen. Vor knapp zwei Jahren kaufte das Unternehmen einen Spezialisten für Telemedizin, der auch Medikamente zum Gewichtsverlust anbietet. Dieses Geschäft wächst, allerdings kann Weight Watchers damit bislang nicht die Einbußen an anderer Stelle ausgleichen.

Wie das Unternehmen jetzt meldete, fiel der Umsatz im ersten Quartal um weitere neun Prozent. Im vergangenen Jahr hat auch Oprah Winfrey ihre Verbindung zu Weight Watchers gelöst. Sie legte ihren Sitz im Verwaltungsrat nieder und trennte sich von ihren Aktien.