Milliardenschwere Übernahme von Techem wackelt

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Die milliardenschwere Übernahme des Immobiliendienstleisters Techem wackelt. Der als Käufer vorgesehene US-Investor TPG hat seine Anmeldung auf kartellrechtliche Freigabe bei der Europäischen Union (EU) zurückgezogen – kurz bevor die EU-Kommission ihre Entscheidung bekannt geben sollte. Das geht aus einer Notiz der Kommission im Internet hervor. Der Übernahmeplan bewertete Techem mit 6,7 Milliarden Euro und war im vergangenen Jahr die viertgrößte angekündigte Transaktion mit deutscher Beteiligung – hinter Covestro/Adnoc, Schenker/DSV und Altair/Siemens. Eigner ist derzeit ein Konsortium um die schweizerische Partners Group. TPG wollte das Unternehmen nach bisherigem Stand gemeinsam mit dem singapurischen Staatsfonds GIC kaufen. Die Transaktion sollte in der ersten Jahreshälfte abgeschlossen werden.

Ungewiss war am Mittwoch, wie es weitergeht. „Techem nimmt die Rücknahme der Anmeldung auf kartellrechtliche Freigabe der geplanten 6,7-Milliarden-Euro-Übernahme bei der EU-Kommission durch TPG zur Kenntnis“, teilte das Unternehmen auf Anfrage mit. An der strategischen Ausrichtung ändere sich nichts. „Wir stehen in engem Austausch mit allen beteiligten Parteien, um Klarheit über die nächsten Schritte zu schaffen.“

Platzhirsch neben Ista

Techem erfasst wie sein großer deutscher Konkurrent Ista den Wärme- und Wasserverbrauch in Mehrfamilienhäusern und berechnet die Kosten für die einzelnen Haushalte. Kunden sind Wohnungsbaugesellschaften, Hausverwaltungen und Eigner in Mehrfamilienhäusern. Techem erzielt etwa eine Milliarde Euro Jahresumsatz und bedient mehr als 13 Millionen Wohnungen in 18 Ländern. Die EU soll Kennern zufolge eine gründliche Prüfung der Techem-Übernahme angekündigt haben; möglicherweise reichten Zugeständnisse von TPG nicht aus. TPG hatte im vergangenen Jahr auch Aareon übernommen, die frühere IT-Tochtergesellschaft des Wiesbadener Immobilienfinanzierers Aareal Bank – auch dies ein milliardenschwerer Deal. Aareon bedient Vermieter mit Software zur Verwaltung von Immobilien und Mietzahlungen.

Ein Sprecher der für TPG in Europa tätigen PR-Agentur in London war am Mittwochnachmittag auf Anfrage nicht im Bilde über die Lage und konnte nach eigenen Angaben keine Stellungnahme abgeben.

Durchgereicht von Private Equity

Techem wurde 1952 gegründet und zunächst als Familienunternehmen geführt. TPG wäre der vierte Finanzinvestor: Als erster beteiligte sich 1996 BC Partners, der über ein Übernahmevehikel die Mehrheit von der Familie Ott erwarb. Im Jahr 2000 ging das Unternehmen an die Börse. Macquarie übernahm Techem im Jahr 2007 für weniger als zwei Milliarden Euro und reichte das Unternehmen ein Jahrzehnt später an das jetzige Konsortium weiter: Partners Group und die beiden Fonds CDPQ und OTPP. Der Essener Konkurrent Ista, früher eine Tochtergesellschaft von Eon, ist über die Jahre durch die Hände von CVC und Charterhouse gegangen und gehört momentan einem Konsortium um den Hongkonger Investor CKI.

Aus Verbraucherperspektive steht die Ableserbranche aus zwei Gründen in der Kritik: wegen einer oligopolistischen Struktur und des Dreiecksverhältnisses in der Abrechnung. Die Dienstleister handeln die Preise mit Vermietern oder Verwaltern aus. Weil diese die Preise auf die Bewohner abwälzen können, haben sie wenig Anreiz, den Preis energisch herunterzuhandeln. Techem hält dagegen, dass man in seinem Geschäft immer mehr herausgefordert werde, auch von neuen Wettbewerbern.