Zwei OP-Techniken gegen starkes Übergewicht

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Reichen bei Adipositas eine Ernährungsanpassung und ein aktiverer Lebensstil nicht aus, um das Gewicht zu reduzieren, kann eine Magenverkleinerung helfen.

Von Adipositas (Fettleibigkeit) spricht man ab einem BMI (Body-Mass-Index) über 30. Damit verbunden ist ein erhöhtes Risiko für Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sogar Krebs. Oft reichen Abnehmprogramme allein nicht, um das Körpergewicht auf ein gesundes Maß zu reduzieren.

In diesen Fällen kann eine Operation, bei der der Magen verkleinert wird, eine Option sein. Sie kann helfen, die Gesundheit und Lebensqualität adipöser Patienten zu verbessern und körperlichen Beschwerden vorzubeugen.

53 Prozent der Erwachsenen in Deutschland sind von Übergewicht (inklusive Adipositas) betroffen. Adipositas ist eine chronische Krankheit, die mit schwerwiegenden gesundheitlichen Risiken verbunden ist. So gehören unter anderem Diabetes mellitus Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck und Herzinfarkt, aber auch Leberverfettung, Depressionen, Schlafapnoe sowie ein erhöhtes Krebsrisiko zu den Erkrankungen, die mit Adipositas in Zusammenhang stehen. Menschen mit Adipositas haben eine um mehrere Jahre geringere Lebenserwartung als Menschen mit Normalgewicht.

“Die negativen Auswirkungen der Adipositaserkrankung können sehr dramatisch sein. Adipositas kann langfristig zu krankhaften Veränderungen fast aller Organe führen. Selbst auf unser Gehirn und unsere Gene hat die Adipositaserkrankung eine negative Auswirkung. Inzwischen sind mehr als 60 unterschiedliche Folgeerkrankungen bekannt”, sagt Professor Jürgen Ordemann, Chefarzt des Zentrums für Adipositas und metabolische Chirurgie am Vivantes Klinikum Spandau.

Viele Menschen mit starkem Übergewicht versuchen über viele Jahre hinweg abzunehmen – ohne Erfolg. Das führt zu Frust und Hilflosigkeit. Trotz strenger Diäten, mehr Sport und begleitenden Abnehm-Programmen lässt sich das Körpergewicht nicht dauerhaft reduzieren. Woran liegt das?

Die Forschung deutet zunehmend darauf hin, dass einerseits zentrale Gewichtsregulationsmechanismen durch die sogenannte “adipogene” Umwelt (hochkalorische Ernährung, wenig Bewegung, psychische Belastungen, Stress) gestört sind, andererseits die gesamte Fettmasse als eigenständiges Organ agiert. Fettzellen speichern nicht nur Fett, sondern bilden auch Botenstoffe und Hormone, die unter anderem Entzündungsprozesse im Körper in Gang setzen können. Besonders Bauchfett ist stoffwechselaktiv. Ab einem bestimmten Übergewicht sind die damit verbundenen Stoffwechselprozesse nur noch schwer kontrollierbar.

“Eine Magenverkleinerung ist nie die erste Therapieoption. Zunächst müssen Ernährungsveränderungen, Bewegungssteigerung und auch Verhaltensänderungen als Therapie der ersten Wahl angesehen werden. Eine Magenverkleinerung beziehungsweise bariatrische Therapie ist aber dann sehr sinnvoll, wenn betroffene Patienten ihre Gewichtszunahme nicht kontrollieren können und das Gewicht einen bestimmten ‘Schwellenwert’ überschritten hat”, erklärt Ordemann.

Eine Magenoperation ist laut dem Experten auch dann sinnvoll, wenn Folgeerkrankung wie Diabetes mellitus Typ 2 durch Diäten, Sport und Medikamente nicht ausreichend therapiert werden können. Nach den Leitlinien der medizinischen Fachgesellschaften ist eine OP dann indiziert, wenn der BMI über 40 und darüber liegt oder ein BMI zwischen 35 und 40 vorliegt und zusätzlich andere Erkrankungen bestehen, wie zum Beispiel der Diabetes mellitus Typ 2.

Die häufigsten Operationsverfahren, die bei Adipositas eingesetzt werden, sind der Magenbypass und der Schlauchmagen. Beide Verfahren werden minimalinvasiv (laparoskopisch) über mehrere kleine Schnitte oberhalb des Nabels durchgeführt. Ein großer Schnitt in der Bauchdecke ist nicht notwendig.

“Bei den laparoskopischen Operationen wird nicht nur der Magen verkleinert, sondern auch die Nahrungspassage durch Magen und Darm verändert. Erst in den letzten Jahren haben wir gelernt, dass die Gewichtsreduktion nach einer Operation nicht nur durch eine Verkleinerung des Magens, sondern vor allem durch eine ‘neurophyshiologische Neujustierung’ des Gehirns erfolgt”, erklärt Ordemann.

“Das bedeutet, dass das Hunger- und Sättigungsgefühlt, aber auch der Stoffwechsel so weit verändert werden, dass eine Diät nicht mehr als Kampf, sondern als Normalzustand empfunden wird.” Und genau darin liegt dem Experten zufolge im Wesentlichen der Erfolg einer solchen Operation. Darüber hinaus werden über veränderte Botenstoffe Folgeerkrankungen reduziert. So wird zum Beispiel der erhöhte Blutzucker gesenkt. Es kommt zu einer Verbesserung des Diabetes.