Die Vereinigten Staaten und Großbritannien haben sich auf Grundzüge eines Handelsabkommens geeinigt. Das hat US-Präsident Donald Trump am Donnerstag im Weißen Haus mitgeteilt. Trump und der ins Oval Office zugeschaltete Premierminister Keir Starmer priesen die Vereinbarung als „historisch“. Sie sieht eine Öffnung des britischen Marktes für amerikanische Agrarprodukte wie Rindfleisch und Ethanol vor. Die USA erklärten sich nach Angaben von Handelsminister Howard Lutnick bereit, die Importzölle auf britische Autos von 25 auf zehn Prozent zu reduzieren bis zu einer Quote von 100.000 Autos. Autos sind das wichtigste Exportgut der Briten. Überdies dürfe Großbritannien Rolls-Royce Flugzeugmotoren ohne Zollaufschlag in die USA liefern. Im Gegenzug werde der US-Hersteller Boeing für zehn Milliarden Dollar Flugzeuge nach Großbritannien liefern. Das Abkommen sieht laut Lutnick weitere Vereinbarungen für den Handel mit Stahl und Aluminium vor und andere Branchen, die aber nicht im Einzelnen dargestellt wurden. Der Basiszoll auf Importe aus Großbritannien in Höhe von zehn Prozent bleibt bestehen.
Die Vereinbarung sei umfassend und werde die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und dem Vereinigten Königreich für viele Jahre festigen, hatte Trump bereits vor dem Auftritt verkündet. Großbritannien ist das erste Land, mit dem die USA ein Abkommen schließen, seit der US-Präsident Zölle auf Importe aus dem meisten Ländern verhängt hat. Viele weitere Vereinbarungen würden folgen, teilte Trump mit.
EU bereitet weitere Sonderzölle vor
Die Einigung wurde dadurch erleichtert, dass die USA mit dem Vereinigten Königreich zuletzt einen Handelsbilanzüberschuss hatten. Trump versucht mit den Zöllen Handelsbilanzdefizite mit anderen Staaten zu verringern. Der britische Premierminister Keir Starmer hatte eine Konfrontation mit Trump über Zölle vermieden und den US-Präsidenten stattdessen mit einer von König Charles unterzeichneten Einladung nach London erfreut.
Trump verwies während der Pressekonferenz im Weißen Haus darauf, dass Finanzminister Scott Bessent am Wochenende in der Schweiz mit Vertretern der chinesischen Regierung zusammenkommen wird. Wenn die Gespräche gut liefen, könnten Zölle gesenkt werden. „Wir wissen, dass sie nicht noch höher gehen können“, sagte Trump.
Im Handelskonflikt der USA mit der Europäischen Union zeichnet sich unterdessen noch keine Einigung ab. Die Europäische Kommission bereitet weitere Sonderzölle auf US-Exporte im Wert von bis zu 95 Milliarden Euro vor. Diese Zusatzabgaben könnten auf Industrie- und Agrarprodukte wie Autos, Süßkartoffeln und Whiskey erhoben werden, sollten Verhandlungen mit Washington nicht zu einer Lösung führen, teilte die Brüsseler Behörde mit. Trump bezeichnet die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, als „fantastisch“ und fügt hinzu, dass er auf ein baldiges Treffen hoffe. „Jeder möchte ein Abkommen mit den Vereinigten Staaten schließen.“
Trump steht unter Druck
In den Vereinigten Staaten geriet der amerikanische Präsident wegen seiner Handelspolitik unter Druck. In der Bevölkerung sind die hohen Zölle auf Importe unbeliebt, an den Börsen löste jede Ankündigung neuer Zölle Kurseinbrüche aus, während Meldungen über mögliche Einigungen und Aufschübe von Zöllen die Aktienkurse nach oben trieben.
Unter Amerikas größten Handelspartnern nimmt Großbritannien nur den elften Rang ein mit drei Prozent des Handelsvolumens. Im Durchschnitt betragen die Zölle der britischen Regierung auf Einfuhren 1,1 Prozent.
Fortschritte machen allerdings auch Verhandlungen der USA mit Indien und Japan. Trump hatte sogenannte reziproke Zölle auf Einfuhren nahezu aller Länder verhängt und auf die Vergeltungszölle Chinas mit besonders hohen Zollaufschlägen gekontert. Nach Kursverlusten an den Anleihemärkten verhängte Trump ein Zollmoratorium von 90 Tagen auf die reziproken Zölle, während er den Basiszoll von zehn Prozent beibehielt.
Die amerikanische Notenbank Federal Reserve sieht wegen der historisch hohen Zölle ein wachsendes Inflationsrisiko und zugleich ein gestiegenes Risiko, dass die Wirtschaft an Schwung verliert. Sie verkündete deshalb am Mittwoch, die Leitzinsen nicht weiter zu senken. Diese Entscheidung beschwor abermals eine heftige Reaktion Trumps herauf, der am Donnerstag den Fed-Chef Jerome Powell einen Dummkopf nannte, der keine Ahnung habe. Trump wünscht sich Leitzinssenkungen und bestreitet wachsende Inflationsrisiken.