Der Microsoft-Mitgründer Bill Gates will sein enormes Vermögen schneller spenden als bisher geplant. 2045 soll die Gates-Stiftung dann ihre Arbeit einstellen. In Interviews kritisiert der Milliardär auch Elon Musk: Dessen Sparkurs bei Doge mache viel Arbeit der Stiftung zunichte.

«Die Menschen werden vieles über mich sagen, wenn ich sterbe, aber ich bin fest entschlossen, dass ‹Er starb reich› nicht dazugehören wird»: Bill Gates.
Die Gates Foundation als grösste private Stiftung der Welt hat am Donnerstag ihr 25-jähriges Bestehen gefeiert – und ihr vorzeitiges Ende angekündigt. Ihr Gründer Bill Gates will sein Vermögen, so schnell es geht, ausgeben, die Stiftung solle ihre Arbeit deswegen deutlich früher als geplant, nämlich Ende 2045, einstellen. Das kündigte der Microsoft-Gründer Bill Gates am Donnerstag auf der Homepage der Stiftung an.
«Es gibt zu viele dringende Probleme, die gelöst werden müssen, als dass ich Ressourcen zurückhalten könnte, mit denen ich Menschen helfen könnte», schrieb Gates. «Deshalb habe ich mich entschlossen, mein Geld viel schneller an die Gesellschaft zurückzugeben, als ich ursprünglich geplant hatte.» In den nächsten 20 Jahren wolle er sein gesamtes Geld spenden, um Leben zu retten und zu verbessern. Seine Kinder würden etwa ein Prozent seines Vermögens erben, dieses beläuft sich auf rund 112 Milliarden Dollar.
Er habe den Entscheid nach reichlichem Nachdenken getroffen, schrieb Gates, weil dieses Jahr viel zusammenkomme: Der von ihm gegründete Microsoft-Konzern feiert sein 50-Jahr-Jubiläum, die Stiftung ihr 25-Jahr-Jubiläum, und er selbst wird im Herbst 70 Jahre alt. Gates zitierte den Stahlmagnaten und Philanthropen Andrew Carnegie mit den Worten: «Wer reich stirbt, der stirbt in Schande.» Man werde nach seinem Tod vieles über ihn sagen, aber hoffentlich nicht, dass er reich gestorben sei, sagte Gates.
Grosszügige Spenden von Warren Buffett
Die im Jahr 2000 gegründete Stiftung ist mit einem Vermögen von zurzeit 69 Milliarden Dollar die drittgrösste Stiftung weltweit und die grösste privatwirtschaftliche. Sie engagiert sich weltweit für die Gesundheit, in der Entwicklungshilfe und der Bildung. Konkret will die Stiftung vermeidbare Todesfälle bei Müttern, Babys und Kindern verhindern, Armut bekämpfen und tödliche Infektionskrankheiten wie HIV und Polio ausrotten.
Insgesamt habe man bisher rund 100 Milliarden Dollar ausgegeben, schrieb Gates. Die Stiftung finanziert sich vor allem über die Spenden von Bill Gates und seiner inzwischen von ihm geschiedenen Ehefrau Melinda sowie dem Milliardär Warren Buffett. Mit der Scheidung des Ehepaars 2021 hat Melinda Gates die Stiftung verlassen, vergangenes Jahr verschwanden dann auch die Vornamen der beiden aus dem Stiftungsnamen.
Eigentlich war die Gates-Stiftung so angelegt, dass sie Jahrzehnte über den Tod ihrer Gründer hinaus fortbestehen und deren Arbeit in der Entwicklungshilfe fortsetzen sollte. Doch dieses Vorgehen scheint Bill Gates nun zu langsam. «Ich bin davon überzeugt, dass wir die Ziele in weniger Zeit erreichen können, vor allem, wenn wir unsere Investitionen in wichtigen Bereichen verdoppeln und unseren Partnern mehr Sicherheit bieten.» Er gehe davon aus, dass die Stiftung in den verbleibenden 20 Jahren rund 200 Milliarden Dollar ausgeben werde. Der exakte Betrag hänge auch von den Entwicklungen an den Finanzmärkten ab.
Gates machte klar, dass er weiterhin in die Arbeit der Stiftung involviert sein werde. Das Rentnerleben sei nichts für ihn: Er beabsichtige, seine Tage weiterhin mit Strategieplanungen, Treffen mit Partnern und Studienreisen zu verbringen.
Kritik an Elon Musk
Das jährliche Budget der Stiftung werde nun auf 10 Milliarden Dollar steigen. Doch selbst diese Summe könne nicht die Lücke füllen, die die Kürzungen bei der amerikanischen Entwicklungshilfe hinterliessen, sagte Gates in einem Interview mit der «Financial Times». Das Budget der Entwicklungsbehörde USAID allein hatte sich auf 44 Milliarden Dollar jährlich belaufen.
Nach der Ankündigung zur Laufzeit der Stiftung holte Gates gegen Elon Musk aus.
Gates kritisierte mit deutlichen Worten Elon Musk: Das Vorgehen von dessen Effizienzbehörde Doge gefährde die Anstrengungen der Gates-Stiftung von 25 Jahren – etwa beim Auslöschen von Polio, wofür die Gates-Stiftung bisher mehr als 6 Milliarden Dollar ausgegeben habe. Ohne die Hilfsprogramme der US-Regierung sei das Unterfangen aussichtslos.
Auch sei die Arbeit von USAID so plötzlich beendet worden, dass lebensrettende Medikamente und Lebensmittel nun in Lagerhäusern verderben würden.
Tatsächlich kommt eine jüngst in der Fachpublikation «The Lancet» veröffentlichte Studie zu dem Schluss, dass in den nächsten fünf Jahren eine halbe Million Kinder wegen der Kürzungen bei amerikanischen Hilfsprogrammen gegen HIV und Aids sterben dürften.
In der Provinz Gaza in Moçambique etwa habe Musks Sparkurs dazu geführt, dass Finanzmittel für ein Programm gestrichen wurden, das die Übertragung von HIV von infizierten Mütter auf ihre Babys verhindert hatte – offenbar, weil Musk die afrikanische Provinz mit der Stadt Gaza im Nahen Osten verwechselt hatte.
Gates zeigte sich entrüstet über solche Entscheide: Musk verstehe überhaupt nicht, was USAID tue. Er solle die Kinder treffen, die wegen seiner Inkompetenz nun an HIV erkrankt seien. «Das Bild des reichsten Mannes der Welt, der die ärmsten Kinder der Welt tötet, ist kein hübsches», sagte er gegenüber der «Financial Times».
Die Beziehung zwischen Gates und Musk hat sich in den letzten Jahren verschlechtert. 2012 hatte der Tesla-Gründer noch den Giving Pledge unterzeichnet – jene von Bill Gates und Warren Buffett ins Leben gerufene Initiative, die Milliardäre aufforderte, mindestens die Hälfte ihres Vermögens an gemeinnützige Zwecke zu spenden. Später revidierte Musk offenbar seine Einstellung; laut einer Musk-Biografie soll er Gates gesagt haben, dass Philanthropie «Bullshit» sei und der Klimawandel besser mit kommerziellen Lösungen wie Teslas Elektroautos bekämpft würde.
Gates stellte in mehreren Interviews diese Woche aber auch klar, dass Musk seinem Versprechen womöglich noch nachkommen könnte – schliesslich erlaube der Giving Pledge auch, dass man sein Vermögen zum Zeitpunkt des Todes verschenke. «Vielleicht wird Musk noch einer der grössten Philanthropen aller Zeiten.» Auch andere Milliardäre forderte er auf, Teile ihres Vermögens an die Gesellschaft zurückzugeben.