Körperliche Anzeichen für Drogenkonsum – welche können auftreten?

3

News folgen

Drogenkonsum hinterlässt Spuren im Körper. Wir erklären, welche Anzeichen darauf hindeuten können, dass jemand Rauschmittel nimmt.

Hat mein Kollege ein Drogenproblem? Trinkt meine Bekannte? Kifft mein Kind? Wer sich derartige Sorgen um eine Person im beruflichen oder privaten Umfeld macht, hat dafür wahrscheinlich einen guten Grund. Manchmal ist es ein ungutes Bauchgefühl, oft gibt es bestimmte Auffälligkeiten – etwa ein Rückzug aus der Beziehung, beunruhigende Gemütsverfassungen und/oder deutliche Veränderungen im Verhalten.

Doch gibt es auch noch konkretere Anzeichen für Drogenkonsum? Im Folgenden erfahren Sie, welche körperlichen Auffälligkeiten ein Warnsignal sein können.

Zu den offenkundigeren körperlichen Folgen, welche die bekanntesten Rauschmittel hervorrufen können, gehören vor allem:

  • ein veränderter Körper- beziehungsweise Atemgeruch (beispielsweise nach Alkohol, Zigaretten oder Cannabis)
  • immer wieder auftretendes Nasenbluten, Entzündung der Nasenschleimhaut (bei häufigem Kokainkonsum)
  • gerötete Augen (akute Folge von Cannabiskonsum)
  • Pupillenerweiterung (etwa bei Kokain, LSD, Ecstasy) oder -verengung (zum Beispiel bei Heroin)
  • vermehrtes Schwitzen
  • Abbau von Muskelmasse (zum Beispiel bei dauerhaftem übermäßigem Alkoholkonsum)
  • Gelbverfärbung der Zähne (durch Rauchen)
  • Gewichtsverlust (vor allem bei längerem Konsum von Crystal Meth und/oder Kokain)
  • Appetit- und Gewichtszunahme (insbesondere durch Alkohol und/oder Cannabis)
  • sichtbare Einstichstellen (häufig in Ellenbeuge, Achselhöhle, Kniekehle, Oberschenkel, Leiste oder Fuß), Venenentzündungen, Narben und Hautverfärbungen im Bereich der Einstichstellen (bei injizierbaren Drogen wie Heroin)
  • Kratzwunden (bei Heroin durch Juckreiz, bei Crystal Meth und Kokain durch den sogenannten Dermatozoenwahn: Die Konsumierenden kratzen sich, weil sie Juckreiz oder Kribbeln verspüren und glauben, ihr Körper wäre von Parasiten befallen)
  • schwere Zahnschäden bei Crystal Meth (durch Mundtrockenheit und mangelhafte Zahnhygiene, mitunter als “Meth Mouth” bezeichnet)
  • Vernachlässigung der Körperpflege (bei verschiedenen Substanzen)
  • trockene, teigige, gerötete Gesichtshaut, sichtbare Äderchen (bei übermäßigem Alkoholkonsum, normalerweise aber erst, wenn dieser über einen langen Zeitraum stattgefunden hat)

Diese Beschwerden beziehungsweise Veränderungen sind aber keinesfalls als stichhaltiger Beweis für Drogenkonsum zu verstehen. Viele der erwähnten Symptome sind nicht spezifisch. Das heißt, sie können auch auf andere Erkrankungen (oder auch nicht-krankhafte Ursachen) zurückzuführen sein.

Außerdem sind die genannten Auffälligkeiten größtenteils keine Frühsymptome. Sie zeigen sich also nicht schon während des ersten Rausches oder direkt im Anschluss, sondern erst bei längerfristigem Konsum.

Grundsätzlich ist wichtig zu wissen, dass die Auswirkungen des Drogenkonsums je nach Substanz unterschiedlich sind und vom Ausmaß und der Dauer des Konsums abhängen. Eine Rolle spielen auch die individuellen körperlichen Voraussetzungen der Person, die die Droge einnimmt. Ein und dasselbe Rauschmittel kann von Mensch zu Mensch anders wirken.

Wenn eine Person eine Abhängigkeit von einer Droge entwickelt, ist das immer an bestimmten Symptomen zu erkennen, die bei allen Abhängigkeitserkrankungen auftreten – unabhängig von der Droge.

Diese für eine Suchterkrankung charakteristischen Anzeichen sind auch im ICD-10 aufgelistet. Das ist das Klassifikationssystem, an dem sich Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und -therapeuten bei der Diagnose einer Drogensucht orientieren.

Im ICD-10 ist nicht von einer Sucht, sondern von einem Abhängigkeitssyndrom die Rede. Dieses macht sich durch mindestens drei der folgenden Anzeichen bemerkbar, die innerhalb eines Jahres gleichzeitig erkennbar sein müssen:

  • starkes Verlangen (Craving) nach dem Rauschmittel
  • Schwierigkeiten, den Konsum zu kontrollieren
  • körperliche Entzugserscheinungen
  • Toleranz gegenüber der Substanz
  • Vernachlässigung anderer Tätigkeiten, um das Rauschmittel konsumieren zu können
  • fortgesetzter Konsum trotz schädlicher Folgen

Der amerikanische Kriterienkatalog für psychische Störungen, das DSM-5, listet als Warnsignale für eine “Substanzgebrauchsstörung” ähnliche Symptome auf. Wer daran erkrankt ist,

  • konsumiert das Rauschmittel in größeren Mengen und über einen längeren Zeitraum als ursprünglich beabsichtigt.
  • hat den Wunsch, den Konsum einzuschränken und eventuell schon erfolglose Versuche hinter sich.
  • betreibt viel Aufwand, um sich das Suchtmittel zu beschaffen.
  • verspürt Verlangen nach dem Rauschmittel.
  • konsumiert das Suchtmittel, obwohl sich dies bereits negativ auf wichtige Lebensbereiche auswirkt.
  • nimmt zwischenmenschliche Probleme in Kauf, um nicht auf den Rausch verzichten zu müssen.
  • vernachlässigt zugunsten des Konsums seine Aufgaben und andere Aktivitäten.
  • gefährdet seine körperliche Gesundheit durch den Konsum des Suchtmittels.
  • setzt den Konsum fort, obwohl bereits körperliche und psychische Folgen feststellbar sind.
  • entwickelt eine Toleranz gegenüber der Substanz.
  • verspürt Entzugserscheinungen, wenn er weniger von dem Suchtmittel konsumiert oder versucht, darauf zu verzichten.

Für die Diagnose müssen nicht alle Kriterien zutreffen, sondern mindestens zwei innerhalb eines Jahres.

Bis eine Suchterkrankung erkannt und behandelt wird, vergeht leider oft viel Zeit. Zwar merken die Betroffenen in der Regel selbst, dass sie sich gefährden. Sie gestehen sich ihre Sucht jedoch oftmals nicht ein oder verbergen sie so lange wie möglich vor dem Umfeld.

Wenn Angehörige doch etwas davon mitbekommen, kann das eine Chance sein: Im besten Fall gelingt es ihnen, das Thema ohne Verurteilung und einfühlsam anzusprechen und das Vertrauen der suchtkranken Person zu gewinnen. Öffnet sie sich und gesteht sie ein, dass sie ein schwerwiegendes Problem hat, kann das der erste Schritt auf ihrem Weg aus der Sucht sein. Denn nur wer die eigene Abhängigkeit als solche anerkennt, kann die Erkrankung mit professioneller Unterstützung bekämpfen.

Mit einer nahestehenden Person über deren Drogenproblem zu sprechen, ist allerdings häufig schwierig und birgt das Risiko eines Konfliktes bis hin zum Beziehungsabbruch. Um das zu verhindern, kann es sinnvoll sein, sich bei der Vorbereitung auf das Gespräch helfen zu lassen – etwa im Rahmen eines Anrufes bei einer Suchtberatungsstelle.

Für die Suche nach der geeigneten Einrichtung eignet sich das Suchthilfeverzeichnis der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e. V. (DHS). Allgemeine Tipps zum Umgang mit suchtkranken Angehörigen bietet auch das Portal drugcom.de des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit (BIÖG).